Studie zur Schimmelproblematik in europäischen Wohnungen
Ausmaß und gesundheitliche Folgen
Allein in Deutschland stehen rund 10 Prozent der Bauschadensfälle mit Schimmel in Zusammenhang. Schimmel in Wohnungen ist ein weitverbreitetes Problem, das jedoch nicht nur Bauteile beschädigen und zerstören, sondern auch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen der Bewohner bis hin zu chronischen Krankheiten führen kann. Forscher des Fraunhofer-Institutes für Bauphysik IBP beschäftigen sich bereits seit Jahrzehnten mit den Auswirkungen von Schimmelpilzen. Sie suchen nach Lösungen und Werkzeugen, um den durch Feuchte entstehenden Schimmel zu verhindern, zu bekämpfen, zu klassifizieren und zu bewerten.
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Verschiedene Faktoren können Schimmelwachstum begünstigen: Eine
unzureichende Lüftung des Wohnraums kann zur Anreicherung von
Feuchte im Innenraum führen. Die überhöhte Luftfeuchtigkeit in
Kombination mit kühleren Außenwänden – beispielsweise aufgrund
mangelnder Wärmedämmung – bietet ideale Bedingungen für
Schimmelwachstum. Auch der schnelle Bezug eines Neubaus, der nicht
ausreichend durchgetrocknet ist, kann binnen kurzer Zeit zu
Schimmelbildung führen. Baumängel wie Wärmebrücken, Mängel in der Ausführung der
Dämmung, Wasserschäden durch schadhafte Leitungen oder auch
Mobiliar, das so positioniert ist, dass die Luftzirkulation
zwischen Wand und Möbel verhindert wird, sind ebenfalls
begünstigende Faktoren.
Ende 2016 wurden die Ergebnisse einer Studie des IBP bekannt
gegeben, die zeigt, wie sehr Feuchteprobleme und Schimmelbefall in
deutschen und europäischen Wohnungen verbreitet sind und welche
gesundheitlichen Auswirkungen auf Mensch und Gebäude entstehen. Der
Erhebung nach leben rund 84 Millionen Menschen in der Europäischen
Union inklusive Island, Norwegen und der Schweiz in feuchten
Wohnungen. Die Bewohner einer von Schimmel befallenen Wohnung
tragen ein um 40 Prozent erhöhtes Risiko, an Asthma zu erkranken.
Etwa 7 Prozent der Erwachsenen in Europa sind von diesem
Krankheitsbild betroffen. Die Studie zeigt einen deutlichen
Zusammenhang zwischen Atemwegsinfektionen und feuchten,
schimmeligen Innenräumen.
Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, muss bei künftigen
Sanierungsmaßnahmen mehr Wert auf eine fachgerechte Ausführung
gelegt werden. Die Zahl der Betroffenen ließe sich durch eine
Verbesserung der raumklimatischen und bautechnischen Bedingungen
deutlich reduzieren. Dringender Handlungsbedarf besteht bei
sichtbarer Schimmelentwicklung bereits bei einer betroffenen Fläche
von 20 Quadratzentimetern. Zur Vermeidung und Bekämpfung von
unerwünschter Feuchte in Baukomponenten gibt es verschiedene
Lösungsansätze und Produkte – Computerprogramme können den Feuchte-
und Wärmetransport in mehrschichtigen Bauteilen und Gebäuden vorab
simulieren, spezielle Balkonbewehrungsanker beispielsweise
Wärmebrücken reduzieren bzw. verhindern.