Innendämmung mit Entsalzungsfunktion für die Sanierung
Einsatz bei Schloss Güterfelde
Die Sanierung bzw. energetische Ertüchtigung von historischen Bauwerken stellt eine besondere Herausforderung für Planer und Ausführende dar, weil eine Dämmung von außen aus denkmalpflegerischen Gesichtspunkten oftmals nicht möglich ist. Eine Innendämmung ist eine Lösung, erfordert jedoch ein vertieftes Verständnis der bauphysikalischen Zusammenhänge. Beim unweit von Potsdam gelegenen Schloss Güterfelde kam eine massive Beeinträchtigung der Bausubstanz durch aufsteigende Feuchte hinzu.
Gallerie
Das Schloss war 1804 nach Plänen des Architekten Friedrich Gilly im klassizistischen Stil errichtet und 65 Jahre später im Stil der französischen Neorenaissance erweitert und umgebaut worden. Eine erneute Vergrößerung und Ergänzung des Parks erfolgte nur wenige Jahre danach. Im Anschluss an die private Nutzung diente es im 20. Jahrhundert unter anderem als Sanatorium für Lungenkranke und als Seniorenheim. Einige Jahre blieb der Bau nach der Jahrtausendwende ungenutzt, bis sich 2010 mit dem Unternehmen Terraplan aus Nürnberg ein Käufer fand, der darin luxuriöse Eigentumswohnungen schaffen wollte. Im Zuge der Sanierung des Ensembles in Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekten Uwe Licht wurde auch der Schlosspark neu gestaltet.
Die Schlossfassade war in der Rohbausubstanz gut erhalten, die vielen Umnutzungen hatten im Laufe der Zeit allerdings im Innern ihre Spuren hinterlassen. Da von der ursprünglichen Gestaltung der Räume nichts geblieben war, konnte der Architekt die Grundrisse neu ordnen. Um jedoch aus dem mehr als 200 Jahre alten Bau eine Wohnanlage nach heutigen Standards zu machen, musste neben dem Schallschutz vor allem der Wärmeschutz verbessert werden. Damit es als Folge der notwendigen Innendämmung nicht zu Tauwasserausfall kommt, wurde für diese Planungen das Projektteam erweitert: Außer der Denkmalschutzbehörde und dem Institut für Bauklimatik der TU Dresden wurde das Unternehmen Xella als Hersteller mineralischer Dämmsysteme einbezogen.
Zum Einsatz kam das diffusionsoffene und kapillaraktive Innendämmsystem Multipor, welches auftretende Feuchtigkeit temporär speichern und wieder an die Raumluft abgeben kann. Die Wärmeleitfähigkeit der mineralischen Platten beträgt λ = 0,042 W/(mK). Während der Bestandsaufnahme zeichnete sich jedoch im Gartengeschoss, wo künftig eine Heiztechnikzentrale stehen sollte, ein größeres Problem ab: Aufsteigende Nässe hatte die Wände stark durchfeuchtet, Salze waren ausgeschwemmt und an der Innenwand auskristallisiert. Es wurden Ziegel- und Mörtelproben genommen, deren Feuchtegehalt ermittelt und die Art und Konzentrationen der Salze bestimmt. In erster Linie handelte es sich um Sulfate, in geringeren Mengen waren Nitrate und Chloride vorhanden – vermutlich, weil im 19. Jahrhundert beim Bauen gerne Gips verwendet wurde, auch als Mörtel. Gips ist reines Calciumsulfat. Die Folge von solchen Salzbelastungen kann eine ständig feuchte Wandoberfläche sein, da Salze hygroskopisch wirken, also immer das Bestreben haben, Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und anzulagern. Was bei einer ohnehin feuchten Wand zu enormen Schäden im Mauerwerk und Putz führen kann und zudem einen Nährboden für Schimmelpilze bildet.
So kamen letztlich Entsalzungsplatten als Erweiterung der Innendämmung zum Einsatz: Multipor ExSal Therm lautet die Bezeichnung für das System, das feuchten Wänden das salzhaltige Wasser entzieht. Über die Oberfläche der Platten wird das Wasser verdunstet, also an die Raumluft abgegeben, während das Salz in den Poren der Dämmplatten eingelagert wird. So bleibt das Raumklima relativ konstant, und eine potenzielle Schimmelbildung durch Kondensatfeuchte auf Raumoberflächen wird vermieden. Ohne das Mauerwerk zuvor aufwändig trockenzulegen, wurden die Platten vollflächig auf die feuchte Innenwand geklebt. Lange Trocknungs- und Putzstandzeiten ließen sich umgehen. Der Dämmstoff ist nicht brennbar und formstabil.