Zimmermannsmäßige Verbindungen
Versatz und Blatt, Zapfen und Schwalbenschwanz
Eine lange Tradition im Holzbau haben zimmermannsmäßige Verbindungen. Diese berücksichtigen die spezifischen Eigenschaften des natürlichen Baumaterials und haben sich auch deshalb bewährt. Der traditionelle Holzbau ohne weitere Hilfsmittel hat bis heute Bestand – in manchen Regionen ist sogar ein Wiederaufleben zu beobachten.
Ein Nachteil solcher Verbindungen ist die Schwächung des Holzes an der Verbindungsstelle und der hohe Arbeitsaufwand; mithilfe moderner Abbundanlagen (CNC-gesteuerte Zuschnittanlagen für Holz) lassen sich konstruktive Details dieser Art jedoch maschinell fertigen. Holz-in-Holz-Verbindungen können zudem mit Verbindungsmitteln wie Dübeln oder Nagelblechen kombiniert werden. Die Bandbreite der zimmermannsmäßigen Verbindungen ist groß – wesentliche Ausführungen sind im Folgenden genannt.
Mit einem Versatz lassen sich schräge Druckanschlüsse
herstellen. Unterschieden werden der einfache Stirnversatz, der
Rückversatz (im Falle eines knapp bemessenen Vorholzes) sowie der
doppelte Versatz (Abb. 1-3). Wie belastbar eine solche Verbindung
ist, hängt vom Neigungswinkel zwischen Strebe und
horizontalem Balken, der Versatztiefe und der Länge des
Vorholzes ab. Diese beträgt 10-50 cm und ist ebenso wie die
Einschnitttiefe rechnerisch nachzuweisen. Die Lage des Versatzes
kann durch einen Bolzen oder seitlich aufgenagelte Laschen
gesichert werden.
Als Verblattung wird die konstruktive Verbindung von Hölzern in einer Ebene bezeichnet. Es gibt mehrere Varianten: das gerade Blatt, das stehende Blatt, das Eckblatt oder das Scherblatt (Abb. 4-7). Über diese Verbindungen werden Druckkräfte übertragen, während für die Aufnahme geringer Zugkräfte zusätzliche (mechanische) Verbindungsmittel erforderlich sind. Benannt nach dem Erfinder des Gerberträgers, Heinrich Gottfried Gerber (1832-1912), ist der Gerberstoß (auch Schräges Blatt, Abb. 8). Dieser eignet sich für lange Durchlaufträger und wird grundsätzlich im Momenten-Nullpunkt angeordnet.
Mithilfe eines Zapfens lässt sich die Position bzw. Lage
eines Holzes zu einem anderen fixieren; beispielsweise können
Druckglieder wie Stützen oder Streben auf diese Weise seitlich
gehalten werden (Abb. 9). Durch das Zapfenloch wird allerdings die
Auflagerfläche verringert. Um die Sparren einer Dachkonstruktion im
First miteinander zu verbinden, kann ein Scherzapfen ausgeführt
werden (Abb. 10).
Für Verbindungen mit Schwalbenschwanz gibt es mehrere
Varianten, z.B. Schwalbenschwanzkamm, Schwalbenschwanzeckblatt oder
Gehrung mit Schwalbenschwanz. Charakteristisch ist die Keilform,
wobei sich eine Schmalseite zu einer breiten Kante aufweitet. Die
typische Kontur erinnert an den Schwanz einer Schwalbe (Abb. 11).
Diese Verbindungsart erfordert eine hohe Passgenauigkeit. Daher ist
sie handwerklich besonders aufwendig; bei CNC-Maschinen gehört sie
mittlerweile zum Standard.
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