Wohnhaus Paradiesgasse in Frankfurt

Lowtech-Energiekonzept mit Gas-Brennwertkessel

Lange galt die schmale Baulücke an der Paradiesgasse im Frankfurter Stadtteil Alt-Sachsenhausen als unbebaubar. Zwischen mittelalterlichem Fachwerkhaus auf der einen und historisierender Bausubstanz auf der anderen Seite, lag das acht Meter breite und 20 Meter tiefe Grundstück seit 1944 brach. Eine der Schwierigkeiten war, dass gleich drei Fluchtwege aus einem Nachbarhaus über das Gelände führen, eine andere die äußerst strikten Gestaltungsvorgaben der Stadt.

Schaufensterartige Erker münden in einer zweigeteilten Gaube
Gartenfassade mit winzigem Hof
In den oberen Geschossen schieben sich großflächig verglaste Erker in den Straßenraum

Der Frankfurter Architektin Marie-Theres Deutsch gelang es, die rund 143 Quadratmeter große Lücke zu schließen. Als eine von drei Parteien einer Bauherrengemeinschaft plante sie darauf ein sechsgeschossiges Gebäude, in dem jeder Partei zwei Etagen zum Wohnen und Arbeiten zur Verfügung stehen. Die unterste tritt nur auf der abgesenkten Hofseite in Erscheinung, zur Straße liegt sie unterirdisch. Pro Geschoss gibt es ein WC, eine Dusche oder ein Bad sowie Anschlüsse für eine Küche, sodass sich das Haus bei Bedarf in sechs kleine Wohnungen unterteilen ließe. Dazu kommt eine Garage in den unteren beiden Stockwerken, in der zwei Autos per Lift übereinander abgestellt werden können. Nach hinten raus liegt außerdem ein L-förmiger, knapp sechs Meter tiefer Innenhof. Über ihn verläuft einer der zu berücksichtigenden Fluchtwege, die anderen beiden sind im Unter- und im Erdgeschoss integriert. Die gesamte Nutzfläche des Gebäudes beträgt 380 Quadratmeter.

Die Erschließung erfolgt über ein Treppenhaus, das von der Straße aus an den schmalen Fensterpaaren über dem Eingang zu erkennen ist. Ein nur 80 x 80 Zentimeter messender Aufzug ohne Innentür, dafür mit Lichtschranke und Sitzklappe, sorgt für den barrierefreien Zugang der unteren vier Geschosse. Die obersten beiden Etagen sind mit einer schmalen Innentreppe als Maisonettewohnung ausgebildet. Auskragende Erker an der Straßenfassade vergrößern die Wohnfläche und bringen zusammen mit den raumhohen Fenstern auf der Hofseite viel Licht in die Innenräume. Aufgrund der geringen Fußbodenaufbauten betragen die Deckenhöhen zwischen 2,74 und 2,80 Meter. Die Böden blieben entweder als heller Zementestrich belassen oder wurden mit Holzdielen aus kanadischem Ahorn belegt.

Auffällig ist das Haus vor allem wegen der schaufensterartigen Erker, die nach oben in einer zweigeteilten und mit Spitzgiebeln bekrönten Gaube münden. Letztere ist der rigiden Baugestaltungssatzung geschuldet, die weder breite Gauben, noch Flachdächer oder Dachterrassen erlaubte. Errichtet ist es aus Stahlbeton und sowohl von außen, als auch von innen gedämmt, um Wärmebrücken zu minimieren.

Energiekonzept
Das Energiekonzept basiert auf einem Lowtech-Ansatz mit natürlicher Querlüftung in sämtlichen Etagen. Die Warmwasserbereitung und Heizung übernimmt ein Gas-Brennwertkessel mit Schichtenspeicher, der dafür sorgt, dass an der Entnahmestelle jederzeit warmes Wasser verfügbar ist. Eine im Estrich verlegte Fußbodenheizung verteilt die Wärme in den Wohnungen. In der Maisonettewohnung gibt es außerdem einen Holzkaminofen zwischen Küche und Wohnraum, der bei kalten Temperaturen nicht nur wärmt, sondern auch Behaglichkeit verbreitet. Nach drei Jahren Nutzung betrug der gemessene Primärenergieverbrauch des Gebäudes 35.000 kWh/a, sodass es nun als Passivhaus eingestuft ist.

Bautafel

Architekten: Marie-Theres Deutsch, Frankfurt
Projektbeteiligte: Bollinger + Grohmann, Frankfurt (Tragwerksplanung); Heinrich Ackermann, Frankfurt (Rohbau); Gnüchtel Triebswetter, Kassel (Landschaftsplanung); Oliver Hilla, Frankfurt (Brandschutzplanung); AC Bauphysik, Frankfurt (Planung Haustechnik); Buderus, Wetzlar (Heizung); Roth-Werke, Dautphetal-Buchenau (Verlegung Fußbodenheizung); Sven Herwig, Erlensee (Ofenbau)
Bauherr: Eigentümergemeinschaft
Fertigstellung: 2012
Standort: Paradiesgasse 13, 60594 Frankfurt am Main / Alt-Sachsenhausen
Bildnachweis: Christoph Theurer, Paris

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