Wohn- und Bürohaus in Stuttgart

In schmaler Lücke

Japanische Architekturbüros sind Meister darin, Häuser für schmale, enge Parzellen zu entwerfen. Loweg Architekten zeigen mit ihrem Büro- und Wohnhausentwurf in Stuttgart, dass sie in dieser Disziplin durchaus mithalten können. Der Neubau mit schlichter Kubatur liegt zwischen alten, ziegelsichtigen Villen und einem Wald-Erholungsgebiet mit Blick auf den Fernsehturm, das Mercedes-Benz-Museum und das Neckarstadion. Begrenzt wird die zehn Meter schmale Parzelle durch eine Sichtbetongarage und eine Treppe, die den Hang hinauf zum hinteren Grundstück führt. Der Zuschnitt und das Hanggefälle stellten die Architekturschaffennden vor eine Herausforderung. Der Kontext gab viel von der Form des Gebäudes vor, das nun als Turm aus Glas, eingefasst von dunklen Ziegeln und gegliedert durch Fensterprofile emporragt.

Das breitere Untergeschoss mit den Büros verschwindet hiner der höhengestaffelten Dreifachgarage.
Zwischen Garage und Erdgeschoss befindet sich ein geschützter, ruhiger Innenhof.
Auf dem begrünten Dach lädt eine Dachterrasse zum Verweilen ein.

Der Schein trügt
Auch wenn das Stadthaus auf den ersten Blick so wirkt: Ein einfacher Quader ist der Bau nicht. Das straßenseitig durch die Garage verdeckte Erdgeschoss ragt rechts aus dem Turm heraus und schiebt sich nach hinten tief in den Hang. Dort entstand eine Bürofläche für sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Loweg Architekten mit rund 130 Quadratmetern. Die Wohnfläche, verteilt auf die drei Obergeschosse, ist ähnlich groß. Die Büroeinheit wird über einen Lichthof mit Tageslicht versorgt. Zusätzlich schaffen begrünte Innenhöfe auf drei Ebenen Orte zum Zurückziehen und Entspannen.

Zwei Erker vergrößern den Wohnbereich, wobei der eine großzügig verglast ist, während der andere als Einbauschrank dient. Das Satteldach ist extensiv begrünt und gibt zum Garten hin eine Dachterrasse frei. Im Inneren sollen die Raumfolgen ungestört ineinander übergehen. Deshalb sind alle Räume mit Ausnahme der Bäder und Schlafzimmer offen gestaltet. Die Materialien und Farben im Innern sind konsequent auf weiße Oberflächen, Industrieestrich und Holz beschränkt. Versteckter Stauraum hilft den Bewohnern dabei, den klaren, aufgeräumten und offenen Eindruck im Alltag zu erhalten.

Schmal – auch bei den Ziegeln
Bei der Gebäudehülle setzten Loweg Architekten neben Glas ganz auf gebrannten Ton, um das Haus in die Umgebung von historischen Ziegelfassaden einzufügen. Die Wahl fiel auf einen dunkelbraun-anthrazitfarbenen Wasserstrichziegel. Die partiell aufgeraute Oberfläche und die wasserstrich-typischen reliefartigen Faltungen tragen zum eleganten Auftritt des Neubaus bei. Der gewählte Ziegel ist mit seinem Format von 210L x 70B x 50H mm um 30 Prozent schmaler und damit auch leichter als übliche Ziegel. So kann bei gleichen Außenmaßen mehr Wohnraum und eine bessere Wärmedämmung integriert werden. „7 cm statt 11.5 cm Tiefe klingen nicht nach viel, aber über die Gebäudehöhe gewinnen wir allein dadurch rund vier Quadratmeter Fläche", erklärt Architekt Benedikt Pedde. Darüber hinaus reduziert der kleinere Ziegel den CO2-Fussabdruck in Herstellung und Transport um 20-30% pro Quadratmeter Fassade. Das Stuttgarter Stadthaus erfüllt zudem den KfW55-Energieeffizienzstandard. Dazu tragen neben den zweischaligen Außenwänden der Brennwertkessel in Kombination mit einer Fussbodenheizung und eine Dreifach-Isolierverglasung mit Holz-Alu-Fenstern bei. -sh

Bautafel

Architektur: Loweg Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: AM-BAU Muthmann, Hassmersheim (Fassadenerstellung); Wienerberger, Hannover (Ziegel Eco-Brick Moana)
Bauherr/in: privat
Fertigstellung: 2019
Standort: 70184 Stuttgart
Bildnachweis: Wienerberger, Wien / Dietmar Strauss, Besigheim

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