Wohnbauprojekt in Værløse

Klimaanpassungen als Potential nutzen

Wo früher Flugzeuge starteten, zwitschern heute Vögel. Der Militärflughafen Værløse unweit von Kopenhagen wurde 2004 stillgelegt und das 349 Hektar große Areal in ein Naturschutzgebiet umgewandelt. Am Rande dieses Gebiets entsteht nun Schritt für Schritt eine Wohnbausiedlung nach Plänen von Juul Frost Architekten. Rund 100 Häuser sollen sich schlussendlich um drei Innenhöfe versammeln. Der Landschaftsraum mit zwei künstlich angelegten Seen verbindet die Gemeinschaft.

Cluster aus Häusern sammeln sich um Innenhöfe mit unterschiedlichen Bepflanzungen.
Geschickt hat das Planungsteam Elemente des Flugplatzes in das Wohnbauprojekt eingewoben.
Das Regenwasser wird in offenen Kanälen abgeleitet, was die Abwassersysteme entlastet und Überschwemmungen vorbeugt.

Ortsgeschichte pflegen
Die Architektinnen und Landschaftsarchitekten von Juul Frost haben die Geschichte des Ortes nicht vergessen. Hier und da blitzt ein Hinweis auf den früheren Flugplatz auf, darunter Jet-Symbole auf den Parkplätzen und ein Holzflugzeug auf dem Spielplatz. Die Reihenhäuser stehen in kleinen Clustern um den Innenhof. Jedes mit einer halbprivaten Terrasse. Diesen Randzonen misst das Planungsbüro eine hervorgehobene Bedeutung zu, denn hier wird das informelle Gemeinschaftsleben gefördert. Einen versteckten Hinweis auf die militärische Vergangenheit des Ortes gibt das Arrangement der Pflanzen und Wege in Form eines Tarnmusters. 

Die Zone zwischen den Gebäuden vermittelt zwischen den privaten Häusern mit Terrassen, dem halböffentlichen Innenhof und der öffentlichen Landschaft rundherum. Die drei Innenhöfe erhalten durch unterschiedliche Bepflanzungen ihre jeweils eigene Identität. „Wald“, „Ebene“ und „Weide“ nennen sie sich und schaffen Atmosphäre, die die Bewohner zum Aufbau von persönlichen Beziehung untereinander ermuntern soll. Für die Bepflanzung haben sich die Landschaftsarchitekten für 44 lokale Arten entschieden.

Nachhaltigkeit: Je mehr, umso besser
Das Gebiet um Værløse wurde von den Gletschern zu einer gleichmäßig hügeligen Moränenlandschaft geformt. Die Wege des Wassers wollen die Architekten auch im Wohnbauprojekt widerspiegeln. Das Regenwasser von Dächern, Wegen und Oberflächen wird über offene Kanäle abgeleitet und tränkt zugleich die üppige Begrünung. Ein Teil des Wassers wird in zwei künstliche Seen geleitet und so ein fast natürlicher Wasserkreislauf geschaffen. 

Die neue Wasserlandschaft von Juul Forst ist den zunehmenden Regenwassermengen aufgrund des Klimawandels angepasst. Durch die offenen Kanäle würde der Regen nicht mehr über die Kanalisation ablaufen. Dadurch werden die Abwassersysteme entlastet und es kann Überschwemmungen vorgebeugt werden. Die klimasensitive Gestaltung nutzen Juul Frost Architekten sogar als Mehrwert, indem sie mit den zwei Seen neue Erholungs- und Freizeitzonen schaffen. -sh

Bautafel

Architektur: Juul Frost Arkitekter, Kopenhagen (Architektur und Landschaftsarchitektur)
Projektbeteiligte: Arkil, Vojens (Bauunternehmen); Brdr. K. Hansen, Greve (Bauunternehmen); Hampus, Hillerød (Spielgerätehersteller); Malmos, Roskilde (Landschaftsgärtner)
Bauherr/in: Bonava und Freja Ejendomme, Søborg
Fertigstellung: 2019
Standort: Faldskærmsvej, 3500 Værløse, Dänemark
Bildnachweis: Juul Frost Arkitekter, Kopenhagen / Astrid Maria Busse Rasmussen, Kopenhagen

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