Wohnhaus in Bottenwil

Holzschindeln an Dach und Fassade

Weil das Tal des Flüsschens Uerke im Schweizer Kanton Aargau schmal, der Talboden hier maximal 250 Meter breit ist, spielt sich in der dortigen Gemeinde Bottenwil vieles in Hanglage ab. Um bei einem Baugrundstück mit steilem Gefälle den vollen Ausblick auszukosten, platzierten Jury Troy Architects aus Wien ein Wohnhaus für eine Familie an oberster Stelle. So liegen das Sockel- und das erste Obergeschoss aufgrund der Topografie teilweise im Erdreich verborgen, während das geräumige Dachgeschoss unter einem asymmetrischen Satteldach dieser nachempfunden scheint. Die Garage ist talwärts gleichfalls in den Hang gegraben und liegt etwas erhöht gegenüber dem Straßenniveau. Sie dient der Erschließung des Wohnhauses: Ein Verbindungstunnel mit Treppe führt von hier nach oben.

Die Fenstertür an der Hangseite ermöglicht Zugang zum Garten und belichtet das Treppenhaus (Nordansicht)
Ein markanter Einschnitt in den Baukörper an der Südwestseite verschafft der mittleren Wohnebene mit Küche und Essbereich eine Loggia, die sich als Terrasse fortsetzt
Fassade und Dach sind mit Schindeln aus Weißtanne bzw. Zedernholz verkleidet

Jeder Ebene des Hauses ist eine Freifläche zugeordnet, die ins Gelände führt oder als Podest frei auskragt. Ein markanter Einschnitt in den Baukörper an der Südwestseite verschafft der mittleren Wohnebene mit Küche und Essbereich eine Loggia, die als Terrasse fortgeführt wird. Am Hang ist sie begrenzt durch ein lang gestrecktes, brüstungshohes Betonelement mit integriertem Grill. Die Kinderzimmer mit eigenem Bad befinden sich im Sockelgeschoss und verfügen über direkten Zugang zum Garten (oberhalb der Garage). Und vom Podest auf halber Höhe der Treppe ins Dachgeschoss gibt es einen Austritt zum grünen Hang. Die oberste Etage beherbergt den Elternschlafraum, ein Arbeitszimmer und ein Bad.

Sämtliche erdberührten Bauteile sind in Sichtbeton ausgeführt, das oberste Geschoss wurde als Holzkonstruktion darauf gesetzt. An den Wänden und Decken der Wohnräume zeichnet sich teilweise die Kiefernholzschalung des Ortbetons ab. Das raue Material harmoniert mit hellem Holz, das für Vertäfelungen, Böden und Einbauten verwendet wurde sowie als Bekleidung des Holzriegelbaus. Dabei handelt es sich um unbehandelte Weißtanne. Auch die Fassaden sind mit Schindeln aus diesem Holz verkleidet. Das Wohnhaus entspricht dem Schweizer Minergie-P Standard; die Fenster und Fenstertüren haben 88 mm starke Holzprofile und sind dreifach verglast.

Dach

Talwärts ist das Satteldach um 34°, an der Hangseite um 29° geneigt. Im Gegensatz zur Fassade wurde mit Zedernschindeln gedeckt, die dauerhafter sind als solche aus Weißtanne. Ihr gelblich hölzerner Farbton hat sich binnen weniger Monate durch Wettereinflüsse in schlichtes Grau verwandelt. Tageslicht gelangt in die obersten Räume vor allem durch geschickt gesetzte Dachfenster, die teilweise durch Lichtkamine in der Schräge zu den Räumen fortgeführt werden.
Dachaufbau (von außen nach innen):

  • Dachdeckung Schindel
  • 2 cm Rohschalung
  • 6 cm Holzlatten (Luftschicht)
  • Unterdachbahn
  • 12 cm dämmende Unterdeckplatte
  • 24 cm Einblasdämmung (Zellulose)
  • 2 cm OSB
  • 6 cm Steinwolledämmplatte
  • 2 cm Vertäfelung

Bautafel

Architekten: Jury Troy Architects, Wien
Projektbeteiligte: Gutex Holzfaserplattenwerk, Waldshut-Tiengen (Unterdeckplatte); CWA Cellulosewerk Angelbachtal (Einblasdämmung); Rockwool, Gladbeck (Steinwolledämmplatten)
Bauherr: privat
Standort: Bottenwil, Kanton Aargau, Schweiz
Erstellung: 2017
Bildnachweis: Jury Troy Architects, Wien

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