Wohnhaus in Yamasaki

Transluzentes Badehaus im Obergeschoss

Als Teil der Präfektur Hyōgo liegt Yamasaki rund 200 Kilometer westlich von Kyoto auf Japans Hauptinsel Honshū. Die Stadt ist umgeben von Gebirksketten, der Himmel an den meisten Tagen im Jahr bewölkt. Diese natürliche Gegebenheit bildet die Grundlage für das Entwurfskonzept eines rund 95 m² großen Wohnhauses in Yamasaki. Für den Entwurf zeichnete das japanischen Büro Tato Architects verantwortlich.

Südansicht: Drei einzelne kleine Häuser bilden das Obergeschoss
Die Fassaden und Dächer des Bad- und Sonnenhauses sind transluzent gestaltet
Der Sockel ist verkleidet mit grauen Faserzementplatten, die horizontal in vier Bahnen angeordnet sind

Ziel der Planer war es, ein helles, luftiges und konstantes Innenraumklima für eine vierköpfige Familie zu schaffen. Sie entwickelten drei einzelne, kleine Häuser mit tranzluzenten Fassaden und Satteldächern über einem quaderförmigen Sockelgeschoss. Um auf dem unebenen Grundstück eine stabile Grundlage zu schaffen (u.a. für eine Fußbodenheizung), wurde die Fundamentplatte aus Beton 76 cm tief im Boden versenkt. Das Sockelgeschoss überragt das Erdreich nun um 1,80 Meter. Es ist umlaufend mit grauen Faserzementplatten verkleidet, die horizontal in vier Bahnen angeordnet sind. Die Fassadenplatten sind auf eine Holzkonstruktion montiert, als Dämmung kam Glaswolle zum Einsatz.

Der Zugang befindet sich an der langen Nordseite; nahezu unsichtbar ist die Haustür in die Fassade integriert. Lediglich schmale Fugen und ein dezenter Briefkastenschlitz lassen auf den Eingang schließen. Auf diesen folgt ein kleiner Patio, der mit dem Wohnraum über ein großes Fenster verbunden ist. So gelangt Tageslicht vom Hof in den Innenraum. Vis à vis zum Eingang befinden sich die offen gestaltete Küche sowie der Wohn- und Essbereich. Im langgestreckten Sockelgeschoss mit rechteckigem Grundriss sind außerdem zwei Schlafräume, ein Gemeinschaftsbereich und ein WC untergebracht. Der Wohnraum ist minimalistisch, funktional und offen gestaltet. Helles, unbehandeltes Holz (Selangan Batu) für Böden und Einbauten sowie weiß verputzte Wände schaffen eine helle und freundliche Atmosphäre. Über eine offen gestaltete Stahltreppe und Holzleitern werden die drei kleinen Häuser im Obergeschoss erschlossen. Die Stahltreppe führt zum geräumigen Bad, ein weiterer Schlafraum und ein Aufenthaltsraum – das sogenannte Sonnenzimmer – sind nur über Leitern von unten erreichbar. Die gesamte obere Etage zwischen den drei Häuschen fungiert als Dachterrasse und bietet schöne Aussichten in die Umgebung.

Die Fassaden und Dächer des Bad- und Sonnenhauses sind transluzent gestaltet. Tageslicht dringt durch gewellte Tafeln aus Polycarbonat nach innen und wird durch die offen gestalteten Aufgänge teilweise weiter ins Erdgeschoss geleitet. Im Sommer wird die Hitze über ein Ventilatorensystem in den Fenstern abgeführt. Das Dämmmaterial der Häuschen besteht aus Polyesterfasern, die Wände sind an der Innenseite mit isolierfähigen Polycarbonat-Platten ausgestattet. An Decke und Wänden des Badezimmers kam außerdem Dämmmaterial aus recycelten Pet-Flaschen zum Einsatz.

Bad und Sanitär
Über eine offene Stahltreppe im Zentrum des Wohnraums ist das Badehaus im Obergeschoss erreichbar. Durch die transluzenten Fassaden- und Dachflächen im Zusammenspiel mit einer überwiegend weißen Gestaltung erscheint der Raum sehr hell und luftig. Links vom Treppenaufgang befindet sich der Waschtisch; er dient zugleich als Brüstung. Multifunktionale Nutzungen gehören zum Gestaltungskonzept – auch die Bänke auf der Dachterrasse dienen als Brüstungen.

Der aus Holz (Selangan Batu) gefertigte Waschtisch ist wie ein Sideboard gestaltet. Sein langgestreckter, hölzerner Korpus steht auf vier filigranen Beinen. In den Korpus eingearbeitet sind zahlreiche Schubfächer, die ausreichend Stauraum für Badutensilien bieten. An der Wandseite ist ein rechteckiges, transluzentes Waschbecken aufgestellt. Die Zu- und Abwasserrohre verlaufen unsichtbar durch den Korpus des Waschtisches zur Wand. Das Waschbecken ist aus Epoxidharz gefertigt. Der Werkstoff hat eine samtige Oberfläche, ist lichtdurchlässig, kratz- und schlagfest, hitzebeständig und kann schnell und einfach repariert werden. Eine raumhohe Schiebetür gegenüber vom Waschtisch verbirgt Stauraum, daneben gibt es ein weiteres Waschbecken sowie eine Waschmaschine.

Rechts vom Treppenaufgang führt eine leuchtend gelbe Stufe auf ein Podest mit dem leicht abgesenkten Dusch- und Badebereich. Das in den Boden eingearbeitete Gefälle sorgt hier für einen guten Wasserablauf zum mittig platzierten Abfluss. Neben der großzügig gestalteten Dusche steht eine Badewanne auf filigranen Metallfüßen. Ein sonnengelber Vorhang dient als Spritzschutz und kontrastiert mit der weißen Badausstattung. Eine verglaste Schiebetür führt in einen kleinen Ruheraum mit Zugang zur Dachterrasse.

Bautafel

Architekten: Tato Architects, Kobe
Projektbeteiligte: Ichiro Hashimoto / S³ Associates, Kobe (Statik); Toto, Düsseldorf (Waschbecken)
Bauherr: Privat
Fertigstellung: 2012
Standort: Yamasaki, Präfektur Hyōgo
Bildnachweis: Ken'ichi Suzuki, Kobe

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