Wohnanlage in Stavanger

Holzhäuser in lockerer Reihung

Das Zentrum von Stavanger ist bis heute von bunten Blockhäusern aus Holz bestimmt. In der viertgrößten Stadt Norwegens, die 2008 europäische Kulturhauptstadt war, lebten die Einwohner lange Zeit vom Fischfang und der Schifffahrt. Seit den 1960er Jahren entwickelte sich Stavanger zum Zentrum der Ölindustrie. Die seitdem entstandenen Gebäude wurden meistens aus Beton errichtet, obwohl Norwegen geprägt ist durch riesige Waldgebiete mit Kieferbestand. Zur Förderung des so naheliegenden Baumaterials Holz entstand das EU-Projekt Norwegian Wood und in diesem Rahmen auch ein Wohnbau nach der gemeinsamen Planung des Wiener Büros „nonconform architektur vor ort" und ihren norwegischen Partnern Eder Biesel Arkitekter.

Eindruck bei Nacht
Ansicht Süden
Ein mobiler Baukran hebt die vorgefertigten Außenwände

Die locker verbundenen Reihenhäuser stehen in einer bevorzugten Wohngegend im Süden von Stavanger auf einer Waldlichtung am Hang. Je fünf Quader bilden zwei kurvenförmige Reihen, dazwischen liegt ein gemeinsamer Freiraum mit Spielstraße. Auf dem leicht von Osten nach Westen abfallenden Gelände sind die zehn Häuser so eingebettet, dass sich alle Wohnräume mit großen Glasflächen nach Westen orientieren und auch von Süden Licht bekommen. Die konische Form der dreigeschossigen Baukörper trägt zur Verschattung bei. Ausgeführt sind die Häuser mit weit auskragenden, zur Spielstraße geneigten Westfassaden und Holztramdecken im Innern. Jede Ebene öffnet sich mit Garten, eingeschnittenen Balkonen oder großen Terrassen ins Freie. Die Terrassen enden beim Nachbarn, so dass die Häuser untereinander eine lose Kette bilden.

Die unterste Ebene der Häuser verfügt über einen zusätzlichen Eingang und liegt als dichter Sockel aus Stahlbeton im Hang. Sie ist als Einliegerwohnung abtrennbar und ermöglicht der Familie je nach Bedarf und Lebensphase eine gesonderte Nutzung als Büro, für Untermieter, junge Erwachsene oder ältere Angehörige.

Nachhaltig Bauen
Die gesamte Wohnanlage ist vorwiegend aus dem Material errichtet, das vor Ort in Hülle und Fülle vorhanden ist: Kiefernholz - und leistet damit auch einen Beitrag zur regionalen Baukultur. Zudem erfüllt sie den Status eines „energieneutralen Bauwerks", was etwa dem österreichischen Passivhausstandard entspricht. Für das Projekt leistete das österreichische Planungsbüro einen umfassenden Know-How-Transfer hinsichtlich des vorfabrizierten Holzbaus und der Energietechnologie, denn Norwegen hat in diesen Bereichen noch Aufholbedarf.

Bei allen eingesetzten Materialien wurde großer Wert auf ökologische Abbaubarkeit gelegt. Die Dämmung ist aus Zellulose, die Außenfassade aus unbehandelter nordischer Kiefer, weiße Deckleisten schützen vor Witterung. Die vorgefertigten Wände kamen geschosshoch auf die Baustelle und wurden dort mit einem mobilen Kran montiert. Die großen Fenster der Wohnräume sind so ausgerichtet, dass sie hohe Wärmeeinträge ermöglichen, denn die Sonne steht an diesem nördlichen Punkt der Erde sehr tief am Horizont. Zu groß durften die Verglasungen aber auch nicht sein, um den Wärmeverlust bei oft niedrigen Temperaturen zu mindern. -us

Bautafel

Architekten: nonconform architektur vor ort, Wien und Eder Biesel Arkitekter, Stavanger
Projektbeteiligte: Trebyggeriet As, Hornnes (Holzbau)
Bauherr: Base Property, Stavanger
Fertigstellung: 2009
Standort: Marilunden, Stavanger, Norwegen
Bildnachweis: nonconform architektur vor Ort, Wien

Fachwissen zum Thema

Das Hochhaus Bolueta im spanischen Bilbao entspricht dem Passivhaus-Standard.

Das Hochhaus Bolueta im spanischen Bilbao entspricht dem Passivhaus-Standard.

Einführung

Energieverbrauch und Baustandards

Ost- bzw. Westfenster empfangen 60%, Nordfenster 40% der nutzbaren Solareinstrahlung eines nach Süden gerichteten Fensters (Bild: Wohnen am Woerthboeschel in Baden-Baden)

Ost- bzw. Westfenster empfangen 60%, Nordfenster 40% der nutzbaren Solareinstrahlung eines nach Süden gerichteten Fensters (Bild: Wohnen am Woerthboeschel in Baden-Baden)

Planungsgrundlagen

Gebäudeorientierung und Zonierung

Neben der Funktionalität eines Gebäudes sollte immer die zeitlose, ansprechende Gestaltung berücksichtigt werden (im Bild: Barnimpanorama, Naturparkzentrum – Agrarmuseum Wandlitz (2013); Architektur: rw+, Berlin).

Neben der Funktionalität eines Gebäudes sollte immer die zeitlose, ansprechende Gestaltung berücksichtigt werden (im Bild: Barnimpanorama, Naturparkzentrum – Agrarmuseum Wandlitz (2013); Architektur: rw+, Berlin).

Planungsgrundlagen

Planung eines nachhaltigen Gebäudes

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
Wienerberger | Kontakt 0511 / 610 70-0 | www.wienerberger.de