Wohnhaus in Falkenberg

Homogene, geneigte Dachfläche mit Solarthermie und Photovoltaik

Am Ortsrand der kleinen Gemeinde Falkenberg in Oberbayern, errichteten die Münchner Architekten Bessing + Brokmeier ein geradliniges und kompaktes Wohnhaus. Entsprechend den Vorgaben des Bebauungsplans erhielt es ein Satteldach, das jedoch mit einer kürzeren, steileren Fläche nach Norden asymmetrisch ausgeführt ist.

Im auskragenden Obergeschoss liegen das Schlafzimmer sowie ein weiterer Wohnraum, verbunden durch eine großzügige Loggia
Schiebetüren zur überdachten Terrasse im Erdgeschoss
Flach geneigte, maximierte Dachfläche nach Süden zur solaren Energiegewinnung

Der Zugang zum Gebäude erfolgt über eine einladende Gartenanlage an der Nordseite (siehe Grundriss Abb. 9). Bis auf den Eingang und ein vom Boden bis zum Dach durchgehendes Lichtband ist die Fassade auf dieser Seite vollständig geschlossen. Neben dem Eingang sind eine kleine Küche, Garderobe und Gäste-WC angeordnet, die Blickachse aber führt zu einer skulpturalen, einläufigen Treppe und dem offen gestalteten Ess- und Wohnbereich. Ein Arbeitszimmer an der nordöstlichen Gebäudeecke ist räumlich abgetrennt.

Nach Süden öffnet sich das Wohnhaus mit raumhohen Verglasungen. Im Erdgeschoss befinden sich eine weitere, geräumige Küche und ein über zwei Stufen abgesenkter Wohnraum an der Sonnenseite. Dieser ist teilweise zweigeschossig ausgeführt und schafft so die Anbindung zur oberen Etage. Beidseitig des Luftraums im auskragenden Obergeschoss liegen ein Schlafzimmer und ein weiterer Wohnraum, verbunden durch eine großzügige Loggia. Hinter dem Schlafzimmer befindet sich eine Ankleide, ein geräumiges Bad an der Nordseite wird von Westen belichtet. Es folgt ein separates WC und anschließend an den Flur ein weiterer Raum.

Solares Bauen
Über die großzügigen Verglasungen an der Südseite, teilweise ausgeführt mit hochwärmegedämmten Schiebetüren, entstehen passive solare Energiegewinne. Die nach Süden maximierte Dachfläche ist beinahe vollflächig mit Solarkollektoren und Photovoltaikelementen bestückt. Kombiniert mit einer Wärmepumpe erzeugen diese die gesamte Energie zur Beheizung und Warmwasserbereitung. Das Gebäude wird über eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung mit einer Vorlauftemperatur von 40°C beheizt, eine kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung minimiert Lüftungswärmeverluste.

Zehn Kollektoren und 22 PV-Elemente mit den einheitlichen Maßen 2.156 x 1.256 x 93 mm sind hochkant mit einem Aufdach-Montagesystem befestigt. Die Kollektoren haben eine Nennwärmeleistung von 1,9 kW bei einem Wirkungsgrad von 77,9%. Sie sind mit einem hochselektiv beschichteten Aluminium-Absorber ausgestattet, die Verrohrung aus Kupfer ist rückwärtig von Wärmeleitblechen umschlossen und dauerhaft mit dem Absorber verbunden. Ihre Frontabdeckung aus Solarglas (Stärke: 4 mm) hat einen Transmissionsgrad > 91%, die unterseitige Dämmung aus Mineralwolle ist 40 mm stark. Das Gehäuse der Kollektoren ist aus Aluminium, die Dichtungen bestehen aus EPDM. In Kombination mit den dunklen, monokristallinen PV-Modulen (Leistung bis zu 360 Wp) entsteht eine ebenmäßige und homogene Dachfläche.

Nach Berechnungen im Anschluss an den ersten Winter wurden 70% der benötigten Gesamtenergie für das Wohnhaus mithilfe der Solartechnik auf dem Dach erwirtschaftet. Die PV-Elemente erzeugen ein gutes halbes Jahr lang mehr Strom als nötig, der dann ins Netz eingespeist wird. Im Winter verbraucht die Wärmepumpe einen Großteil des hauseigenen Solarstroms, so dass insgesamt etwa 30% zugekauft werden müssen. -us

Bautafel

Architekt: Bessing + Brokmeier Architekten, München
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Franz Koller, München (HLS-Planung); Schüco, Bielefeld (Hersteller Solartechnik)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2011
Standort: Falkenberg (Oberbayern)
Bildnachweis: Schüco, Bielefeld und Bessing + Brokmeier Architekten, München

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