Wohnhaus Triple Barn House in Sonoma

Funktionale Dachlandschaft

Architektur, die nicht so recht in ihren jeweiligen Kontext passen will, ist schwer zu legitimieren. Und so sind Planende gut damit beraten, vor der eigentlichen Entwurfszeichnung wenigstens ein Mindestmaß an Kontextrecherche zu betreiben. In der Nähe der von Weinbau geprägten nordkalifornischen Kleinstadt Sonoma realisierten Mork-Ulnes Architekten mit Büros in San Francisco und Oslo ein Wohnhaus, dessen drei Satteldächer konkrete Bezüge zur örtlichen Natur und zur regionalen Bautradition aufweisen. So greift die Abfolge spitzer Giebel ebenso wie die Metallverkleidung die Bautypologie lokaler ländlicher Bauwerke auf, während das Rostrot der witterungsbeständigen Cortenstahlplatten der Farbe des roten Lehmbodens der Region entspricht.

Die Außenterrasse wird von einem weit auskragenden Dachüberstand geschützt.
Das Haus liegt am Hang über einem Tal im Sonoma County.
Die Hanglage bestimmt den asymmetrischen, geschwungenen Grundriss mit.

Gleichzeitig erfüllt beim Triple Barn House der Stahl für die Wand- und Dachverkleidung einen ganz praktischen Zweck: In Verbindung mit dem verwendeten Baustoff Beton soll er den Bau vor den in Kalifornien häufiger werdenden Waldbränden schützen. Beauftragt wurde das Team von dem Paar Hollie Greene Rottman und Jim Rottman, die früher in den Metropolen News York und San Francisco gelebt hatten. Die bekannte Köchin berät das US-amerikanische Schulwesen zum Thema Ernährung. Dabei setzt sie sich nicht nur für gesundes, regional produziertes Essen in den Schulkantinen selbst ein, sondern führt zusätzlich Ernährungs- und Kochkurse für Kinder und Eltern durch.

Dementsprechend sollte das Haus nicht nur ein Rückzugsort in der Natur sein, sondern auch Raum bieten für die Beherbergung von Freunden und Familie. Darüber hinaus war ein Ort gewünscht, an dem die Bauherrin einen Gemüsegarten anlegen und dessen Erzeugnisse in Kochkursen verarbeiten kann. Aufgrund der steilen Hanglage wurde das 163 Quadratmeter große Gebäude zum Teil in den Hang hineingebaut. Auch der Grundriss in Form eines Segmentbogens ist Resultat der komplexen Topografie, die der länglich geschwungene Baukörper nachzeichnet. Angesichts der steten Waldbrandgefahr mussten breite Zufahrtswege und Wendebereiche angelegt werden, die der Feuerwehr im Notfall ihre Arbeit ermöglichen.

Herzstück Küche

Der Eingangsbereich ist zurückversetzt und lässt Platz für einen überdachten Autostellplatz. Zusätzlich befinden sich hier ein Büro und eine Waschküche. Über eine Wendeltreppe aus Beton gelangt man direkt in die großzügige Wohnebene im Obergeschoss. Küche und ein Essbereich nehmen die Westseite ein, während im Osten das Schlafzimmer liegt. Im Zentrum befinden sich zwei Gästezimmer sowie der Wohnraum mit Holzofen. Mehrere quadratische Fenster in der geschwungenen Südfassade sowie bodentiefe Glasschiebetüren in der Küche geben Ausblicke auf das Farmland und die Wälder des Sonoma County.

Die professionell ausgestattete Küche ist das Herzstück des Hauses. An sie grenzt eine geräumige Speisekammer, in der Küchengerätschaften und Geschirr in großen Mengen Platz finden. Ein handgefertigter großer Bauerntisch aus Walnussholz verleiht der Küche eine behagliche Note. Angegliedert ist eine Terrasse mit Grill, Bar und Essplatz, die durch einen weit auskragenden Dachüberstand vor zu starker Sonne und vor Witterung geschützt werden. Optisch kontrastiert die dunkle Außenhaut an Fassade und Dach mit dem hell und luftig wirkenden Innenraum. Dazu tragen neben den großzügigen Fensterflächen auch die weiß getünchten, mit Gipskarton verkleideten Wände sowie die Verwendung von Naturstein und von Douglasfichte bei. Den freundlichen, ländlichen Charakter untermalen Vintageleuchten und eine Einrichtung in pastelligen Farbschattierungen.

Dach: Satteldachlandschaft mit drei Firsthöhen und Neigungswinkeln

Das Haus wird von drei Satteldächern gekrönt, die nicht nur über unterschiedliche Firsthöhen, sondern auch über verschiedene Dachneigungen verfügen. Verkleidet sind sie, ebenso wie die Fassade, mit hinterlüfteten Cortenstahlelementen, was der Außenhaut des Gebäudes eine einheitliche Optik verleiht. Sowohl durch die Verwendung des Materials Metall als auch in der Formgebung greifen die Dächer typische Merkmale von Farmhäusern in Nordkalifornien auf.

Wie auch ein traditionelles Bauernhaus in unterschiedliche Funktionsbereiche aufgeteilt ist, sollen die drei Giebel bereits von außen verdeutlichen, dass die darunterliegenden Bereiche jeweils einer anderen Nutzung dienen: Der Arbeitsbereich unter dem westlichen Satteldach umfasst Küche, Esszimmer und die Terrasse unter dem weit auskragenden Dach als Verlängerung der Küche nach außen. Das mittlere und flachere Satteldach überspannt den Wohnraum und die Gästezimmer, während das östliche geneigte Dach zeigt, wo der private Rückzugsbereich des Ehepaars mit Schlafraum und anschließendem Badezimmer verortet ist.

Dachaufbau (von außen nach innen):

  • natürlich oxidierte Metallplatte A 606 (Cortenstahl), 28 mm
  • selbsthaftende wasserdichte Membran, 1 mm
  • Doppelsteg-Träger, 302 mm
  • Hinterlüftung, 25 mm
  • Dämmstoffplatte 229 mm
  • Gipskartonplatte 13 mm

Bautafel

Architektur: Mork-Ulnes Architects, San Francisco und Oslo
Projektbeteiligte: Strandberg Engineering, San Francisco (Tragwerksplanung); Hogan Land Services, Santa Rosa (Bauingenieur); Terremoto Landscape, Los Angeles (Landschaftsarchitektur); Lexie Mork-Ulnes Interior Design, San Francisco (Innenarchitektur); Nima Construction, San Rafael (Generalunternehmer)
Bauherschaft: Hollie Greene Rottman und Jim Rottman
Standort: Sonoma, Kalifornien, USA
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Bruce Damonte, San Francisco


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