Winterlicher Wärmeschutz: Grundlagen und Ziele

Ausrichtung, Öffnungsanteil und Hüllfläche

Die Vorgaben zum winterlichen Wärmeschutz werden häufig auf die Einhaltung der geforderten U-Werte der Außenbauteile nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) reduziert. Tatsächlich ist die Bauteilbetrachtung und Einhaltung der Vorgaben nur ein Aspekt.

Windgeschützte Lagen reduzieren die Wärmeverluste (Abb.: Geschosswohnungsbau in Kopenhagen).
Die Bewertung der winterlichen solaren Erträge muss in Abstimmung zum sommerlichen Wärmeschutz bzw. Aufwärmverhalten von Räumen gesehen werden (Abb.: Wohnungsbau Mountain Dwellings in Kopenhagen, Bjarke Ingels Group, 2008)

Mit dem Gebäudeentwurf sollten Planerinnen und Planer weitere Maßnahmen betrachten, die den Heizenergiebedarf beeinflussen.

Abb. 1: Anteil der hüllflächenbezogenen Wärmeverluste an einem Einfamilienhaus mit ungedämmten Außenbauteilen

Schon mit dem Entwurf eines Gebäudes kann Einfluss auf den zu erwartenden Energiebedarf genommen werden. Dies kann durch die Ausrichtung eines Gebäudes geschehen. So reduzieren zum Beispiel windgeschützte Lagen die Wärmeverluste. Mit der Öffnung der Fassaden zu den Wintersonnenständen werden solare Gewinne im Innenraum zur Beheizung nutzbar. Allerdings muss die Bewertung der winterlichen solaren Erträge auch immer in Abstimmung zum sommerlichen Wärmeschutz bzw. Aufwärmverhalten von Räumen gesehen werden.

Für die detaillierte Betrachtung ist dabei das Verhältnis von Wand- und Fensterfläche zur Raumfläche von Bedeutung. Während man unter winterlichen Bedingungen die Öffnung zum Süden bevorzugt, sollten nordorientierte Flächen eher mit einem geringen Öffnungsanteil konzipiert werden, um die Wärmeverluste über die Fensterflächen zu reduzieren. Allerdings muss diesbezüglich auch gesehen werden, dass ein gut gedämmtes und nach GEG ausgelegtes Fenster immer noch einen viermal schlechteren U-Wert als eine normale Wand besitzt.

Zusätzlich ist die Form des Bauwerks und die sich daraus ableitende Hüllfläche ein wesentlicher Faktor. Kompakte und gering zerklüftete Gebäude haben weniger Hüllfläche bezogen auf die Grundfläche, und damit weniger Fläche, die als Wärmetauscher zwischen innen und außen funktioniert. Bei stark zerklüfteten Bauten steigt neben der Erhöhung der Hüllfläche auch noch der Einfluss von Wärmebrücken bzw. von Durchdringungspunkten an Fassaden und Dächern.

Daher steht mit dem Dämmkonzept der Hüllfläche auch die Konzeption bzw. Reduktion von Wärmebrücken im Mittelpunkt der Planung. Die Anschlüsse verschiedener Bauteile im Detail spielen eine wichtige Rolle, denn eine luft- und winddichte Ausführung reduziert Wärmeverluste durch Konvektion oder Einträge von kalter Außenluft durch Außenbauteile, die dem Wind ausgesetzt sind.

Mit dem Entwurf und der Abstimmung des Raumprogramms können außerdem Räume als Pufferzonen eingeplant werden. Dies kann mit Windfängen oder Wintergärten geschehen.


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