Zwei Mehrfamilienhäuser in Zürich-Leimbach

Mit Hang zur Leichtigkeit

Mit hellgrau verputzten Wänden und Details in Rosa, Blau und Gelb thronen zwei Mehrfamilienhäuser über der Leimbachstraße in Zürich. Dass der Entwurf des ortsansässigen Büros ILAI ohne Beton nicht umzusetzen gewesen wäre, zeigt der Eingangsbereich: Da das Grundstück nicht nur am Hang liegt, sondern – begrenzt durch eine Stützmauer – auch noch höher als die Straße, erfolgt der Zugang unterirdisch über eine Tiefgarage.

Durch die klassisch anmutende Gliederung der Volumen sowie die ungewöhnliche Farbgebung wirkt der Entwurf des ortsansässigen Büros ILAI trotz der erhöhten Lage und der immerhin vier oberirdischen Stockwerke beschwingt.
Zur Umgebung hin präsentieren sich die Bauten mit mehrfach gespachtelten und lasierten Fassaden.
Da das Grundstück höher liegt als die Straße, erfolgt der Zugang unterirdisch über eine Tiefgarage.

Während sich der Vorgängerbau im rückwärtigen Teil des reich bewachsenen Grundstücks verborgen hatte und über schmale Stiegen und Wege erschlossen wurde, rückt die deutlich umfangreichere Neubebauung an die Straße heran. Die kompakten Volumen sind in den Obergeschossen durch Vor- und Rücksprünge gegliedert; das ruhige Erdgeschoss scheint im Kontrast dazu eine Art Sockel auszubilden. Zu diesem lebendigen Wechsel gesellt sich die ungewöhnliche Farbgebung, die die Gebäude trotz der erhöhten Lage und der immerhin vier oberirdischen Stockwerke nicht erdrückend, sondern eher beschwingt wirken lässt.

Tief verbunden

Die beiden Baukörper sind hintereinander angeordnet. Im Zwischenraum, der als eine Art Gelenk fungiert, findet sich die vertikale Erschließung. Sie beginnt eigentlich schon in der Tiefgarage, die die Bewohnenden weit in den Hang leitet, bevor sie über einen Aufzug oder eine einläufige Treppe nach oben geführt werden. Vom ersten Obergeschoss des Vorderhauses aus kann das Erdgeschoss des rückwärtigen Gebäudes erreicht werden. Ab hier ist die Erschließung in beiden Bauten jeweils als offener, leicht aus der Fassade hervortretender Treppenturm ausgeführt. Diese Bauteile liegen einander gegenüber, sodass es so wirkt, als würden sich die Bauten gegenseitig Einblick in ihr Innerstes gewähren.

Die Gliederung der Baukörper kommt nicht nur der Ansicht, sondern auch den Grundrissen zugute. Bodentiefe Fenster, Nischen und Erker bereichern die Räume, die sich jeweils um einen Sanitärkern legen. Beim Vorderhaus handelt es sich weitgehend um einen Zweispänner; die Wohnungen lassen sich bei Bedarf jedoch auch problemlos zusammenlegen. Das hintere Gebäude ist als Einspänner angelegt. Jeder Wohneinheit sind private Außenräume wie Balkone und Terrassen zugeordnet. Sie erlauben – ebenso wie die großzügige Dachterrasse – nach Osten hin weite Blicke über das Sihltal.

Beton: Gut genug
Während sich das Haus zur Umgebung hin mit mehrfach gespachtelten und lasierten Fassaden präsentiert, zeigt es sich im Bereich der vertikalen Erschließung – der Zone, in der die beiden Bauten eine Verbindung eingehen – komplett in Sichtbeton. Die Materialwahl lässt sich lesen als Fortsetzung der ebenfalls in Sichtbeton gehaltenen Tiefgarage, die den Zugang zu diesem Bereich überhaupt erst ermöglicht.

Bei der Ausführung wurde nicht die höchste Sichtbetonqualität gewählt, sodass die Oberflächen recht roh erscheinen. Die Schalhautstruktur unterscheidet sich je nach Bereich. Bei der Fassade kamen Rahmenschalungen zum Einsatz, im Treppenhaus entschied sich das Planungsteam für kleinformatige Schalelemente, die auch die Geschossdecken prägen.

Grundlage der Ausschreibung war der Schweizer Schalungstyp 4 (nach SIA 118/262), der die Schalung der Sichtbetonoberfläche mit Tafeln vorgibt, wobei die Abmessung der Schalelemente jeweils konstant sein soll. Die Tafelrichtung ist einheitlich, die Anordnung erfolgt parallel zur größeren Abmessung der Schalungsfläche. Eine homogene Oberflächenstruktur und eine möglichst gleichmäßige Farbtönung werden ebenfalls vorgegeben. -chi

Bautafel

Architektur: ILAI, Zürich
Projektbeteiligte: Markus Epper, Zürich (Bauleitung) Raumanzug, Zürich (Bauphysik); Bereuter Baugrubentechnik, Volketswil (Baugrube) Ragotti + Weber Bau, Netstal (Baumeister); Scherer, Pfäffikon (Fenster); H. Kreiner, Zürich (Spengler); Wanner, Regensdorf (Fassadenputze); BE electric, Zollikon (Elektro); Hersperger Meilen, Meilen (Sanitär); Forster Swiss Home, Arbon (Küchen); Lift, Regensdorf (Liftanlage); Gandola & Battaini, Zürich (Gipser); Keller Metallbautechnik, Wangen (Stahlbau); Walter Widmer Schreinerei, Küsnacht (Schreiner); Rauner, Netstal (Plattenbeläge); GGZ Gartenbau Genossenschaft, Zürich (Gartenbau)
Bauherr/in: privat
Standort: Leimbachstrasse 96 und 98, 8041 Zürich, Schweiz
Fertigstellung: 2021
Bildnachweis: Peter Derron; ILAI, Zürich

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