Wohnhaus in Bernau bei Berlin

Kalksandsteinmauerwerk mit Besenstrichputz

Bernau ist eine Kleinstadt im Nordosten Berlins mit 40.000 Einwohnern, aus dessen historischen Ortskern sternförmig Chausseen in die umliegenden Dörfer führen. Die Umgebung ist landwirtschaftlich geprägt mit Äckern, Feldern und Windrädern, aber auch von Siedlungshäusern, alten Wirtschaftsgebäude und mehrgeschossigen Plattenbauten. An einer der Landstraßen wurde ein ungewöhnliches Wohnhaus für ein junges Paar (und ein Hängebauchschwein) nach Entwürfen von Project Architecture Company errichtet.

Das neue Wohnhaus erhielt das Volumen eines unregelmäßigen, hexagonalen Prismas mit 158 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Stockwerken.
Die Grundstruktur besteht aus tragenden Kalksandsteinwänden mit einem Kern aus Ortbeton.
Unregelmäßig verteilte, großformatige, raumhohe Fensteröffnungen verbinden den Innenraum mit der Umgebung.

Formfreiheit

Ursprünglich stand auf dem großzügigen Grundstück am Ortsrand von Bernau ein kleines Fertighäuschen aus DDR-Zeiten samt Stallgebäude. Der Keller des Bestandsgebäudes konnte nicht erhalten werden, weshalb sich die Verantwortlichen dazu entschieden, einen kompletten Neubau zu planen. So entfielen auch jegliche geometrischen Fesseln des Vorgängerbaus. Das neue Wohnhaus erhielt das Volumen eines unregelmäßigen, hexagonalen Prismas mit 158 Quadratmetern Wohnfläche auf zwei Stockwerken. In den sechseckigen Grundriss wurde im Erdgeschoss ein rechteckiger Kern aus Ortbeton eingestellt, in dem die Nutzräume untergebracht sind, der Wohn- und Essbereich verläuft rundherum. Teile des Wohnraums sind doppelgeschossig ausgeführt und vermitteln ein Gefühl von Luft und Weite.

Eine offene Treppe führt in die Galerie des Obergeschosses, wo sich ein Arbeitsplatz befindet, der über den Luftraum mit dem Wohnbereich im Parterre verbunden ist. In drei der Gebäudeecken ist jeweils ein Schlafzimmer untergebracht, das größte davon verfügt über ein eigenes Wannenbad. Die beiden anderen Räume teilen sich ein Duschbad. Unregelmäßig verteilte, großformatige, raumhohe Fensteröffnungen verbinden den Innenraum mit der Umgebung. Weiß verputzte Wände, helle Fensterrahmen aus Holz und ein Parkettboden aus geölter Esche sowie die Sichtbetondecke kreieren eine lichte, freundliche und zeitgemäße Anmutung. Einbauten im selben Farbspektrum unterstreichen dieses Konzept.

Rau und Fein

Die Architekturschaffenden haben aus ökologischen Gründen auf Kunststoff verzichtet. Stattdessen möchten sie mit ihrer Materialwahl die Spannung zwischen glatten und rauen Oberflächen zelebrieren.  So treffen schimmernde, eloxierte Aluminiumpaneele, die oberhalb der Fenster die Geschossdecken ablesbar machen, auf einen Außenputz in Besenstrichstruktur, der mit der landwirtschaftlichen Umgebung harmoniert, wohingegen die Kubatur des Baukörpers einen Kontrast dazu bildet. Die Anschlüsse zwischen den Materialien wurden mit Schattenfugen hervorgehoben, was dem Gebäude einen zeichnerischen Charakter verleiht. 

Die Außenwände bestehen aus einem 20 cm starken Kalksandsteinmauerwerk, das aus Plansteinen der Größe 7DF (248 x 200 x 248 mm) erstellt wurde. Die Steine weisen die Festigkeitsklasse 20 und die Rohdichteklasse 2,0 auf. Sie wurden mit Dünnbettmörtel vermauert und fassadenseitig mit mineralischen Dämmplatten und durchgefärbtem Kalkzementputz versehen. Alle Decken und der Kern des Gebäudes wurden hingegen in Ortbetonbauweise hergestellt. In der Ausschreibung hat die Project Architecture Company bewusst auf hohe Sichtbetonanforderungen verzichtet, um Kosten zu sparen und unvorhersehbare Oberflächen mit Charakter zu erhalten. -sh

Bautafel

Architektur: Project Architecture Company, Berlin
Projektbeteiligte: HHT Bauingenieure, Berlin (Tragwerk)
Bauherr/in: Privat
Fertigstellung: 2020
Standort: Börnicker Chaussee 85, Bernau bei Berlin
Bildnachweis: bullahuth Fotografie und Gestaltung, Berlin

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