Wohnsiedlung Sunny Watt in Regensdorf/CH

Passive und aktive Solarnutzung bei erster Nullenergie-Siedlung nahe Zürich

Nördlich von Zürich und nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt liegt Regensdorf. Die Gemeinde wuchs über die letzten Jahrzehnte mit der größten Schweizer Stadt zusammen und gehört mittlerweile zu deren Agglomeration. Parallel zum Höhenverlauf des Schwenkelbergs im Ortsteil Watt entstand nach Plänen des Zürcher Büros Kämpfen für Architektur die Wohnsiedlung Sunny Watt. Architekt Beat Kämpfen bezieht sich mit der Namensgebung für die Siedlung auf sein Pionierobjekt Sunny Woods, ein Mehrfamilienhaus, das er knapp zehn Jahre zuvor ebenfalls in Zürich errichtete. Es diente als Vorbild bei den Häusern am sonnigen Hügel von Watt und wurde hier weiter spezifiziert.

Ansicht der drei- bis viergeschossigen Baukörper mit Wohnungen: Die Nordseiten sind weitgehend geschlossen
Das begrünte und autofreie Zentrum der Siedlung
Südansicht: Gemeinsamer Platz und Treppenhaus zum Eckgebäude mit Wohnungen (links) und dem lang gestreckten Riegel mit Maisonettes (rechts)

Die Siedlung besteht aus vier Gebäuden, die Nord-Süd ausgerichtet sind und Platz für insgesamt 19 Wohneinheiten bieten. Den Abschluss zur Haldensteinstraße im Norden bilden zwei drei- bis viergeschossige Baukörper: Ein kurzer Quader an der nordwestlichen Ecke beinhaltet vier Wohnungen, ein langgestreckter Riegel daneben insgesamt acht Maisonettewohnungen mit Gärten oder Dachterrassen. Parallel dazu im Süden liegen Reihenhäuser, angeordnet in zwei Gruppen mit drei bzw. vier Häusern. Dazwischen befindet sich ein Spielplatz, während der Freiraum zwischen den Baukörpern im Norden als gemeinschaftlicher Platz genutzt wird.

Sämtliche Wohneinheiten verfügen über einen individuellen Zugang und einen eigenen Freibereich, also Garten, Balkon oder Terrasse. Die Erschließung der nördlichen Gebäude erfolgt von der Straße, ihre Gärten orientieren sich nach Süden zur Siedlungsmitte. Über eine Tiefgarageneinfahrt von der westlichen Haldensteinstraße werden die PKW zu unterirdischen Stellplätzen geleitet, sodass der Kern der Siedlung autofrei bleibt. Die Reihenhäuser werden (ebenfalls von Norden) über einen Fuß- und Radweg erschlossen, der mitten durch die Siedlung und an den gemeinsamen Freiflächen vorbeiführt.

Sämtliche Gebäude sind aus großformatigen, vorgefertigten Holzelementen errichtet. Ihre tragende Struktur besteht aus Blockholzplatten und aussteifenden Rippen, die Decken sind Verbunddecken aus Holz und Beton. Die Fassaden mit einer Horizontallattung aus Lärchenholz verwittern nach und nach und erhalten eine silbergraue Patina. Die Keller und die Tiefgarage sind in Massivbauweise aus Recycling-Beton oder KS-Mauerwerk hergestellt.

Solares Bauen
Die Anordnung und Höhe der Volumen am Hang erfolgte zugunsten einer idealen Besonnung der Baukörper. Deren Nord- und Seitenfassaden sind weitgehend geschlossen ausgebildet und stark gedämmt (35 cm, U-Wert 0,1 W/m²K). Die Südfassaden hingegen sind großzügig verglast, um einen maximalen passiven solaren Energiegewinn zu erzielen. Das ganze Jahr über gelangt Sonnenlicht tief in alle Wohn- und Schlafräume. Eine vorgelagerte Balkonzone dient der Verschattung und verhindert die Überhitzung der Innenräume im Sommer.

„Sunny Watt" ist die erste Nullenergie-Wohnsiedlung der Region Zürich. Dafür wurden bereits bekannte Konzepte konsequent umgesetzt: Die Bauteile speichern den passiven solaren Wärmeeintrag und darüber hinaus dienen Sonnenkollektoren zur Heizungsunterstützung und PV-Anlagen erzeugen elektrischen Strom. An Tagen ohne Sonne wird mittels Erdsonden (5 Erdwärmesonden, 300 m tief) und Wärmepumpe geheizt, die Wärmeverteilung erfolgt über eine Fußbodenheizung. Die Heizzentrale befindet sich im Untergeschoss zwischen Haus A und Haus B (siehe Lageplan Abb. 18), die Wärmeverteilleitungen sind ab der Heizzentrale und in den Untergeschossen wärmegedämmt. Im Sommer ist die Kühlung der Räume über dieses System möglich. Eine dezentrale Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung ersetzt die Fensterlüftung.

Alle Flächen mit aktiv-solaren Elementen auf den Pultdächern werden nie beschattet. Insgesamt 60 m² Kollektorfläche (Vakuumröhrenkollektoren) speisen zunächst den Warmwasserspeicher (15.000 l) für Trinkwasser und danach den Heizungsspeicher. Die übrigen geneigten Dachflächen sind mit dunklen, nicht blendenden Photovoltaikmodulen bedeckt. Mit ihrer Leistung von 104 kWp können sie jährlich rund 90.000 kWh elektrischen Strom erzeugen. Der Gesamtenergiebedarf der Wohnsiedlung von 110.000 kWh/a wird dadurch zu 80% gedeckt. Die Flachdächer sind extensiv begrünt.

Die Wohnsiedlung erreicht das Schweizer Zertifikat Minergie-P-Eco und wurde mit dem Schweizer Solarpreis 2011 in der Kategorie Neubauten ausgezeichnet. -us

Bautafel

Architekten: Kämpfen für Architektur, Beat Kämpfen, Zürich/CH
Projektbeteiligte:
Naef Energietechnik, Zürich (Energie- und Haustechnikplanung); Timbatec, Zürich (Holzbauingenieur); Hector Egger, Langenthal/CH (Holzbau)
Bauherr:
Kämpfen Bau, Zürich
Fertigstellung:
2010
Standort:
Haldensteinstraße 26-42, 8105 Watt/CH
Bildnachweis: Kämpfen für Architektur, Zürich; Fotograf: R. Rötheli, Baden/CH

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