Wohn- und Geschäftshaus in Leipzig

Fünf Geschosse in Massivholzbauweise

Das Fuller Building ist eines der Wahrzeichen von New York. Besser bekannt ist es unter dem Spitznamen Flatiron Building, den es aufgrund seiner Form erhalten hat, die der spitzwinkligen, einem Bügeleisen ähnlichen Grundstücksform folgt. Ein Gebäude mit ähnlich markanter abgerundeter Spitze steht seit 2018 in Leipzig. Das Wohn- und Geschäftshaus ist aus Massivholz errichtet, lediglich der Erschließungskern und die Gründung bestehen aus Stahlbeton. Mit seinen fünf Geschossen und dem begehbaren Dach bricht es zwar keine Höhenrekorde, zeigt aber, dass sich auch für Bauten, die in die höchste Brandschutzklasse fallen (GK 5), die Holzbauweise eignet. Verantwortlich zeichnet das Leipziger Büro ASUNA – Atelier für strategische und nachhaltige Architektur.

Der fünfgeschossige Neubau ist in Massivholzbauweise errichtet, lediglich der Erschließungskern und die Gründung bestehen aus Stahlbeton.
Die Außenwand- und Deckenkonstruktionen bestehen aus Brettsperrholzelementen, die Stützen-Riegel-Konstruktion aus Brettschichtholz. Insgesamt wurden 520 Kubikmeter Holz verbaut.
Wortwörtliche Spitzenlage: Das innerstädtische Grundstück an einer Hauptverkehrsstraße hat durch die spitzwinklige Einmündung einer Seitenstraße eine dreieckige Form.

Markantes Eckgrundstück

Das bislang brach liegende, innerstädtische Grundstück an einer Hauptverkehrsstraße hat durch die spitzwinklige Einmündung einer Seitenstraße eine dreieckige Form. Der fünfgeschossige Neubau zeichnet dies im Grundriss nach und erreicht damit eine hohe Präsenz im Stadtbild. An das einzige direkt angrenzende Nachbargebäude im Süden schließt der Holzbau durch einen nur zweigeschossigen Bereich an. Im Erdgeschoss ist die nach Norden weisende Gebäudespitze aufgeständert. Dadurch entsteht ein zurück gesetzter, überdachter Eingangsbereich für das Ladengeschäft und die Wohnungen. Passanten haben dadurch mehr Gehwegfläche oder können auch durch den Weg um die Ecke abkürzen.

Die Fassade ist durch den Wechsel von holzverkleideten Brüstungen und Fenstern bzw. Fensterbändern horizontal gegliedert. Unterstützt wird diese Wirkung durch Aluminiumbänder, die auch die Führungsschienen der vor den Fenstern laufenden lasergelochten Aluminium-Schiebeläden integrieren. Sie nehmen außerdem die Brandschotten der hinterlüfteten Fassade auf. Die individuell angeordneten Fenster verleihen der Fassade im Zusammenspiel mit den mal geöffneten, mal geschlossenen Schiebeläden ein abwechslungsreiches und je nach Tageszeit unterschiedliches Erscheinungsbild.

Massivholz über fünf Geschosse

Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss befindet sich eine Gewerbeeinheit mit rund 430 m² Fläche. Darüber liegen drei Ebenen mit Wohneinheiten, deren Größen zwischen 120 und 195 m² betragen. Ein gemeinschaftlich genutzter Dachgarten bekrönt das Gebäude und bietet den Bewohnern einen Rundblick über die Dächer der Stadt. Die tragende Stützen-Riegel-Konstruktion aus Brettschichtholz erlaubte während der Planungsphase eine große Gestaltungsfreiheit bei Grundriss und Fassade. In den Innenräumen sind die glatten Deckenuntersichten aus Holz sichtbar. Die Holzkonstruktionen sind auf Abbrand gerechnet und erfüllen die Anforderungen der Feuerwiderstandklasse REI 90.

Gesund Bauen: 520 Kubikmeter Holz

Das Gebäudekonzept im KfW-55-Standard verfolgt einen ganzheitlichen ökologischen und nachhaltigen Anspruch. Die Außenwand- und Deckenkonstruktionen bestehen aus Brettsperrholzelementen, die Stützen-Riegel-Konstruktion aus Brettschichtholz. Insgesamt wurden 520 Kubikmeter Holz verbaut. Durch die Wahl des Rohbaumaterials Holz konnte die graue Energie beim Bau maßgebend reduziert werden. Holz zeichnet sich zudem durch sein gutes Feuchte- und Wärmeverhalten aus und unterstützt damit die Regulierung des Raumklimas. Bei der unbehandelten Lärchenholzfassade, den Aluminiumrahmen der Fenster und dem Dachgarten wurde auf eine Reduzierung der Unterhalts- und Instandsetzungskosten Wert gelegt.

Das Gebäude wird über eine erdgekoppelte Wärmepumpe mit Wärme für Heizung und Warmwasser sowie mit passiver und aktiver Kälte versorgt. Unterstützt wird diese durch eine Solaranlage und wassergeführte Kamine in den Wohnungen. Die bedarfsgeführten Lüftungsanlagen werden über die Luftfeuchte gesteuert. Eine Regenwassernutzungsanlage versorgt alle Toiletten mit Brauchwasser.

Bauherrengemeinschaft ermöglichte ambitioniertes Projekt

Durch die kreative Einbeziehung der privaten Bauherrengemeinschaft und das Schaffen von flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten in allen Phasen und Elementen des Projekts, ist ein individuelles und ambitioniertes Gebäude im wirtschaftlichen Rahmen entstanden. Die gute und vernetzte Zusammenarbeit zwischen Architekt, Energieberatern, Tragwerksplaner und Brandschutzgutachter war bei diesem innerstädtishen Projekt existenziell. -dg

Bautafel

Architektur: Atelier für strategische und nachhaltige Architektur ASUNA, Leipzig
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro für Energieeffizientes Bauen und Wohnen IEBW, Leipzig (Energieberatung); HÜLS Ingenieure, Blankenfelde-Mahlow (Statik); Zimmerei Hirmer, Torgau (Holzbau)
Bauherrschaft:
Baugemeinschaft Z8, Leipzig
Standort: Felsenkellerstr. 1, 04177 Leipzig
Fertigstellung: 2018
Bildnachweis: Peter Eichler, Leipzig / Martin Jehnichen, Leipzig / Claus Morgenstern, Berlin / ASUNA, Leipzig

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