Wohnquartier Treehouses in Hamburg

Aufstockung in Holzrahmenbauweise

Im Norden Hamburgs, zwischen Außenalster und Flughafen, liegt der beschauliche, fast idyllische Stadtteil Alsterdorf. Hier, inmitten einer großen Grünfläche mit vielen Bäumen, befinden sich sechs Wohnblöcke aus dem Jahr 1959, welche die Hamburger Blauraum Architekten im Zuge einer energetischen Sanierung um eineinhalb Geschosse aufstockten. Ziel der Baumaßnahme war die Verdoppelung der Wohnfläche bei zeitgleicher Halbierung der gegenwärtigen CO₂-Emissionen. Dabei sollten zeitgemäße Wohnformen entstehen, ohne die städtebauliche und architektonische Identität der bestehenden Zeilenbebauung zu beeinträchtigen.

Die Aufstockung wurde behutsam in den Bestand eingefügt, hebt sich aber dennoch selbstbewusst davon ab
Die Farbe der neuen Holzschindelfassaden wird sich im Laufe der Zeit optisch dem Sichtmauerwerk anpassen
Eingebunden in die Natur erhielt das Projekt den Beinamen Treehouses

Durch die Aufstockung der Wohnanlage entstanden 47 neue Wohneinheiten. Die Zwei- bis Vierraumwohnungen haben eine Größe von 90 bis 140 m², wobei manche Einheiten als Maisonettes ausgebildet sind. Zusammen mit den bestehenden 104 Ein- bis Dreiraumwohnungen, die jeweils zwischen 40 und 70 m² groß sind, bilden sie ein flexibles Raumangebot. Während der Bestand mit vorgehängten Balkonen ausgestattet ist, verfügen die neuen Wohnungen über großzügige Loggien und Dachterrassen. Sie stellen einen engen Bezug zur grünen Umgebung her, welcher durch den Baustoff Holz verstärkt wird.

Die zweigeschossigen, mit gelbem Klinker verkleideten Bestandsgebäude wurden im Zuge der Sanierung mit einer außen liegenden Wärmedämmung und Sichtmauerwerk aus grauweißen Maschinen-Handstrichziegeln versehen. Die alten Holzfenster blieben erhalten, wurden aber mit Wärmeschutzverglasung ausgestattet. Zur Aufstockung der Gebäude wählten die Architekten eine Mischbauweise aus Massiv- und Holzkonstruktionen, wobei der Großteil in Holzrahmenbauweise ausgeführt wurde. So konnten Wandtafeln und Deckenelemente im Werk vorgefertigt und später vor Ort zusammengesetzt werden. Die Hohlräume wurden mit einer 20 bis 24 cm dicken Dämmschicht aus Mineralwolle versehen, die beidseitig mit 15 mm starken Gipsfaserplatten beplankt ist. Durch den Einsatz dieser Platten, die sowohl für die Außen- als auch die Innenwände verwendet wurden, erreicht die Konstruktion einen hohen brandschutztechnischen Standard. Auf Grund der Armierung aus recycelten Papierfasern verfügen die Gipsfaserplatten über Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind.

Die Bekleidung der hinterlüfteten Fassade besteht aus hellen, fast weiße Alaska-Zedernholzschindeln, die sich im Laufe der Zeit grau färben und sich dadurch optisch dem Sichtmauerwerk in den unteren Geschossen annähern. Die unbehandelten Schindeln sind 45 cm lang und wurden während der Herstellung nicht gesägt, sondern gespalten. Dadurch erhalten sie eine starke Textur, die nicht weiter versiegelt werden muss.

Durch die Verwendung natürlich belassener Materialien, die Durchflutung der Räume mit Tageslicht und die enge Verbindung zum Grünraum sind Wohnungen entstanden, die dem Wohlbefinden der Nutzer dienen. Wegen der Materialität, Maßstäblichkeit und Positionierung der aufgesetzten Baukörper erhielt die Wohnanlage den Beinamen Treehouses Bebelstraße. Das Hamburger Architekturbüro wurde für dieses Projekt mit dem Architekturpreis 2010 „Bauen im Bestand“ ausgezeichnet.

Bautafel

Architekten: Blauraum Architekten, Hamburg
Bauherr: Robert Vogel Immobilien
Projektbeteiligte: Kreitz, Kopf und Partner, Hamburg (Bauleitung); Ingenieurbüro Binnewies, Hamburg (Tragwerksplanung); Ingenieurbüro Ridder und Prigge/Ingenieurbüro Schlegel und Reußwig, Hamburg (Technische Gebäudeausrüstung); Ingenieurbüro T. Wackermann, Hamburg (Brandschutz); James Hardie Europe, Düsseldorf (Gipsfaserplatten)
Standort: Bebelallee 64, Hamburg
Fertigstellung: 2010
Bildnachweis: Fermacell, Duisburg, O. Lux, Roth; Martin Lukas Kim, Hamburg; Dominik Reipka, Hamburg

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Grobspanplatten bilden die Außenhaut der in Holzskelettbauweise errichteten Produktionshalle Leeb in St. Andrä/A, Architekten: Collective, Wien/A

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