Wohnanlage Göktürk Arketip in Istanbul/TR

Faltschiebeläden aus thermisch behandeltem Kiefernholz

Rund um die Millionenmetropole Istanbul schießen seit einigen Jahren Wohnsiedlungen für eine zahlungskräftige Klientel wie Pilze aus dem Boden. Wer es ruhig und beschaulich mag, zieht beispielsweise in das einige Kilometer nördlich der Megacity gelegene Göktürk Merkez Mahallesi Muhtarlığı. Hier befindet sich auch der Wohnkomplex Göktürk Arketip Housing, der nach Plänen des ortsansässigen Architekturbüros Emre Arolat entstand.

Ansicht von Süden: Ein hoher Sockel aus hellem Naturstein und eine obere Fassadenbekleidung aus Kiefernholz bedecken die Giebelseiten der Gebäude
Nachts dienen die Fensterläden als Sichtschutz und gewähren nur bedingt Einblicke
Hölzerne Faltschiebeläden bilden eine umlaufende Fassade in den oberen Geschossen

Das aus sechs Baukörpern bestehende Ensemble besitzt eine Gesamtfläche von 78.500 m². Es erstreckt sich u-förmig über zwei Grundstücke, die durch eine schmale Straße voneinander getrennt sind. Auf dem südlichen Grundstück ordneten die Architekten vier, auf dem nördlichen zwei viergeschossige Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss um je einen Innenhof mit Swimmingpool an. Zwischen den einzelnen Häusern liegen gebäudehohe, überdachte Durchgänge, nach Norden schließt der Wohnkomplex an einen vorhandenen Bau an. Die gesamte Anlage wurde in Massivbauweise errichtet.

Für die Fassaden kamen zwei Materialien zum Einsatz, die laut Architekten „schön“ altern: Naturstein und Holz. Die unteren beiden Geschosse sind mit Naturstein verkleidet und liegen etwas zurückgesetzt. Davor angeordnete, geschossübergreifende Natursteinsäulen nehmen die obere Fassadenflucht auf. Sie erinnern an die Kolonnaden antiker Gebäude, sind aber nicht öffentlich zugänglich, sondern mit den privaten Außenräumen der Wohnungen belegt. Das dritte und vierte Geschoss ist komplett von hölzernen Faltschiebeläden umschlossen. Leicht geneigte, helle Satteldächer bilden den oberen Abschluss der Gebäude.

Insgesamt 280 unterschiedlich große Wohnungen sind in dem Komplex untergebracht. Jede besitzt eine Loggia, einen Balkon oder eine Terrasse sowie ein innen liegendes Bad. Alle werden über einen langen Flur im Zentrum der Gebäude erschlossen, weshalb die Ausrichtung der einzelnen Wohneinheiten entweder zum Innenhof oder zum Straßenraum erfolgt.

Sonnenschutz
Die Faltschiebeläden bestehen aus thermisch behandeltem Kiefernholz der Region. Durch Erhitzen (170 bis 230°C) wurden die Eigenschaften des Holzes so verändert, dass sich die Wasseraufnahme verringert. Das macht es fäulnisresistent, wodurch es sich gut für den Einsatz im Außenbereich eignet. Zudem reduziert sich das Quellen und Schwinden des Holzes bei Feuchtigkeitsschwankungen, sodass die Formstabilität langfristig gewährleistet ist.

Jeweils zwei Einzelflügel bilden einen Faltschiebeladen aus. Sie haben eine einheitliche Höhe von 2,65 m, Breiten von je 1,23 m und 1,15 m und eine Stärke von 35 mm. Die Rahmen bestehen aus feuerverzinkten Stahlwinkeln, die Füllung aus dünnen Kiefernholzstäben, die in einem einheitlichen Abstand zueinander befestigt sind. Über kugelgelagerte Rollen werden die Fensterläden oben und unten in Laufschienen geführt und lassen sich so manuell und unabhängig voneinander bedienen. Abhängig von den individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen der Bewohner entsteht ein sich ständig änderndes Bild der Fassade der oberen Geschosse.

Die hölzernen Faltschiebeläden verhindern ein Aufheizen der Innenräume, da sie die solare Strahlung filtern. Zudem schützen sie vor Wind und Blendung. In den Abendstunden dienen die Fensterläden als Sichtschutz, der nur geringfügig Einblicke ins Innere gewährt.

Bautafel

Architekten: Emre Arolat Architects, Istanbul
Projektbeteiligte: Eczacibasi Esan, Istanbul (Elektroplanung); Beat Teknik, Istanbul (Ausführung); Naturel Group, Istanbul (Sonnenschutz)
Bauherr: Metal Yapı, Istanbul
Standort: Göktürk-Istanbul
Fertigstellung: 2011
Bildnachweis: Cemal Emden, Istanbul

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Materialien

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Arten und Formen

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Bei Faltschiebeläden sind mehrere Einzelflügel gekuppelt, sodass sie sich falten und zur Seite schieben lassen.

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Fensterläden

Faltschiebeläden

Um Sonnenschutzanlagen, wie hier Außenraffstoren, perfekt in die Fassade zu integrieren, müssen sie früh in der Planung berücksichtigt werden. Architektur: Chipperfield Architects, Forum Museumsinsel, Berlin

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