Wohnhaus in Nagoya

Fünf Pultdächer und ein Haus

Ein kleines Grundstück, eine vierköpfige Familie und der Wunsch nach möglichst viel Privatsphäre waren die Basis für die Planung eines Wohnhauses im japanischen Nagoya. Das Team von Tomohiro Hata Architects nahm sich der Aufgabe an und realisierte auf einer Grundfläche von nur 65 m² mit zwei Geschossen viele verschiedene kleine Räume, in die sich die Familienmitglieder zurückziehen und dennoch über Sichtachsen miteinander im Kontakt bleiben können.

Verbindungsgang im OG
Südostansicht
Eingeschnittener Hof und drei der Pultdächer in der Seitenansicht

Auffälligstes Merkmal des Hauses ist das Dach: Es setzt sich aus fünf nebeneinander angeordneten Pultdächern zusammen, deren Neigungsrichtungen sich abwechseln und dadurch ein Dachflächenspiel ergeben. So wirkt das Wohnhaus in seiner Längsansicht wie ein ganzer Häuserblock – nur eben wie ein kleiner. An den kurzen Seiten zeigt sich die Ansicht eines Grabendaches. Dach und Fassaden sind durchgehend mit verzinktem Stahlblech verkleidet. Das Material soll laut Architekten an das industriell geprägte Stadtbild von Nagoya erinnern.

Neben dem Dach gliedern Ein- und Unterschnitte den komplexen Baukörper. An der südwestlichen Ecke liegt der Eingang unter einem Einschnitt und wird dadurch automatisch geschützt, im Inneren entstand durch Ausstanzen aus dem Volumen ein Hof, der teilweise überdacht ist. Außerdem befinden sich im Erdgeschoss ein Bad, ein Gäste-WC sowie der große Wohnraum mit integrierter Küche. Dieser Raum geht teilweise über beide Geschosse und schafft damit Sichtbezüge zu den Kinderzimmern im Obergeschoss. Dort sind insgesamt vier Räume untergebracht, die über eine schmale, zweiläufige Treppe erschlossen werden. Die Räume sind hintereinander, jeweils unter einem eigenen Giebel angeordnet. Weiße Wände und Dachuntersichten, viele große Fenster und ein Dielenboden schaffen eine helle und wohnliche Atmosphäre; in den Boden integrierte Podeste sowie Einbauregale sorgen für den nötigen Stauraum.

Dach
Bei dem aus Holz konstruierten Gebäude auf einem Betonfundament wurden alle Bauteile so dünn wie möglich ausgebildet. Das ergab eine Stärke der Außenwände von nur 15 cm und eine 28 cm dicke Dachkonstruktion.

Die Innenräume im OG reichen alle bis direkt unter das Dach. Seine Untersicht besteht aus weiß verputzten Sperrholzplatten (Dicke 31 mm), die direkt an die Dachbalken (h = 210 mm, b = 105 mm) geschraubt sind. Eine 100 mm dicke Glaswolledämmschicht zwischen den Balken sorgt für den Wärmeschutz. Oberhalb folgen weitere Sperrholzplatten (Dicke 24 mm) und Bitumendachbahnen, welche die Abdichtung unterhalb der verzinkten Stahlschare übernehmen. Als Schare werden Metallbänder zur Eindeckung von Fassaden und Dächern bezeichnet. Sie sind an den Längsseiten mehrfach gekantet und werden beim Einbringen ineinander gesteckt bzw. umeinander gewickelt. Die Befestigung bleibt unsichtbar. -eh

Bautafel

Architekt: Tomohiro Hata Architect and Associates, Kobe
Projektbeteiligte: Hatano Construction Company, Tokio (Ausführung)
Bauherren: Norichika Hata, Nagoya
Fertigstellung: 2011
Standort: Nagoya
Bildnachweis:Toshiyuki Yano, Tokio; Tomohiro Hata Architect and Associates, Kobe

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