Wohnhaus Casa Mo in Zapallar

Weißes Flachdach als Schaufassade

Lang und schmal nimmt Chile den überwiegenden Teil der Westküste des südamerikanischen Kontinents ein – und bietet mit Sicherheit eine Fülle reizvoller Bauplätze entlang des Pazifiks. Einen davon belegt das Wohnhaus des chilenischen Architekten Gonzalo Mardones Viviani, allerdings ohne zugleich den übrigen Passanten und Vorbeifahrenden die Aussicht zu verderben. Casa Mo gehört zur Gemeinde Zapallar nördlich von Santiago und ist direkt in einen Steilhang mit freiem Blick aufs Meer und die Küste gebaut. Das weiße, erdbebensichere Gebäude aus Stahlbeton erstreckt sich über drei Ebenen – das Dach schließt als fünfte Fassade beinahe nahtlos ans Straßenniveau an.

Westseite zum Meer: das auskragende Obergeschoss beinhaltet einen Schlafraum, in der mittleren Gebäudeebene entfaltet sich ein privates Refugium mit vielen Wohn- und Schlafräumen
Ostansicht: Dachaufbau mit geräumigem Schlafzimmer, daneben die weitläufige Dachterrasse
Wohnhaus Casa Mo in Zapallar

Von der nord-südlich verlaufenden Küstenroute ergibt sich damit weiterhin ein grandioser Blick bis zum Meereshorizont, während sich in der mittleren Gebäudeebene des Wohnhauses über mehrere Treppen und Rampen ein privates Refugium entfaltet. Sämtliche Aufenthaltsräume zum Wohnen, Essen und Kochen öffnen sich nach Westen zum Meer; riesige Betonbalken schützen die verschiedenen Terrassen vor Sonne und Wind. Das Obergeschoss besteht nur aus zwei Aufbauten: Einem Unterstand für Pkws sowie einem zur Küste hin auskragenden Baukörper, der einen großen Schlafraum mit Badezimmer und geräumiger Terrasse beherbergt. Dazwischen eröffnet sich ein begehbares Dach mit Zugängen zum Erdgeschoss (als Eingangsebene) und dem Garten, der ebenfalls recht steil abfällt. Die Erdgeschossräume haben direkten Zugang zum Garten. Im Untergeschoss befinden sich eine Lounge mit Bezug zum Außenpool, eine geräumige Küche sowie Nebenräume zum Hang.

Fenster- und Türelemente aus Zedernholz, eine Vielzahl von Oberlichtern und Lichthöfen sowie Trennwände aus Glas sorgen für die gute Belichtung und Belüftung des in den Steilhang gebetteten Domizils. Unterstützt wird der Tageslichteintrag durch die hellen Oberflächen am und im Gebäude: Dem Beton wurde zur Aufhellung Titandioxid beigemischt, die Innenräume sind durchgängig weiß gestrichen.

Flachdach
Die Schaufassade des Hauses ist sein weißes Flachdach, denn das Gebäude wird überwiegend von der Straße aus und damit von oben wahrgenommen. Der gesamte Baukörper wurde aus Stahlbeton errichtet, dem als Zuschlagstoff zur Bleichung Titandioxid beigemischt wurde. Die helle Außenhaut betont die skulpturale, terrassierte Form und reflektiert vielfach das Sonnenlicht.

Oberhalb der Terrassen und Lichthöfe schützen schmale, hohe Betonbalken (in Betonrahmen) vor Sonne und Wind. Diese Art Gitter im Großformat wechseln in der Dachaufsicht mit unterschiedlich großen, rechteckigen Feldern, gefasst von breiten Betonstreifen. Die Felder sind gefüllt mit einem weißen Kiesbett oberhalb der Abdichtungsbahn. So entsteht eine weitläufige und differenzierte Dachterrasse. Deren Übergang zur Küstenstraße dient zugleich als Zufahrt für Pkw zu den Stellplätzen auf dem Dach, und ist ebenso wie diese von grauen Pflastersteinen bedeckt.

Bautafel

Architekt: Gonzalo Mardones Viviani, Santiago de Chile
Projektbeteiligte: Ruiz y Saavedra, Santiago de Chile (Tragwerksplanung); Paulina Sir, Santiago de Chile (Lichtplanung)
Bauherr: Gonzalo Mardones Viviani
Fertigstellung: 2014
Standort: Zapallar, Chile
Bildnachweis: Gonzalo Mardones Viviani; Fotograf: Nico Saieh, Santiago de Chile

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