Wohn- und Geschäftshaus Royal in Frankfurt

Geschwungene Glasmosaikfassade

Nur ein paar Meter von der Frankfurter Zeil entfernt, dort wo einst das Lichtspielhaus Royal seine Besucher empfing, befindet sich heute ein modernes Wohn- und Geschäftshaus. Es trägt nicht nur den gleichen Namen wie das Kino, sondern soll mit seiner geschwungenen Bandfassade auch eine Hommage an seinen historischen Vorgänger sein. Dieser entstand 1957 und beherbergte einen der schönsten Kinosäle der hessischen Großstadt. Im Lauf der Zeit unwirtschaftlich geworden, verfiel das traditionsreiche Lichtspielhaus zusehends und wurde schließlich, 50 Jahre nach seiner Eröffnung, abgerissen.

Neben Geschäften berherbergt das Gebäude sieben Wohnungen
Die geschwungene Fassade ist mit einem grün-weißen Glasmosaik bedeckt
Die Gebäudehülle besteht aus einem vorgehängten hinterlüfteten Fassadensystem

Der an seiner Stelle errichtete Neubau entstand nach einem Entwurf von Schneider + Schumacher Architekten aus Frankfurt a.M. Mit seinen Verkaufsflächen und der markanten Glasmosaikfassade soll er dazu beitragen, die städtebauliche Situation in der Schäfergasse aufzuwerten. Auf einer Bruttogeschossfläche von über 5.000 m² findet man nun sieben große Wohnungen und Geschäfte vor. Die Stahlbeton-Konstruktion des Neubaus wurde auf der Bodenplatte des Kinos errichtet. Seitliche Mauerwerks- bzw. Stahlbetonwände und -stützen tragen die Flachdecken; zwei Erschließungskerne sorgen für die Aussteifung.

Von außen ist das sechsgeschossige Haus in verschiedene, horizontale Bereiche untergliedert, die sich durch Vor- und Rücksprünge abzeichnen. Den unteren, zweigeschossigen Verkaufsbereich kennzeichnet eine geschwungene Glasfassade. Im nördlichen Bereich springt diese über beide Geschosse etwas zurück, sodass ein kleiner Vorplatz entsteht, der den Eingang zu den Geschäften markiert. Der südliche Bereich der Glasfassade ist eingeschossig ausgebildet und nimmt die Durchfahrt zum Innenhof auf. Von hier werden die Wohnungen erschlossen. Abgeschirmt vom öffentlichen Straßenraum liegen deren Eingänge in einem schrägen Gebäudeeinschnitt.

Oberhalb der Geschäfte beginnen die Wohnungen. Sie sind im zweiten und dritten Obergeschoss mit großzügigen Loggien ausgestattet. Hier springt die Fensterebene um bis zu 1,50 m zurück. Die beiden darüberliegenden Geschosse sind als Staffelgeschosse ausgebildet – anstatt Loggien verfügen sie über Balkone. Die Fensterflächen sämtlicher Geschosse sind leicht vom direkten Gegenüber der tristen Kaufhausfassade weggedreht angeordnet. Die Brüstungen sind ebenso wie die Attiken mit grünen Glasmosaikfliesen bedeckt und verlaufen als Band über die gesamte Straßenfront.

Fliesen und Platten
Die Fassade des Wohn- und Geschäftshauses fällt nicht nur durch ihren Schwung ins Auge, sondern vor allem wegen ihres grün-weißen Glasmosaiks. Die Architekten wählten die kleinformatigen Fliesen, weil sie der gekurvten Gebäudeform besonders gut folgen können. Sie entschieden sich für ein Hochkantformat mit Abmessungen von 25 x 50 mm in einer Farbkombination aus zwei verschiedenen Grüntönen und einem Anteil von 6% weißer Fliesen, der zufällig gestreut wurde. Um zu sehen, ob die Auswahl zueinanderpasst, wurde vorab eine 6 m² große Fläche gefliest, bemustert und erst dann zum Bau freigegeben.

Eine besondere Herausforderung bestand darin, dass kein Mosaik geschnitten werden sollte. Das hatte zur Folge, dass ein vorgehängtes hinterlüftetes Fassadensystem zum Einsatz kommt, das aufgrund seiner leichten Justierbarkeit auf die unvermeidlichen Rohbautoleranzen gut reagieren kann. Die Unterkonstruktion des Systems besteht aus einer Trägerplatte aus Blähglasgranulat. Darauf wurden die Fliesen geklebt und anschließend verfugt. Die Feldbegrenzungsfugen wurden während der Planungsphase so angeordnet, dass sie in der vertikal segmentierten, rund 2.000 m² großen Mosaikfläche nicht auffallen.

Dank der gläsernen Fliesen erscheint das Gebäude je nach Licht- und Wetterverhältnissen ganz unterschiedlich, sie machen es gleichzeitig unverwechselbar und lassen es im wahrsten Sinne des Wortes glänzen.

Bautafel

Architekten: Schneider + Schumacher Planungsgesellschaft, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: Kleinhofen + Schulenberg, Darmstadt (Tragwerksplanung, Bauphysik); Brömer & Sohn, Wiesbaden (Rohbau); Fensterfabrik Montag Fassadenbau, Biberach-Mettenberg (Fassaden, Fenster); Delta Elements, Frankfurt am Main (Mosaikfassade); Ried und Sohn, Frankfurt am Main (Fliesenarbeiten)
Bauherr:
Royal Grundstücksgesellschaft, Lyson Real Estate Investments vertreten durch Andreas Lyson
Fertigstellung:
2009
Standort:
Schäfergasse 10, 60313 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Ben Knabe, Frankfurt am Main

Fachwissen zum Thema

Freizeitzentrum in Viana do Castelo von Fernando Tavora

Freizeitzentrum in Viana do Castelo von Fernando Tavora

Einsatzbereiche

Außenwandbekleidungen

Keramikfliesen am spanischen Expo-Pavillon in Aichi

Keramikfliesen am spanischen Expo-Pavillon in Aichi

Fassaden

Belagsmaterialien für Fassaden

Mosaikfliesen mit Ornament, das einem Blumenteppich gleicht

Mosaikfliesen mit Ornament, das einem Blumenteppich gleicht

Keramische Beläge

Mosaikfliesen und -tafeln

Fassade der Universität Kongju mit Keramikplatten

Fassade der Universität Kongju mit Keramikplatten

Fassaden

VHF: Vorgehängte hinterlüftete Fassaden

Bauwerke zum Thema

Das grünes Glasmosaik zwischen Stuckfassaden wirkt aus der Ferne als Fläche

Das grünes Glasmosaik zwischen Stuckfassaden wirkt aus der Ferne als Fläche

Wohnen

Grünes Haus in Berlin

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Fliesen und Platten sponsored by: