Wohn- und Bürohaus Woopa in Vaulx-en-Velin

Geothermie, BHKW, Pellets, PV und Solarkollektoren

Vom Mittelalter bis in die 1980er Jahre war die Textilindustrie die treibende Wirtschaftskraft in der französischen Stadt Lyon. Dann kam der Strukturwandel und mit ihm die Schließung zahlreicher Fabriken. Davon betroffen waren auch die vielen Kunstseidenmanufakturen im Industriegebiet Carré de Soie (Seidenviertel) in Vaulx-en-Velin, einer Stadt im östlichen Ballungsgebiet von Lyon. Nachdem das 500 Hektar große Areal zwanzig Jahre brach lag, begann die Kommune im Jahr 2003 mit dem Bau eines neuen Stadtviertels. Seitdem sind dort eine Menge neuer Gebäude entstanden, eines ist das sogenannte Woopa, ein Wohn-, Büro- und Geschäftshaus mit einer Gesamtfläche von über 20.000 Quadratmetern, das der in Amsterdam ansässige Architekt Thomas Rau mit Soho Architecture et Urbanisme aus Lyon plante.

Die vorgefertigten Fassadenelementen bestehen aus Glas und PEFC-zertifiziertem Holz
Der hohe Verglasungsanteil reduziert den Kunstlichtbedarf im Gebäude
Insgesamt 20.000 Quadratmeter groß ist das Wohn-, Büro- und Geschäftshaus

Der achtgeschossige Neubau ist als CO₂-neutrales Plusenergiegebäude konzipiert; soll also mehr Energie erzeugen, als es verbraucht. Als Hinweis darauf verkleideten die Architekten es mit einer weithin sichtbaren hellgrünen Fassade. Im Erdgeschoss sind Geschäfte, ein Restaurant und eine Kinderkrippe mit 40 Plätzen für die Kinder der Mieter angeordnet, darüber auf sechs Etagen 200 Büros und 90 Wohnungen; im Dachgeschoss befinden sich auf 400 Quadratmetern Konferenzräume und ein Fitnessbereich. Rund die Hälfte der Gesamtfläche nimmt die zweigeschossige Tiefgarage ein, in der 320 Autos Platz finden.

Das Gebäudegrundgerüst besteht aus Betonpfeilern, die mit 40 Zentimetern dicken Betondecken verbunden sind. In Letzteren verlaufen sämtliche Kabel für Strom und Computer sowie die Rohrleitungen für Heizung und Sanitäranlagen. Als Fassadenmaterial für die hochgedämmte Außenhülle wählten die Planer vorgefertigte Holz-Glas-Elemente. Das Holz dafür ist PEFC-zertifiziert, d.h. heißt, es stammt aus ökologischer, ökonomischer und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. Als Baustoffe kamen außerdem Recyclingglas und recycelter glasfaserverstärkter Beton zum Einsatz.

Um möglichst viel Tageslicht einzufangen und die Sonnenwärme bestmöglich zu nutzen, sind die Süd-West-Fassaden mit 80 Metern deutlich länger als die nach Norden und Osten ausgerichteten. Die großen dreifachverglasten und damit gut dämmenden Fenster sorgen für eine optimale Belichtung der Büros und Wohnungen. Im Sommer verhindern integrierte Sonnenschutzlamellen eine zu starke Aufheizung; auf der Nordseite sind lediglich Innenrollos installiert. In der Hälfte aller Räume sind akustisch wirksame Deckensegel angeordnet. Sie dämmen den Schall der unverkleideten Betondecken, begünstigen aber auch die thermische Zirkulation, wie eine Feldstudie im Haus ergab.

Energiekonzept
Die Wärme für Heizung und Warmwasser stammt aus drei Quellen: einem Blockheizkraftwerk (BHKW), einer Pelletskesselanlage und einem Gasheizkessel, der mit 600 kW Leistung Spitzenlasten bei großen Minusgraden abdeckt. Das BHKW sollte eigentlich mit Rapsöl betrieben werden. Da noch kein Rapsölproduzent in der Nähe gefunden wurde, läuft es vorerst aber mit dem fossilen Brennstoff Erdöl.

Die Pelletsanlage besteht aus drei Pelletsbrennwertkesseln, die als Kaskade in Reihen geschaltet sind und eine Heizleistung von 96 kW liefern. In die Pelletskessel sind Abgaswärmetauscher aus Karbon integriert, die zusätzlich zur Kesselwärme auch Wärme aus dem Abgas nutzen und damit den Pelletsverbrauch reduzieren. Auf einer Fläche von 150 Quadratmeter installierte Sonnenkollektoren unterstützen die Warmwassererzeugung für die Wohnungen. Verteilt wird die Wärme im Gebäude über die thermisch aktivierten Betondecken. Im Sommer durchfließt Grundwasser mit Temperaturen von 7 bis 12 °C die Leitungen im Boden und sorgt für kühle Räume. Außerdem gibt es eine Lüftungsanlage, die zu 80% Wärme aus der Abluft nutzt.

Mithilfe des BHKWs und einer Photovoltaikanlage erzeugt das Gebäude einen Teil seines Stroms selbst. Die PV-Module sind auf einer Fläche von 1.600 Quadratmetern auf den Dächern installiert. Der erzeugte Öko-Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Bautafel

Architekten: Thomas Rau, Amsterdam mit Soho Architecture et Urbanisme, Lyon
Projektbeteiligte: ITF, Chambéry (Energieberatung); Quadriplus Group, Lyon (Ingenieurleistungen); GFC Construction, Lyon (Bauausführung/Konstruktion); Saint-Gobain Ecophon, Hyllinge (Deckensegel), Ökofen, Niederkappeln, (Pelletsbrennwertkessel)
Bauherr: Premier Plan, Lyon (Büro- und Handelsflächen); Rhone Saone Habitat, Vaulx-en-Velin (Wohnungen)
Fertigstellung: 2012
Standort: 10 Avenue des Canuts, 69120 Vaulx-en-Velin, Frankreich
Bildnachweis: Christine Chaudagne, Lyon

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