Wohnanlage in Berlin

Schallschützende Balkonverglasung

In den Jahren nach dem Fall der Berliner Mauer ist der einstige Grenzbereich, der sogenannte Todesstreifen, sukzessive bebaut worden. So entstand an der Chausseestraße, die fast vierzig Jahre lang zweigeteilt war, ein Komplex mit dem Namen The Garden. Entworfen durch Eike Becker Architekten und die Berliner Landschaftsplaner Topotek 1, umfasst das Projekt im Bezirk Mitte neben verschiedenen Gewerbeeinheiten vor allem Miet- und Eigentumswohnungen sowie Stadthäuser.

Ein Gebäuderiegel schirmt den namensgebenden Grünraum von der Chausseestraße ab.
Durch eine differenzierte Gestaltung der Fassade unter Einsatz verschiedenster Materialien konnte Monotonie, trotz der Größe des Projekts, vermieden werden.
Straßenseitig werden die Wohnungen durch eine Balkonverglasung vor Verkehrslärm geschützt.

In der Stadt im Grünen

Statt in die Innenhöfe einer dichten Blockbebauung führt das monumentale, über vier Geschosse reichende Tor von der Chausseestraße in einen weitläufigen Grünraum, der das Ensemble aus siebzehn Bauten umspielt. Auf diese Weise, so die Architekten, sei eine ruhige grüne Wohn-Oase inmitten der pulsierenden Großstadt entstanden, ein Gegenpol zum hektischen Treiben der Hauptstadt. Maßgebliche Bedeutung kommt dabei der städtebaulichen Entscheidung zu, die Front entlang der belebten Chausseestraße durch eine Fortführung des Blockrandes zu schließen. Einer Schallschutzwand ähnlich, wirkt sie wie ein Puffer, der die Grünanlagen gegen den Straßenlärm abschirmt.

Lang und fein gegliedert

Da aber die straßenseitigen Bauten die südwestliche Grundstücksgrenze über eine beachtliche Länge säumen, war hier, mehr noch als im rückwärtigen Bereich, eine differenzierte Gestaltung gefordert. Verschiedenartige Farben und Fassadenmaterialien, Vor- und Rücksprünge sowie Balkone, aber auch eine Verschränkung der Wohneinheiten, die wie Puzzleteile ineinander gesetzt wirken, beleben das Erscheinungsbild der Fassade.

Transparente Stille dank Balkonverglasung

In weiterem Unterschied zu den Wohnungen, die zum ruhigen Gartenraum orientiert sind, verlangten die straßenseitigen Einheiten nach besonderen Schallschutzmaßnahmen. Deshalb wurden die Balkone mit einer  Verglasung versehen, die als Lärmschutz wirkt und den Schall um bis zu 22 Dezibel zu mindern vermag. Montiert auf den ebenfalls gläsernen Brüstungen, liegen die verschieblichen Elemente nicht nur bündig in der Fensterebene, sondern lassen sich, gerade an ruhigen Sommerabenden, vollständig öffnen. Um 90° drehbar, können sie am Ende der Laufschiene platzsparend geparkt werden. -ar

Bautafel

Architektur: Eike Becker Architekten, Berlin
Projektbeteiligte:
Topotek 1, Berlin/Zürich (Landschaftsplanung); HHP Hosser, Hass + Partner Ingenieurgesellschaft für Bauwesen und Brandschutz, Braunschweig/Berlin/Speyer (Brandschutzplanung); Machleidt + Partner Büro für Städtebau, Berlin (Städtebau); Professor Pfeifer und Partner Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Darmstadt u. a. (Tragwerksplanung); RM Ridder und Meyn Ingenieurgesellschaft, Berlin (Gebäudetechnik); Solarlux, Melle (Balkonverglasung SL 25)
Bauherr/in: Garden Projektentwicklung, Berlin
Standort: Chausseestraße 57-60, 10115 Berlin
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Jens Willebrand, Köln

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