Wohnhaus CJ5 in Wien

Empore mit Badewanne und Ausblick zum Himmel

Angesichts üblicher Abstandsflächen zu den Nachbarn galt das nur fünf Meter breite, aber 35 Meter tiefe Grundstück im 23. Wiener Bezirk lange Zeit als unbebaubar. Mit dem Wohnhaus CJ5 gelang den ebenfalls in der österreichischen Hauptstadt ansässigen Caramel Architekten jedoch ein Coup: Sie schufen ein lang gestrecktes, weißes Patiohaus, dessen Höhe zwischen ein und zwei Geschossen variiert. Es nimmt die gesamte Grundstücksfläche ein und zeigt sich nach außen weitgehend verschlossen – mit Ausnahme der südlichen Straßenfront sind die Fassaden als Brandwände ausgebildet. Derzeit schließt das Wohnhaus mit einer Längsseite an den Bestand an, die andere Brandwand steht (noch) frei.

Der begrünte Innenhof sowie große Oberlichter sorgen für reichlich Tageslicht über die gesamte Gebäudetiefe
Blick vom Büro in den Innenhof mit Garten und den dahinter liegenden Hauptteil des Gebäudes
Offen konzipiertes Wohnhaus mit Küche auf einem erweiterten Abschnitt der Treppe

Ganz im Gegensatz dazu steht die innere, offene Organisation des Hauses, das Wohnen und Arbeiten unter einem Dach vereint. Das umfangreiche Raumprogramm verteilten die Planer auf einen größeren straßenseitigen Baukörper und einen rückwärtigen Teil, verbunden durch einen Innenhof mit Terrasse und Garten. Ausgeprägte Sichtbeziehungen verknüpfen innen und außen, Vorder- und Hinterhaus.

Der zur Straße orientierte Baukörper ist zweigeschossig und umschließt einen fast durchgängig offenen Innenraum. Seine Konzeption, einschließlich der hohen Decken, ist inspiriert vom Aufbau einer Jacht. Im Erdgeschoss nehmen das Garagentor und der direkt daneben angeordnete Eingang beinahe die gesamte Front ein. Von der Garage, die auch als Atelier genutzt wird, geht es in den zweigeschossig ausgebildeten Wohnraum mit großem Oberlicht. Eine zentrale, einläufige Treppe führt zur oberen Ebene mit Schlafraum, Bad und einem Arbeitsplatz. Eine raumhohe Glasfront eröffnet den Ausblick zum begrünten Innenhof. Dieser ist rückwärtig durch ein Büro begrenzt, das sich ebenfalls mit einer Glasfassade zum Patio richtet. Durch die Sichtbezüge und fließenden Raumgrenzen entsteht Großzügigkeit. Außerdem wird der räumliche Zusammenhang durch die einheitliche Wand- und Deckengestaltung mit Sichtbeton sowie die durchgehenden Holzbodenbeläge hergestellt.

In die hölzerne Terrasse des Innenhofs sind Sitzbänke und ein kleiner, kreisrunder Pool integriert. Der Hof ist teilweise überdacht: Das Dach ist als Terrasse vom Wohnraum zugänglich. Das Dach über den beiden Gebäudeteilen weist mehrere Faltungen auf und ist mit Oberlichtern versehen, die viel Tageslicht ins Innere leiten.

Im Keller ist ein vollständig weiß gestaltetes Heimkino untergebracht, der Zugang erfolgt über eine Treppe vom Wohnraum aus (siehe Abb. 13).

Küche und Bad
Die Küche nimmt einen ganz besonderen und zugleich sparsamen Platz ein: Sie befindet sich auf einem erweiterten Abschnitt der hölzernen Treppe zwischen Wohn- und Schlafebene. Während sich die Kochinsel als weißes Element klar abhebt, verschmilzt die rückwärtige Küchenzeile optisch mit dem Treppenaufgang. Sie ist ebenfalls aus Holz gefertigt. Unter- und Oberschränke bieten Stauraum. Ein Backofen auf Augenhöhe ist in die zurückversetzten Oberschränke integriert. Von der Kücheninsel mit Herd, Spüle und Schubladen eröffnet sich der Ausblick zum grünen Hof und durch ein Oberlicht in den Himmel.

Die Treppe führt zum Schlafraum, der nur durch Glas vom Wohnbereich getrennt ist. Vor dem erhöhten Bett ist eine Badewanne in den Boden eingelassen. Auch hier spielen Sichtbezüge eine wichtige Rolle: Der gesamte Innenraum ist einsehbar, Oberlichter sorgen wiederum für Ausblicke zum Himmel. Der Boden ist mit Eichenparkett ausgestattet und wird am Kopfende des Bettes als Schräge zur Decke geführt. Ein Fenster sorgt für zusätzliches Tageslicht und Ausblick in die Garage bzw. das Atelier im Erdgeschoss. Das Bad liegt neben dem Schlafraum und ist durch eine Wand abgetrennt. Ein schlichtes weißes Waschbecken mit Wandarmatur ist an der langen Wand mit ebenso langem Spiegel platziert. Diese ist mit rosaroten Mosaiksteinchen gefliest, die bis in die Deckenschräge fortgeführt wurden. Die übrigen Wände einschließlich der gegenüberliegenden Deckenschräge sind analog zum Wohn- und Schlafraum in Sichtbeton ausgeführt, der die raue Oberfläche der Bretterschalung aufweist. Am Ende des schmalen Raums befindet sich eine offen zugängliche, bodengleiche Dusche mit Showerpipe, die sich über einen Vorhang abtrennen lässt.

Eine Luft-Wasser-Wärmepumpe saugt warme Außenluft an, um das Haus zu beheizen. Nahezu energieautark bezieht es seine Energie aus Photovoltaikflächen auf den nach Süden gerichteten Dachflächen. Der Heizwärmebedarf beträgt 41 kWh/(m²a).

Bautafel

Architekt: Caramel Architekten, Wien
Bauherr:
privat
Fertigstellung:
2014
Standort:
Wien
Bildnachweis: Hertha Hurnaus

Baunetz Architekt*innen

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