Zweierlei Schiefer am europäischen Märchenzentrum

Empfangsgebäude ergänzt Ausstellungshaus in Pacanów

An eine Festung lassen sie denken, die massigen, konisch geformten Türme des Europäischen Märchenzentrums im südlichen Polen. 2010 eröffnet, ist es ein wichtiger Anziehungspunkt in der Kleinstadt Pacanów. Seit 2021 ergänzt unter anderem ein Empfangsgebäude mit Café das Ausstellungshaus. Gemeinsam ist den beiden Bauten die Haut aus Schiefer – ansonsten sind sie gegensätzlich: Während das Märchenzentrum in seiner Ausdehnung, mit massiv wirkenden Rundungen, erdverbunden und geschlossen erscheint, zeigt sich das Empfangsgebäude kantig und scharf konturiert. Auf zwei Etagen öffnet es sich mit großen Verglasungen und einer Dachterrasse zum erweiterten Märchenpark.

Figur des Ziegenbocks Matolek, Namensgeber des Bistros, vor der Fassade des älteren Hauptgebäudes: Dessen Schieferfassade ist historisierend in Wilder Deckung ausgeführt.
Das scharf konturierte, kantige Eingangsgebäude öffnet sich auf zwei Etagen zum Märchenpark.
Die EIngangsseite zur erhöht gelegenen Straße zeigt sich eingeschossig.

Das Märchen vom Ziegenbock

Der Park erstreckt sich vom Empfangsgebäude aus nach Süden, das Hauptgebäude sitzt – abgeschirmt durch eine erhöht gelegene Straße – nördlich davon. Der Eingangsbau zeigt sich zur Straße hin eingeschossig, die untere Ebene ist ins Erdreich eingebettet. Der vor Witterung geschützte und zurückgesetzte Zugang führt ins Bistro u Koziolka (= Bistro zum Ziegenbock) als Verweis auf die Ursprünge des Märchenzentrums: Überliefert ist die Erzählung vom mutigen Ziegenbock Matołek, der sich auf die Suche nach dem Ort Pacanów machte. Denn dort gäbe es einen Schmied, so berichten die Ziegen, der ihnen die Hufe beschlüge. Am Ende einer langen und erlebnisreichen Reise um die Welt findet Matołek endlich diesen Ort – und erfährt dort, dass Ziegen keine beschlagenen Hufe brauchen, um glücklich zu sein.

Wilde Deckung: Festung – Symmetrische Deckung: Empfang

Die weiten Rundungen des Hauptgebäudes sind mit Schiefer in Wilder Deckung ausgeführt. Sie erzeugen ein dichtes, unregelmäßiges Schuppenkleid (Abb. 2). Es handelt sich hierbei ebenso wie beim Empfangsgebäude um Schiefer der Firma Rathscheck. Der scharfkantige Eingangsbau mit asymmetrischem Schrägdach hat eine dunkle, geradlinige Fassade. Architekt Wojciech Dunaj von der Domino grupa architektoniczna aus Stettin entschied sich hier für eine moderne Symmetrische Deckung aus 60 x 30 cm großen Rechteckschiefern.

Rechteckschiefer mit Aluminium-Unterkonstruktion

Der gleiche Naturstein, der am Hauptgebäude in historisierender Form zum Einsatz kommt, hat am Eingangsgebäude eine ganz andere Wirkung. Die Rechteckschiefer sind auf einer Unterkonstruktion aus Aluminium verklammert, die Platten durch eine umlaufende Fuge (1 cm) voneinander abgesetzt. Durch diese Fugen fließt Regenwasser auf ein wasserführendes Unterdach. Die spaltrauen Oberflächen der Schieferplatten kommen als Teil dieser insgesamt flächigen Fassade besonders gut zur Geltung.

Das Bistro befindet sich im Obergeschoss, erweitert über die Dachterrasse. Im Erdgeschoss können die Eintrittskarten gekauft werden. Durch bodentiefe Fensterreihen und von der Terrasse lässt sich der erweiterte Märchenpark gut überblicken: Hier gibt es einen Mini-Zoo, eine Salzgrotte und viele Möglichkeiten zum Spielen und Erkunden neuer Märchenwelten.

Schiefer: Rathscheck Schiefer, Mayen; Dachdecker: Dach i Strych, Krakau

Fachwissen zum Thema

Vorgehängte Schieferfassade in Horizontaler Deckung an einem Sozialen Wohnungsbau im dänischen Køge (Architektur: BSAA/Urbanlab nordic, 2011)

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Variable Rechteck-Deckung an einem ehemaligen Bauernhof in Uiffingen von Bruno Blesch, Box­berg

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Orthogonale Schieferfassaden im Überblick

Beispiel Einfamilienhaus in Grevenbroich: Bei dieser Deckung sind weder Höhen- noch Seitenüberdeckung erforderlich und Schiefer kann als Natursteinfassade mit offenen Fugen verwendet werden

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Wilde Deckung auf einem unregelmäßig gewölbten Dach

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