Zentralarchiv eines Energiekonzerns in Bure-Saudron

Verborgener Perimeterschutz zur Einbindung in die Landschaft

Weite Teile der Grenzregion zwischen den Départements Meuse und Haute Marne im Nordosten Frankreichs dienen heute als gigantisches, unterirdisches Lager radioaktiver Abfälle – ob sie auch als zukünftiges atomares Endlager geeignet sind, wird derzeit noch untersucht. Inmitten dieser Landschaft entstand nach Plänen des Pariser Architekturbüros LAN das Zentralarchiv des Energiekonzerns EDF (Électricité de France). Die Elektrizitätsgesellschaft gehört zu den größten Stromerzeugern weltweit und betreibt über 50 Atomkraftwerke. Sämtliche Daten und Unterlagen des Unternehmens werden nun in dem kompakten und nach außen verschlossenen Baukörper des Zentralarchivs aufbewahrt.

Das Erdgeschoss ist teilweise eingegraben
Feuerhemmende Türen schotten die Archive ab
In seiner äußeren Gestaltung passt sich der Baukörper der Umgebung an

Das fünfgeschossige Gebäude ist 19 m hoch und nimmt rund 1.400 m² des 3,30 ha großen Grundstücks ein. Die Büros liegen im Erdgeschoss, das teilweise in den Hang eingebettet ist, im Nordwesten aber unter einem Gründach in die Landschaft hinausragt. Das ermöglicht den Mitarbeitern weite Ausblicke in die Umgebung. Auf der anderen Seite des (eingegrabenen) Erdgeschosses erfolgt von Osten die Anlieferung. Die Depots zur Archivierung der Daten befinden sich in den vier Obergeschossen. Insgesamt 20 Lagerhallen mit einer Größe von je 200 m² sind in dem quaderförmigen, geschlossenen Block neben- und übereinandergestapelt.

Um dem Zentralarchiv bei aller notwendigen Massivität und Schwere eine gewisse Leichtigkeit und Lebendigkeit zu verleihen, gaben ihm die Architekten eine schillernde und wechselhafte Gebäudehülle: Die Fassade besteht aus erdfarbenen Betonplatten, in deren Oberfläche polierte Edelstahlplättchen eingebunden sind (120.000 Stück mit einem Durchmesser von 7 cm und 1 mm Stärke). Diese reflektieren das natürliche Licht und die Farben der Umgebung in Abhängigkeit von Tageszeit und Witterung, sodass sich die Grenzen des Baukörpers aufzulösen scheinen. Um das Gelände optisch mit der Landschaft zu verweben, wurden in regelmäßigen Abständen Streifen mit Hartholz gepflanzt.

Die äußere Hülle aus Beton umschließt eine 30 cm starke Dämmung vor der tragenden Betonstruktur. Der Wärmebedarf des Gebäudes wird durch den Einsatz erneuerbarer Energien und einer Wärmepumpe gedeckt, ausgestattet mit einer kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Ein Regenrückhaltebecken, begrünte Dachflächen und eine insgesamt geringe Versiegelung ermöglichen die Versickerung des Regenwassers auf dem Gelände.

Sicherheit
Erstmals sind alle wichtigen Dokumente des Energiekonzerns an einem Ort gebündelt. Das neue Zentralarchiv ermöglicht nicht nur deren angemessene Aufbewahrung, sondern auch eine deutlich bessere Organisation und Zugänglichkeit der Unterlagen. Es beinhaltet Regale für Akten (Papier) und Mikrofilme auf einer Länge von insgesamt etwa 70 km sowie ein spezielles Labor zur Bearbeitung der Mikrofilme. In den Lagerhallen werden Luftfeuchte und Raumtemperatur permanent kontrolliert.

Die Depots werden mit Präsenzmeldern (elektronische Sensoren) und Videokameras an den Zugängen permanent überwacht. Die Türen sind feuerhemmend ausgeführt. Alle Lagerhallen sind mit Sprinkleranlagen ausgestattet und bis zu zwei Stunden lang feuerbeständig. Die Zugänge für die Feuerwehr befinden sich verborgen hinter den vorgehängten Betonplatten, um die Kontinuität der Fassade zu wahren.

Das gesamte Gelände ist durch einen Wallgraben mit Einzäunung geschützt. Diese Barriere sollte die Einbindung des Gebäudes in die Landschaft jedoch nicht stören – deshalb liegt der Zaun abgesenkt in einem 1,50 m tiefen Graben, die Böschung dahinter ist nochmals erhöht. Auf diese Weise gehen Archivgelände und umgebende Landschaft von Weitem nahtlos ineinander über.

Die Besucherparkplätze sind vor einem kontrollierten Schiebetor angeordnet. Einlass erhalten nur Fahrzeuge des Personals sowie der notwendige Lieferverkehr. Anschließend gelangen diese über separate Zufahrten zu den Parkplätzen im Norden vor den Büros oder zum Anlieferungsbereich an der Ostseite des Gebäudes. -us

Bautafel

Architekten: LAN Architecture, Paris
Projektbeteiligte: Franck Boutté, Paris (Umweltberatung); Batiserf Ingénierie, Fontaine (Tragwerk); Base, San Francisco (Landschaftsarchitekten); LBE Elster, Wuppertal (Verfahrenstechnik); Ciments Calcia, Guerville Cedex/F (Betonhersteller)
Bauherr: EDF Group, Paris
Standort: Bure-Saudron
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: Julien Lanoo, Boeschepe

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