Wohn- und Werkhaus in Gerswalde

Hackschnitzelheizung, Luftheizung und eine offene Feuerstelle

Die dünn besiedelte Uckermark im Nordosten Brandenburgs ist ein beliebtes Ausflugsziel erholungssuchender Berliner. Rund 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, lockt sie mit zahlreichen Seen, grünen Wäldern, sanften Hügeln – und vor allem mit viel Ruhe. Dem Lärm und Stress der Großstadt überdrüssig, zog es auch den Künstler und Möbeltischler Gerhard Schütze hierhin. Statt aber wie die meisten nur für ein paar Tage zu bleiben, kaufte er sich eine ehemalige LPG-Schlosserei und baute sie in enger Zusammenarbeit mit dem Berliner Architekten Thomas Kröger zu einem Wohn- und Werkhaus um.

Ein Gebäude mit drei Funktionen: Werkstatt (links), Ausstellungsraum und Büro (mitte) und Wohnung (rechts)
Bei Bedarf lässt sich die Wellblechfassade vor Fenstern und Toren einfach beiseite schieben
Ausstellungsraum mit Dach- und Wandtragwerk aus heimischem Kiefernholz, Gussasphaltboden und Feuerstelle

Heute ist das 1987 nahe der kleinen Gemeinde Gerswalde errichtete Ursprungsgebäude nicht wiederzuerkennen. Durch einen neuen Baukörper erweitert, bietet es auf einer Fläche von 500 Quadratmetern eine große Werkstatt, einen mittig gelegenen Ausstellungsraum mit darüberliegendem Büro sowie einen eingeschossigen Wohntrakt. Optisch zusammengehalten werden die drei Bauteile durch eine Haut aus grünem, perforiertem Wellblech, die sich über das Dach und die Außenwände zieht und an den Traufkanten abgerundet ist. Die Giebelseiten sind mit Lärchenholz in Stülpschalung verkleidet.

Der Ausstellungsraum vermittelt in Höhe und Form zwischen dem Flachbau und der Werkstatt und ist als einziger Teil ein Neubau. Seine Holzkonstruktion ist aus heimischem Kiefernholz gefertigt und von einer raumhohen Verglasung gerahmt. Mit der schwarz gebeizten Sperrholzdecke, dem rohen Gussasphaltboden, dunkelgrünen Wänden und der im Boden eingelassenen Feuerstelle wirkt der Raum archaisch. In eine Seitenwand eingelassen ist eine Felsendusche, die ihr Wasser vom darüberliegenden Bad erhält. Im Obergeschoss sind außerdem Büro- und Aufenthaltsräume angeordnet. Der seitlich angrenzende Wohnbereich besitzt eine Küche und einen alkovenartigen, vollständig mit Kiefernbrettern verkleideten Schlafraum.

Fenster und Werkstore sind hinter den gelochten Wellblechpaneelen kaum sichtbar. Auf der Südseite dienen sie gleichsam als Sonnenschutz; bei Bedarf lassen sie sich einfach beiseiteschieben. Im Abstand von gut vier Zentimetern auf die gedämmte Gebäudehülle angebracht, sorgt die Luftschicht für eine ausreichende Hinterlüftung der Fassade. Die im Sockelbereich und über den Fenstern zuströmende Luft fließt über einen einseitigen Lüftungsfirst wieder ab.

Um die Anforderungen der EnEV 2009 für Bestandsgebäude zu erfüllen, wurden die Bestandsaußenwände mit einer 14 Zentimeter starken Mineralwolle gedämmt, die Bestandsdächer mit 20 Zentimeter Mineralwolle. Im neu errichteten mittleren Gebäudeteil ist die Holzkonstruktion durchgehend mit einer ebenfalls 20 Zentimeter dicken Dämmung der Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) 035 gedämmt; im zweigeschossigen Bereich als Zwischensparrendämmung, im Showroom aufgrund der sichtbaren Konstruktion als Aufsparren-Holzfaserdämmung. Alle Fenster sind mit einer Doppelisolierverglasung versehen, deren Wärmedurchgangskoeffizient Ug=1,1 W/m²K beträgt.

Heizung
Das gesamte Gebäude wärmt eine Holzhackschnitzelheizung mit einer Leistung von 35 KW und einem 1.500-Liter-Pufferspeicher. So kann der Bauherr die in seiner Möbelwerkstatt anfallenden Hackschnitzel und Späne direkt für die Wärmeversorgung nutzen. Heizraum und Spänebunker befinden sich im Bestandskeller. Eine Sauganlage befördert die Späne aus der Werkstatt in einen gesonderten Raum. Dieser liegt über dem Keller, sodass die Holzspänesäcke über eine Klappe im Boden direkt in den Spänebunker wandern. Größere Holzabfälle zerkleinert ein Zerspaner. Eine Förderschnecke transportiert die Späne vom Bunker automatisch zur Heizung. Der Hackschnitzelkessel ist elektronisch gesteuert und besitzt eine automatische Ascheaustragung.

Eine Fußbodenheizung mit Kupferrohren im Gussasphaltestrich verteilt die Wärme im gesamten Wohn- und Wirtschaftsteil des Werkhauses. Die beiden Räume im Obergeschoss werden passiv mitgeheizt – hier sind lediglich Heizleitungen für einen separaten Kreislauf vorgehalten, sodass sich bei Bedarf Heizkörper unter den Fenstern nachrüsten lassen. Die große Werkstatthalle beheizt ein an der Decke hängender Luftheizer.

Bautafel

Architekten: Thomas Kröger, Berlin
Projektbeteiligte: Studio C Nicole S. Zahner, Berlin (Statik); Gerhard Schütze - Schütze Interiors, Gerswalde (Innenausbau und Tischlerarbeiten, Küche, Möbel); Tischlerei Oliver Giese, Liebenwalde (Fenster), Olaf Mützelburg Heizungsbau, Gerswalde (Ausführung Heizung Sanitär); HDG Bavaria, Massing (Projektierung Hackschnitzelheizung)
Bauherr: Gerhard Schütze, Gerswalde
Fertigstellung: 2013
Standort: Friedenfelder Weg 13 17268 Gerswalde
Bildnachweis: Thomas Heimann, Berlin für Thomas Kröger Architekten

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