Wohn- und Geschäftshaus in München

Falten im Rasterfeld

Zentral ist relativ, räumlich wie zeitlich: Um 1900 durchquerte die Bahn von München zum acht Kilometer westlich gelegenen Pasing noch freie Landschaft. Heute zählt genau dieses Gebiet um die Paul-Gerhardt-Allee zu den sogenannten Zentralen Bahnflächen Münchens. Brachgefallen mit der Bahnprivatisierung in den 1990er-Jahren, entsteht hier seit geraumer Zeit ein neuer Stadtteil. Das ortsansässige Büro Allmann Sattler Wappner Architekten hat an diesem Standort ein Wohn- und Geschäftshaus realisiert, das dem Quartier zugleich als Nahversorgungszentrum dient.

Drei höhere Baukörper wachsen aus einem geschlossenen Sockel heraus.
Das Grundstück ist Teil einer ehemaligen Bahnbrache.
Der Komplex mit Einzelhandel und Wohnen dient der Nahversorgung des neuen Stadtteils.

An einer Kreuzung der schräg von Südwest nach Nordost verlaufenden Paul-Gerhardt-Allee ist auf einem unregelmäßig zugeschnittenen Baufeld ein Komplex aus geschlossener Sockelzone und drei unterschiedlich geformten, höheren Baukörpern mit insgesamt rund 160 Wohneinheiten entstanden. Das Sockelgeschoss beherbergt Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungseinheiten. Im Grundriss bildet es ein konkaves Sechseck und fasst von zwei Seiten den südlich vorgelagerten, neuen Quartiersplatz ein. Die Wohnhauseingänge befinden sich auf Ebene +1, wo die intensiv begrünte und mit Aufenthalts- und Spielbereichen gestaltete Dachfläche des Sockels gemeinschaftlich nutzbar ist. Die drei verschiedenen Wohnbaukörper mit vier, sechs und neun Obergeschossen auf einer Trapez-, einer Rechteck- und einer Fünfeckfläche vermitteln zwischen der heterogenen Nachbarbebauung und greifen formal die unregelmäßigen Grundrisse der gut zehn neuen Baufelder östlich und nördlich des Nahversorgungszentrums auf.

Fassade: Gefaltete Aluminiumblech-Paneele zwischen verkleidetem Betonraster

Prägendes Element der hellen Fassaden sind Aluminiumblech-Paneele, die im stumpfen Winkel von 130 Grad zu Zackenprofilen gefaltet und zwischen das von außen ablesbare Betonkonstruktionsraster montiert sind. Die vortretenden Deckenkanten sind umlaufend mit 2 mm starkem, reinweiß beschichteten, glattem Aluminiumblechstreifen verkleidet, die von einer hinterlüfteten Aluminiumkonstruktion vor 160 mm Mineralwolle gehalten werden. Vor die quadratischen Betonstützen (250x250 mm) sind im Grundriss M-förmige Lisenen, ebenfalls aus 2mm starkem, weißem Aluminiumblech, hinterlüftet vor die Dämmung gehängt. Die geschlossenen Wandflächenanteile zwischen den Stützen bestehen aus 150mm dicken, innen bündig gesetzten Betonfertigteilen, auf die in zwei Schichten insgesamt 140mm Mineralwolle aufgebracht wurden. Davor wurden als Wetterschutzschicht wiederum 2mm starke, hinterlüftete, weiße Aluminiumbleche montiert.

In der Ebene der Lisenen wurden im selben Winkel wie Letztere gefaltete Aluminiumpaneele gehängt. Da die Paneele flacher sind als die Lisenen, ergibt sich erstens in der Ansicht eine schlankere Profilierung und zweitens findet sich hinter diesen äußeren Paneelen hinreichend Platz, um in einer zweiten Ebene elektromotorisch verschiebbare Zackenprofil-Bleche zu verbergen. Diese beweglichen Elemente, die als Sicht- und Sonnenschutz dienen, haben identische Dimensionen wie Erstere, sind aber im Unterschied dazu perforiert. Bei den in der Ebene der Betonfertigteile angeordneten Fenstern handelt es sich um raumhohe, außen dunkelgrau, innen weiß gehaltene Kunststoff-Dreh-/Kippelemente mit Dreifach-Isolierverglasung. Weiße Stabgeländer aus Flachstahl sind bündig mit der Wetterschutzschicht vor Fenster und Loggien montiert.

Bautafel

Architektur: Allmann Sattler Wappner Architekten, München
Projektbeteiligte: Manfred Sauer (Allmann Sattler Wappner Architekten, Teamleitung); Prof. Carola Dietrich, Alexandra Wagner, Pavel Shcherbakov (Projektleitung); Philipp Vogeley (Projektleitung); Simon Kochhan (Architektur, Team Wettbewerb); Katrin Bell, Ulrike Fuchs, Christopher Hazard, Thorsten Salzmann, Zajnab Ali, Sabrina Bergmann, Viktoria Blum, Markus Böhm, Florian Burkhard, Marcela Doležalová, Alexandra Dürrhammer, Alan Dzhibilov, Jenny Fung, Gregory Nunez Fructuoso, Eugenia Gross, Nicole Hansmeier, Kristina Hell, Brigitte Hoernle, Henrike Jahns, Nino Jakovljevic, Katja Jansen, Juliana Klein, Simon Kochhan, Simon Köppl, Marc Kügler, Marcel Fuckl, Mirko Pet- zold, Philipp Pott, Martha Prokop, Manuel Riavez, Emanuel Schöbe, Kathleen Streifeneder, Edita Lehnerova, Maurizio Mag- gi, Pavel Shcherbakov, Rebecca Proebster, Patrik Uchal, Michael Wondré, Rouven Würfel (Architektur, Team Realisierung); Realgrün Landschaftsarchitekten, München (Landschaftsplanung), Feldhaus Fenster + Fassaden, Emsdetten (Fassade)
Bauherrin: Münchenbau Bauträger GmbH
Fertigstellung: 2021
Standort: Paul-Gerhardt-Allee 14, Hermine-von-Parish-Straße 11, 81245 München
Bilrfnachweis: Brigida González, Stuttgart / Kim Fohmann, München / Allmann Sattler Wappner Architekten, München

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Aluminiumrauten als Fassadenverkleidung beim Tower Horw. Architektur: Tilla Theus und Partner, Zürich

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Materialien

Aluminium

Vorgehängte, hinterlüftete Fassade aus Titanzinkblech am Jüdischen Museum, Berlin (Beispiel leichte Bekleidungselemente)

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Fassadenelemente

Bekleidungselemente

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