Wohnhaus in Blacksod Bay

Wetterfest am Nordatlantik mit Dächern aus Schiefer und Mauern aus Sandstein

Auf einem Zipfel ganz im Nordwesten Irlands, nur 30 Meter vom Atlantik entfernt, trotzt ein geräumiges Wohnhaus mit massiven Sandsteinmauern und Schieferdächern Wind und Wetter. Drei Gebäudeflügel umfassen einen Hof, der sich zur Landseite hin öffnet. Das ein- bis zweigeschossige Ensemble in Blacksod Bay entstand nach Plänen von Tierney Haines Architekten aus Blackrock. Erschlossen wird es über den geschützten Hof, der im Nordwesten durch ein separates Gebäude mit Garage gefasst wird.

Blick von Nordwesten in den geschützten Hof
Die Südfassade orientiert sich mit großen Fenstern zum Meer
Einfahrt zum Hof

Die drei Flügel des Hofhauses beinhalten rund 450 m² Wohnfläche. Im größten, zweigeschossigen Baukörper an der Westseite sind die Wohn- und Schlafräume untergebracht; Küche, Esszimmer und Gemeinschaftsraum befinden sich im niedrigeren Verbindungstrakt. Dort verbringt die Bauherren-Familie den Großteil ihrer Zeit. Der dritte Baukörper bietet Gästen eine abgeschlossene Wohnung mit Küche und Bad. Diese lässt sich durch bewegliche Trennwände im Winter vollständig abtrennen und muss dann – falls unbenutzt – auch nicht beheizt werden.

Mit seinen geringen Gebäudehöhen und steilen Giebeldächern orientiert sich das Wohnhaus an der ortstypischen Architektur traditioneller Bauernhöfe. Deren Materialität griffen die Architekten ebenfalls auf: Massive Trockenmauern aus irischem Sandstein schützen die tragende Holzkonstruktion, sie sollen ähnlich hart wie Granit sein; monolithische Stürze und Brüstungen betonen die Fensteröffnungen. Auch im Inneren dominiert Sandstein, ergänzt durch weiß gekalktes Eichenholz für die sichtbaren Teile des Tragwerks, verschiedene Einbauten und Fensterrahmen. Schmale Einfassungen aus Holz rahmen allerdings nur die kleineren Öffnungen, raumhohe Verglasungen sind beinahe nahtlos in die anschließenden Bauelemente eingefügt. So entstehen mancherorts gezielte Aussichten und an anderen Stellen eröffnen sich weite Panoramen zum Meer und den Bergen.

Schiefer
Alle vier Giebeldächer haben eine einfache Rechteck-Deckung aus Schiefer. Diese Deckart ist für Dachneigungen ab 22° geeignet. Die Schiefer stammen aus Spanien (Galicien) und sind zwischen 5,5 und 8 mm dick. Es handelt sich um eine blauschwarze Schieferart, die der rauen Witterung Irlands sehr gut standhält.

Die rechteckigen Formate haben eine Fläche von 25 x 50 cm, am Ortgang entsprechend den geometrischen Anforderungen größere Maße. Das Deckbild verweist mit seiner orthogonalen Struktur auf die Linienführung der Fassaden, obwohl die Sandsteine der Trockenmauern nicht exakt mit halbem Versatz gemauert wurden. Auf Dachüberstände verzichteten die Architekten weitgehend, nur die Regenrinnen an den Traufen überragen die Außenmauern.

Bautafel

Architekten: Tierney Haines Architects, Blackrock/Irland
Projektbeteiligte: Campo Lombao, Ortigueira (Schiefer); Vincent Naughton Builders, Mayo (Bauunternehmen); Fergus Dorna, Mayo (Statik); Contemporary Lighting Solutions, Dublin (Lichtplanung)
Bauherr: privat
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Tierney Haines Architects, Blackrock

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Montage einer Rechteck-Doppeldeckung aus 60 x 30 cm großen Schiefersteinen; dazu nutzten die Dachdecker das Schraubsystem Drillsklent

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Deckungsarten

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Traditionelle Schiefereindeckung im Steildach: Kloster Paradies in Soest

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Übertage-Abbau in Galizien

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