Zentraltunnelwarte in Hausmannstätten

Extensive Begrünung einer Dachlandschaft

Zur Verkehrsentlastung des Ortskerns von Hausmannstätten in der österreichischen Steiermark, rund 10 km südöstlich von Graz, wurde als Ortsumfahrung der 1.045 Meter lange Tunnel „Himmelreich“ errichtet. An dessen Westportal planten und realisierten Dietger Wissounig Architekten ein zusammenhängendes Ensemble aus Zentraltunnelwarte, Straßenmeisterei und Werkstätten.

Auffahrt ins 1.Obergeschoss des Zentralgebäudes
Das Zentralgebäude mit Tunnelwarte verbindet beide Stränge
Am östlichen Ende des langgestreckten Hofes, der zum Rangieren der Anhänger und Schneepflüge dient, liegt die Zufahrt

Der etwa 200 Meter lange, flache Baukörper ist durch den ihn umgebenden Landschaftsraum entscheidend geprägt und scheint an verschiedenen Stellen mit diesem zu verwachsen. Zwei parallel verlaufende, ein- bis zweigeschossige Riegel folgen dem geschwungenen Verlauf der Umfahrung an deren Südseite bis zur Tunneleinfahrt. Dort verbindet das Zentralgebäude der Tunnelwarte beide Stränge: Zur Straße gelegen ist die Meisterei, der südliche Riegel beinhaltet Werkstätten. Am östlichen Ende des lang gestreckten Hofes, der zum Rangieren der Anhänger und Schneepflüge dient, ist die Zufahrt eingefasst durch die Straßenmeisterei und eine Tankstelle. Die großflächig begrünten Dächer der Anlage gehen stellenweise in künstliche Aufschüttungen über, Teile des Gebäudes sind in den Hang gebaut.

Neben der Berücksichtigung von Topografie und Landschaft standen Aspekte des Schallschutzes und Energieverbrauchs im Fokus der Planung. So fungieren die begrünten Aufschüttungen bzw. Böschungen als Schallschutzwand, sowohl hinsichtlich der Lärmbelastung seitens der Umfahrung als auch in Bezug auf eigene Emissionen in Richtung einer nahen Wohnsiedlung.

Aufgrund hoher Belastungen durch Witterung und Verkehr auf dem Gelände sowie des Einsatzes und der Lagerung von Streusalz ist das Bauwerk aus robusten Materialien wie Stahlbeton, Holz, Stahl und Industrieglas errichtet. Die Planer achteten auf eine Trennung der tragenden und bekleidenden Bauteile, damit letztere sich bei Bedarf mit geringem Aufwand austauschen lassen. Sparsame Farbakzente in Gelborange an den Fassaden und auf den Böden signalisieren die Corporate Identity der Straßenmeisterei.

Flachdach
Die Dächer des Ensembles sind weitgehend mit einer extensiven Dachbegrünung ausgeführt. Dabei wurden sowohl Kunststoff- als auch Bitumenbahnen eingesetzt. Wo es aus Gründen des Brandschutzes erforderlich war – im Zentralgebäude und Teilen der Werkstätten und Straßenmeisterei – dienen Betondecken als tragende Elemente, große Teile der Flachdächer aber sind mit Kielstegelementen (verleimte Holzelemente mit dazwischenliegenden, diagonalen Stegen) ausgeführt. Insbesondere in diesen Bereichen. über welche auch das notwendige Gefälle hergestellt wurde, kamen Polyethylenbahnen zum Einsatz. Oberhalb der Stahlbetondecken wurde eine dreilagige, durchwurzelungsfeste, bituminöse Abdichtung eingesetzt; eine Gefälledämmung sorgt für die fachgerechte Entwässerung.

Bautafel

Architekt: Dietger Wissounig Architekten, Graz
Projektbeteiligte:
Architekturbüro B+P, Graz (Projektsteuerung); Arge Östu-Stettin/Hinteregger, Leoben (Generalunternehmer); Eisner, Graz (Statik); Die Haustechniker, Jennersdorf (Haustechnikplanung); Ingenieurbüro PEL, Graz (Elektroplanung); Norbert Rabl, Graz (Brandschutz); Rosenfelder & Höfler, Graz (Bauphysik);
Bauherr:
Land Steiermark
Standort: St.-Peter-Straße 61, 8071 Hausmannstätten
Fertigstellung:
2012
Bildnachweis: Paul Ott, Graz

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