Wohnkomplex Feuerwehrareal in Celle

Dachlandschaft über Ziegelfassaden

Mit dem Umzug der städtischen Feuerwehr in Celle ist ein 3.750 Quadratmeter großes Areal in der Innenstadt frei geworden. Für dieses Grundstück in zentraler Lage ließ die Stadt Celle 2014 einen Investorenwettbewerb für eine neue Bebauung durchführen. Zielsetzung war es, das ehemalige Feuerwehrareal am südöstlichen Rand der historischen Altststadt, nahe den früheren Wallanlagen, zu einem attraktiven neuen Stadtbaustein umzugestalten. Den Wettbewerb konnten Lorenzen Mayer Architekten mit einem Entwurf für ein gemischt genutztes, mehrgeschossiges Wohn- und Geschäftshausensemble in moderner Architektursprache für sich entscheiden.

In der Fassadengestaltung griff man auf lokaltypische Ziegel zurück.
Mit Metall gedeckte Dachflächen prägen die langgezogegen Baukörper, die eine Mischung aus Geschäften und Wohnungen beherbergen.
Motive aus dem stadträumlichen Umfeld wurden übernommen, so etwa leichte Versprünge in der Gebäudekubatur.

Der realisierte Gewinnerentwurf für den Wohnkomplex Feuerwehrareal Celle stellt eine Verbindung zwischen der kleinteiligen, mittelalterlich geprägten und denkmalgeschützten Altstadtbebauung sowie der heterogenen Bebauung am inneren und äußeren Stadtring her. Zwei durch den Stadtgraben getrennte Baukörper bilden den Komplex und zudem räumlich einen Stadteingang. Dabei werden die Volumina optisch in einzelne Häuser aufgelöst. Ein kleiner Platz Ecke Bergstraße/ Ecke Südwall markiert bei der neuen Bebauung den Übergang in die Altstadt. Eine eigenständige Formen- wie auch Materialsprache setzt individuelle Akzente, ohne auf Bezüge zum Bestand zu verzichten. Nach allen Seiten hin nehmen die beiden Gebäude die Höhenlinien sowie die typischen Giebel- und Dachgestaltungen der umliegenden Bebauung subtil und differenziert auf.

Bei der Gestaltung der Fassaden, für die man wassergestrichene Ziegel im schleppenden Läuferverband als ortstypisches Material verwendete, übernahm man Motive aus dem stadträumlichen Umfeld, so etwa leichte Versprünge in der Gebäudekubatur oder Variationen von Lochfassaden. Während feste bauliche Kanten entlang der Wehlstraße und des Südwalls Endpunkte für die offene Bebauung des südlichen Walls setzen, nehmen die Baukörper zum Stadtgraben hin den Duktus der gewachsenen offenen Bebauung des Walls auf. Hier sind es aufgelöste Raumkanten, die den Bezug zum Graben und zum Landschaftsraum des Französischen Gartens aufgreifen.

Der Zielsetzung des Wettbewerbs folgend, befinden sich in den Erdgeschossen flexibel teilbare Flächen für den Einzelhandel. In den Obergeschossen entstanden insgesamt 28 individuell geschnittene Wohnungen. Auf dem Areal gibt es zudem Parkplatzflächen für die Bewohnerschaft sowie für die Kunden und Kundinnen der Geschäfte.

Dachlandschaft mit Metalldeckung

Beide Baukörper verfügen über eine ausgeprägte Dachlandschaft mit Metalldeckung. Diese besteht aus jeweils drei Satteldächern in unterschiedlicher Neigung und Höhe, was mit dazu beiträgt, dass die beiden Gebäude wie mehrere einzelne Häuser wirken. Die Traufkanten verlaufen nicht waagerecht, sondern schräg. Fehlende Dachüberstände sorgen für klare Linien der Gebäude.

Dachaufbau gemäß Leitdetail Typ 1 (von außen nach innen):

  • Betondachstein, 75 mm
  • Lattung, 40 mm
  • Konterlattung, 40 mm
  • Unterspannbahn
  • Sparren NH C 24 , 200 mm mit Zwischensparrendämmung (Mineralwolle)
  • Dampfbremse
  • Installationseben / Unterkonstruktion Gopskartonverkleidung konstruktiv ausgedämmt (MIneralwolle), 50 mm
  • Gipskarton-Abhangdecke, zweilagig, Oberfläche gespachtelt, 25 mm
  • Rauhfasertapete mit Dispersionsfarbe
Das Bauwerk wurde mit dem Sonderpreis „Geschosswohnungsbau" des Deutschen Ziegelpreises 2021 ausgezeichnet. In ihrer Begründung betont die Jury das herausragende Einfügen in die Umgebung samt Reminiszenzen an dort bis 1855 vorhandene Wallanlagen bzw. eine noch ältere Stadtbefestigung bei gleichzeitigem Ausbilden als akzentuierter Kontrapunkt. Gelobt wird, dass der Entwurf zwischen dem gewachsenen, baulich heterogenen Umfeld vermittelt und eine harmonische Verbindung zwischen Historie und Moderne schafft.

Bautafel

Architektur: Lorenzen Mayer Architekten, Berlin und Kopenhagen
Bauherr/in: WWB Weser-Wohnbau Holding, Bremen
Standort: Bergstr. 26 A-I / Südwall 14 / Wehlstr. 2 A, 29221 Celle
Fertigstellung: 2019
Bildnachweis: Marcus Ebener, Berlin

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