_Gesund Bauen

Backsteinbebauung prägt viele Straßenzüge britischer Städte. Die Häuser unterscheiden sich häufig nur durch Details wie Erker, Säulen und Gesimse. Mit dem schmalen Neubau im Londoner Stadtviertel Stoke Newington ist es Amin Taha Architekten gelungen, das fünfgeschossige Mehrfamilienhaus in die Umgebungsbebauung einzuordnen, es aber gleichzeitig mit einfachen Mitteln abzuheben.

Während die eine Straßenseitevon  zweigeschossige Reihenhäuser mit Satteldach geprägt ist, befinden sich auf der anderen Seite auch größere Einzelbauten. Zwischen einer Grundschule und einer viktorianischen Stadtvilla – beide mit Fassaden aus Sichtmauerwerk– steht hier der Neubau. Er greift sowohl die Geschossigkeit der Villa als auch die Giebelform der Schule auf. Untergebracht sind in dem Gebäude zwei Maisonettewohnungen mit fünf Zimmern, drei Vierzimmerwohnungen sowie ein Apartment.

Klinker bis zum Dach

Ziegelsteine bekleiden als Vormauerschale sowohl die Fassade als auch das Satteldach. Die jeweils versetzte Anordnung zweier gestapelter Klinker im offenen Verband ergibt ein gleichmäßiges Muster. Es verleiht dem Haus seinen individuellen Charakter, offenbart, dass die Ziegel keine tragende Funktion erfüllen. An der straßenseitigen Fassade Richtung Süden sind im gleichmäßigen Raster pro Etage jeweils zwei große Fenster- und Türöffnungen angeordnet, die von dunklen Stahlrahmen eingefasst sind. Davor kragen abwechselnd Balkone weit aus; sie sind mit einem Geflecht aus Weidenruten verkleidet.

Konstruktion aus Mauerwerk und Brettsperrholz

Während im Erdgeschoss Innenwände aus Mauerwerk die Lasten in das betonierte Kellergeschoss abtragen, sind die darüberliegenden Etagen komplett mit tragendem Brettsperrholz konstruiert. Bis zu sechs Meter beträgt die Spannweite dieser Konstruktion. Auch die Dachkonstruktion besteht aus Brettsperrholzpaneelen. Sämtliche Installationen wie Fußbodenheizung, Strom-, Daten- und Wasserversorgung verlaufen jeweils im Bodenaufbau.

Holzsichtigkeit

Eine transparente, feuerhemmende Lackierung ermöglicht es, sämtliche Holzoberflächen an Wänden, Böden und Decken sichtbar zu belassen. Öffnungen in den Wänden und Böden bleiben ohne Laibungen oder Zargen. Auch Arbeitsfugen und Plattenkanten liegen offen. Eine Gummioberfläche in den Badezimmern bildet die einzige zusätzliche Innenschicht.

Zur Innenraumgestaltung gehören auch Einbausitzmöbel und Innenschränke aus Brettsperrholz, zudem sind zahlreiche Details wie lederummantelte Handläufe bis hin zu offenen, bronzepatinierten Schlössern in den Massivholztüren zu finden.

Hinter dem Entwurf steckt die Idee, dass ein einziges Element zugleich Struktur, Hülle und Innenausstattung sein kann. Gipskartonwände, abgehängte Decken, Sockelleisten und spezielle Oberflächenbehandlungen werden so überflüssig. Das spart Material, Zeit und Arbeit, gleichzeitig reduziert es den CO2-Verbrauch des Gebäudes. Voraussetzung dafür ist ein umfassendes Verständnis der verschiedenen Materialien und ihrer Eigenschaften sowie eine sorgfältige Detaillierung. -dg

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