Wohnungsbau in Cerredo

Guckkästen im Schiefermassiv

In der kleinen nordspanischen Bergbaustadt Cerredo ist ein ungewöhnlicher sozialer Wohnungsbau entstanden, geplant von dem Architekturbüro zon-e Arquitectos aus Madrid. Die beiden Büroinhaber Nacho Ruiz Allen und José Antonio Ruiz Esquiroz beschreiben ihren Neubau am Fuße des Gebirges als eine „geometrisch-abstrakte Interpretation der Berglandschaft”. Er soll sich insbesondere durch seine Form- und Farbgebung in die umgebende Landschaft eingliedern.

Wohnungsbau in Cerredo
Wohnungsbau in Cerredo
Wohnungsbau in Cerredo

Insgesamt umfasst das Mehrfamilienhaus 15 Wohneinheiten, wobei keine Wohnung der anderen gleicht. Auffallend an dem Bau sind die schwarzen Schieferfassaden, gen Süden mit großen, hervortretenden und weiß gefassten Balkonen, gen Norden als einfache Lochfassade. Dieser Kontrast, aber auch die Wohnungsgrundrisse und die Innenausstattung des Neubaus verleihen dem sozialen Wohnungsbau ein schlichtes und elegantes Aussehen. Das vom Staat finanzierte Projekt ist seit 25 Jahren die erste neue Wohnanlage in der Region.

Schiefer
Cerredo, mit seinen 270 Einwohnern, liegt zwischen den drei Regionen Asturien, Kastilien und Galicien, in einem der wichtigsten Schieferabbaugebiete Spaniens. Die verwendeten schwarzen Schiefer wurden in der Nähe des Gebäudes - in Valdeorras - gewonnen und tragen die Bezeichnung „Plain black”. Sie sind ca. 4 mm dick und 32 x 22 cm groß. Da sich die Schieferflächen über Dach und Fassaden ziehen, kamen zwei verschiedene Deck- bzw. Montagearten zur Ausführung. In beiden Fällen folgt auf die Betonkonstruktion eine wasserdichte Folie, darauf befindet sich eine 5 x 5 cm starke Unterkonstruktion aus Fichtenholz. Soweit ist der Aufbau an Dach und Fassade gleich.

Die Deckarten unterscheiden sich - je nachdem ob Eindeckung oder Bekleidung - jedoch stark: Das Dach erhielt eine regional weitverbreitete Deckung, die als „tripel solape” bezeichnet wird. Dabei werden die Schiefer dreifach übereinander geschichtet, um eine wasserdichte Abdeckung zu gewährleisten. Die Schiefer an den Fassaden sollten sich dagegen exakt in die Flächen zwischen den ausgestellten Balkonen und den Fenstern einfügen. Die Ansichtsfläche jeder einzelnen Platte wurde dementsprechend auf eine Breite von 22 cm festgelegt und danach - den quadratischen Balkonen ähnlich - aus gestalterischen Gründen auch in der Höhe auf 22 cm begrenzt. So sind an allen Fassaden rechteckige Schieferflächen zu sehen und die Deckansicht korrespondiert insgesamt mit den Quadraten der Balkone. Die Befestigung erfolgte an allen Flächen mithilfe von Schieferhaken.

Auf die Frage, warum sie sich für das Material Schiefer entschieden haben, antworteten die Architekten: „Es ist das traditionelle Dachdeckungsmaterial der Region. Da die Wetterverhältnisse dort aufgrund der Höhe und der umgebenden Berge sehr extrem sein können, haben wir uns an Bewährtes gehalten. Allerdings wollten wir es in einer zeitgemäßen Weise verwenden.”

Bautafel

Architekt: Zone-e Arquitectos, Madrid
Projektbeteiligte: Construcciones y contratas Herrera Oviedo (Bauunternehmer)
Bauherr: Principado de Asturias, Cerredo
Fertigstellung: 2009
Standort: Cerredo
Bildnachweis: Zone-e Arquitectos, Madrid

Fachwissen zum Thema

Lineare Rechteck-Deckung für Fassaden

Lineare Rechteck-Deckung für Fassaden

Deckungsarten

Lineare Rechteck-Deckung an der Fassade

Rechteck-Deckung an einem Geschosswohnungsbau in Kopenhagen

Rechteck-Deckung an einem Geschosswohnungsbau in Kopenhagen

Deckungsarten

Rechteck-Deckung an der Fassade

Schiefer-Dachdeckung an einem Einfamilienhaus

Schiefer-Dachdeckung an einem Einfamilienhaus

Einführung

Schiefer als Baumaterial

Traditionelle Schiefereindeckung im Steildach: Kloster Paradies in Soest

Traditionelle Schiefereindeckung im Steildach: Kloster Paradies in Soest

Werkstoff Schiefer

Schiefer als Dachdeckungsmaterial

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Schiefer sponsored by:
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de