Wohnanlage Schwyzer Straße in Berlin

Generationenübergreifendes Wohnen im monolithischen Mauerwerksbau

Bezahlbarer Wohnraum für Berlin! lautete das Motto des Neubauwettbewerbs für einen Genossenschaftsbau im Stadtteil Wedding. Durch die unmittelbare Nähe zu einem Baudenkmal mit Unesco-Welterbestatus galt es zudem, nicht nur der sozialen Forderung gerecht werden, sondern auch auf die 1920er-Jahre-Siedlung Schillerpark Bezug zu nehmen. Als Gewinner des Wettbewerbs gingen Bruno Fioretti Marquez Architekten hervor. Ihr Entwurf greift mit der Gebäudehöhe, seinen reduzierten Formen, dem Flachdach, einem ausgebildeten Innenhof und tief liegenden Loggien die Architektur der Siedlung Schillerpark auf.

Der mit Wärmedämmputz versehene Ziegelbau folgt dem Schwung der Schwyzer Straße
An der Kreuzung Schwyzer/Barfusstraße öffnet sich ein Durchgang zum begrünten und mit Obstbäumen bepflanzten Innenhof; an der Ecke ist ein Café untergebracht
Alle Loggien sind zum Hof orientiert

Gegenüber der von Bruno Taut geplanten historischen Anlage liegt das 4.800 Quadratmeter große Eckgrundstück mit dem Neubau der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892. Das viergeschossige, hell verputzte Gebäude mit längsrechteckigen Fensteröffnungen ist als dreiseitige Blockrand- und Zeilenbebauung konzipiert, die im Süden und Westen dem zum Teil gekrümmten Straßenverlauf folgt. Der dritte Gebäudeflügel grenzt die Anlage zum Nachbargrundstück im Nordosten ab und bildet einen begrünten, mit Obstbäumen bepflanzten Hof aus. Ein Spielplatz bietet Kindern Platz zum Toben, eine Grünfläche mit Bänken lädt ältere Bewohner zum Aufenthalt an der frischen Luft ein. An einer Gebäudeecke zur Kreuzung hin im Westen öffnet sich ein Durchgang zwischen Hof und Straße. An dieser Straßenecke ist ein Café in das Wohngebäude integriert.

Die 73 Ein- bis Vierzimmerwohnungen von 40 bis 80 Quadratmeter Fläche sind generationenübergreifend angelegt. Davon sind 31 Wohnungen barrierefrei und zwei rollstuhlgerecht. Im Erdgeschoss des Gartenhauses bietet eine 350 Quadratmeter große Gemeinschaftswohnung Platz für zehn Senioren. Für alle Bewohner wurden Abstellflächen für Fahrräder, Kinderwagen und Rollatoren eingeplant.

Gesund Bauen

Die Wohnanlage liegt nicht nur in unmittelbarer Nähe zu einem Kulturdenkmal, sondern auch in der Einflugschneise des Flughafens Berlin-Tegel. Diese Lage machte bauliche Schallschutzmaßnahmen erforderlich, denn Lärm wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden und die Gesundheit aus. Errichtet wurde der Genossenschaftsbau als monolithische Mauerwerkskonstruktion. Zum Einsatz kommen mit Mineralfaserdämmstoff gefüllte Planhochziegel in einer Stärke von 42,5 Zentimetern. Bauweise und Material schützen die Bewohner vor Verkehrslärm und dämmen zugleich die Schallübertragung zwischen den Nachbarwohnungen. Damit störende Geräusche draußen bleiben, aber frische Luft hineinkommt und eine ausreichende Lüftung gewährleistet wird, sind die Wohnungen unter anderem mit manuell bedienbaren, Schalldämmlüftern ausgestattet, die in die Laibungen integriert sind (siehe Abb. 6).

Die Mauerwerksteine sorgen mit der integrierten Dämmung auch für den Wärmeschutz. In Verbindung mit einem mineralischen Wärmedämmputz kommt das Gebäude ohne zusätzliche Außendämmung aus. Außerdem bringt der Baustoff Ziegel auch Regulierungseigenschaften hinsichtlich Feuchte und Wärme mit und trägt zu einem angenehmen Raumklima bei. -jb

Bautafel

Architekten: Bruno Fioretti Marquez, Berlin/Lugano
Projektbeteiligte: Anes, Berlin (Bausausführung); Deutsche Poroton, Berlin (Mauerwerk S10-MW)
Bauherr: Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892 (BBWO 1892)
Standort: Schwyzer Str. 1-1c und Barfusstraße 20a-20d, Berlin
Fertigstellung: 2015
Bildnachweis: Gerhard Zwickert, Berlin, für Deutsche Poroton

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