Wohnhaus in Mexiko-Stadt

Kontrast der Texturen

Das Villenviertel Lomas de Chapultepec im Westen der mexikanischen Hauptstadt entstand in den 1920er-Jahren und war lange Zeit aufgrund seiner am kalifornischen Hollywoodstil angelehnten Wohnhausarchitektur vorwiegend Diplomaten, Aristokraten und einer wohlhabenderen Stadtbevölkerung unter dem Namen Chapultepec Heights bekannt. Bis heute zählt es zu den teuersten Wohngegenden in Mexiko-Stadt, strebt jedoch durch die Namensänderung und eine stilistische Annäherung an eine vernakuläre Architektur einen Imagewechsel an. Einer regionaltypischeren Gestaltungssprache im Unterschied zur US-amerikanisch inspirierten Nachbarschaft folgt auch ein Wohnhausneubau vom lokal ansässigen Architekturbüro Pérez Palacios Arquitectos Asociados (PPAA).

Das Gebäude liegt auf einem ummauerten Grundstück mit einer Größe von 20 x 30 Metern. Straßenseitig lässt sich das Grundstück über Tür und Tor erschließen.
Hinter der Straßenmauer, von dem aus das Haupthaus erschlossen wird, liegt ein geschützter Hof.
Der Haupteingang im straßenseitig erhöhten Erdgeschoss wird über flankierende Treppen erreicht.

Die Lage in der Monte Tauro-Straße unweit des Stadtparks Bosque de Chapultepec beschert dem Projekt seinen Namen. Auf einem rechteckigen Grundstück mit 20 mal 30 Metern Länge ist der längliche Bau mit mauergesäumtem Innenhof integriert, dessen Gesamtvolumen an drei Seiten direkt an die Nachbarhäuser angrenzt und straßenseitig von Norden her erschlossen wird. Das dreigeschossige Wohnhaus liegt dabei etwas zurückversetzt hinter dem Eingangs- und Garagentor.

Drei Erschließungsachsen für ein vielfältiges Raumprogramm

Die Räume sind im L-förmigen Erdgeschossgrundriss entlang dreier Erschließungsachsen angeordnet, die zugleich für eine interne Funktionstrennung sorgen. Im Zentrum liegen Lobby, Wohnzimmer, Küche und eine großzügige Terrasse samt Garten und Pool, die allesamt von der sogenannten öffentlichen Achse aus erreichbar sind. Zwei weitere Achsen erschließen jeweils die Schlafräume der Hausangestellten und den großzügigen Schlafbereich der Bauherren. Eine kleine Treppe führt zudem zu einer separaten Suite im Obergeschoss, während im Untergeschoss neben der Garage auch ein Fitnessraum, eine Fahrradwerkstatt und ein Weinkeller Platz finden. Auf die untere Ebene führt neben der inneren Erschließung auch ein zweiter Innenhof mit Treppenabgang seitlich des Wohnhauses.

Holzkern im Massivbau

Insgesamt ist das Wohnhaus als Massivbau in Ortbeton ausgeführt. Lediglich der zentralen Wohn- und Gemeinschaftsbereich samt Patio hebt sich durch seine Holzbauweise von der restlichen Betonstruktur ab. Zwei raumhohe Terrassentüren öffnen sich zum überdachten Sitzbereich außen. Die umgebende Holzrahmenstruktur bildet dabei einen starken Kontrast zur allgegenwärtigen Sichtbetonhülle, der sich auch an den gebäudehohen Grundstücksmauern entlangzieht.

Kontrast der Texturen, regionale Bezüge

Dem Planungsteam war nach eigenen Angaben wichtig, einen deutlichen Gegensatz und Kontrast der unterschiedlichen Texturen zu erreichen. Diesen erhielten sie nicht nur durch die verschiedenen Materialien, sondern auch innerhalb der Betonstruktur selbst. Das Fassadenbild prägt mehrheitlich rötlicher Sichtbeton, wobei sich Wandflächen mit markantem Brettschalungsmuster und flächig geschalte Oberflächen abwechseln. Die brettgeschalte Struktur findet sich insbesondere an den Außenwänden der Schlafzimmer und Privatbereiche wieder.

Die mehrfach eingesetzte Brettschalung – normalerweise ein Abfallprodukt, das aus früheren Baustellen stammt – sorgt für eine horizontale Oberflächenstruktur. Durch die unterschiedlichen Längen der eingesetzten Bretter zeigen sich zugleich vertikale Unterteilungen in der Fassade. Die Öffnungen sind auf das Schalungsmuster abgestimmt und so gesetzt, dass sie jeweils bündig zu den Fugen abschließen. Innerhalb der Fensterlaibungen ist der Beton äußerst glatt geschalt.

Die Betonfarbe wurde durch Zuschlag des Baustellenaushubs erreicht. Vorbild für den Farbton waren sogenannte Tepetate – regionaltypische Gesteinskörper, die durch Verdichtung verfestigt werden und in mexikanischen Vulkanregionen vorkommt. Das Haus darf nun entsprechend seiner besonderen Material- und Farbwahl sichtbar altern. -sab

Bautafel

Architektur: PPAA Pérez Palacios Arquitectos Asociados
Bauherr/in: privat
Standort: Monte Tauro 226, Lomas de Chapultepec, Mexiko-Stadt, Mexiko
Fertigstellung: 2021
Bildnachweise: Rafael Gamo, Luis Garvan

Fachwissen zum Thema

Sichtbetonoberflächen lassen sich im Herstellungsprozess oder auch nach dem Ausschalen gestalten.

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Oberflächen

Sichtbetonoberflächen

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Brettschalung

Betonoberfläche bei Verwendung einer saugenden Brettschalung

Oberflächen

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