Gästehaus Mond auf Sri Lanka
Fernab der Standards
Holzläden statt Verglasungen, eine Dachterrasse mit Cafébar und ein Innenhof, in den der Monsunregen ungehindert einfallen kann: Das kleine Gästehaus Mond in Hiriketiya im Süden Sri Lankas ist in seiner Gestaltung ein Gegenentwurf zu den wetterfest eingepackten Wohnhäusern, in denen die meisten der Urlaubsgäste zu wohnen pflegen.
Gallerie
Der Entwurf für das archaisch anmutende Boutiquehotel stammt von dem Zürcher Büro Abraha Achermann, geplant wurde es für ein Schweizer Auswandererpaar nahe der Bucht von Hiriketiya. Nach Norden grenzt das Haus an ein Nachbargebäude, sodass sich der Bau in diese Richtung komplett geschlossen zeigt. Der Zugang erfolgt von Osten, wo auch eine schmale Zugangsstraße verläuft. Beton und Holz sind die prägenden Materialien des kleinen Gästehauses.
Mondsüchtige willkommen
Ein charakteristisches Motiv
ist der Kreis: Er findet sich im Grundriss als Nische und
Aussparung und bestimmt in der Ansicht die Geometrie der kleineren
Öffnungen. Das einfallende Licht zeichnet die Form auf den
Oberflächen nach, was dem Namen des Gästehauses – zusammen mit den
kreisrunden, zum Teil hinterleuchteten Spiegeln, die sich in
verschiedenen Bereichen des Hauses finden – Nachdruck verleiht.
Durch den Monsun
Die gleichbleibend hohen
Temperaturen auf der Insel erlauben die Verschränkung von Innen-
und Außenräumen. Den Witterungseinflüssen – zu diesen gehört vor
allem der Monsun, der im Süden Sri Lankas von Mai bis September
große Regenmassen erwarten lässt – setzt das Haus kaum Barrieren
entgegen. Stattdessen sorgen verschieden hohe Niveaus dafür, dass
das Wasser wieder abfließen kann.
Stufen und Schwellen
Während die vier Gästezimmer etwas höher liegen, ist der Innenhof abgesenkt und mit einer seitlichen Rinne ausgestattet; die Duschen sind zur Veranda hin orientiert und nur durch Klappläden von dieser getrennt. Diese erlauben zusammen mit den drehbaren Holzlamellen vor dem Schlafbereich die komplette Öffnung der Hotelzimmer nach Süden.
Vom Foyer und vom Innenhof aus führen Außentreppen hinauf zur Dachterrasse, die als Cafébar genutzt wird und auch für Gäste offensteht, die nicht im Hotel nächtigen. Eine erhöhte Kanzel erlaubt über Eck die Aussicht auf Küste und Ozean.
Beton: Abenteuerlich einfach
Bauherrschaft und planendes Architekturbüro stammen aus der Schweiz – der dortige Sichtbeton genügt in der Regel höchsten Qualitätsansprüchen. In Sri Lanka hingegen hat diese Bauweise keine Tradition, Wissen und Erfahrung dazu waren bei den Bauarbeitern und Handwerkern dementsprechend kaum vorhanden.
Als „abenteuerlich“ bezeichnen Daniel Abraha und Stephan
Achermann daher das Vorhaben, das Gästehaus in sichtbarem Beton
auszuführen. Die Bauleitung übernahm der Dorfarchitekt von
Hiriketiya, die kreisrunden Schalungen wurden aus gebogenen
Stahlplatten vom Schlosser vor Ort gefertigt.
Zeugnis der Umstände
Das Haus entstand in vielen kleinen Betonierabschnitten in Ortbeton und zeigt deutlich die Spuren des Bauprozesses. Die sehr rohen und oft verfärbten Oberflächen wurden nicht kosmetisch behandelt, sie bilden eine archaisch anmutende monolithische Hülle, die mit dem rötlichen Holz der Klappläden und drehbaren Lamellen harmoniert.
Im Innenhof und im Bereich der vorgelagerten Veranda wurden Natursteinplatten im Polygonalverband verlegt; die meisten anderen Böden sowie die Treppen und Sitzbänke ließ das Planungsteam in Beton erstellen und abschließend bis aufs Korn schleifen. Für die gewünschte Anmutung der Oberfläche wurden beim Gießen einige besondere Steine per Hand eingestreut. -chi
Bautafel
Architektur: Atelier Abraha Achermann, Zürich / Daniel Abraha, Stephan Achermann
Projektbeteiligte: Nandor Zahnd (Mitarbeit Architekturbüro)
Bauherrschaft: Gästehaus Mond, Hiriketiya
Standort: Galaboda Hena, Hiriketiya Rd, Dikwella, Sri Lanka
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Rasmus Norlander, Zürich
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