Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt in der Oberpfalz

Energiekonzept mit Erdwärme und Sonnenstrom

Mit rund 1.400 Schülern ist das Willibald-Gluck-Gymnasium, kurz WGG genannt, eines der größten Gymnasien Bayerns. Seit seiner Gründung 1965 wurde es immer wieder erweitert, bis schließlich eine Komplettsanierung anstand, die sich wirtschaftlich nicht rechnete. Eine Kostenanalyse ergab, dass der Bau eines neuen Schulhauses einschließlich einer separat errichteten Dreifeldturnhalle nur unwesentlich teurer würde als eine Modernisierung. Und so entschied sich der Landkreis Neumarkt als Bauherr für diese Lösung und beauftragte das Architekturbüro Berschneider + Berschneider aus Pilsach mit der Umsetzung. Die Planer entwarfen ein lang gezogenes, viergeschossige Gebäude mit Nord-Süd-Ausrichtung, an das nordöstlich die Turnhalle als eigenständiger, kleinerer Baukörper anschließt. Dazwischen liegt eine große Außensportanlage mit Fußballplatz und Aschenbahn. Insgesamt steht den Schülern nun eine Nettogrundfläche von etwa 15.500 Quadratmetern zur Verfügung.

In seiner Gesamterscheinung vermittelt der Bau große Offenheit
Die Atrien dienen als Treffpunkt und Verteilerflächen, umlaufend angeordnet befinden sich die Klassenzimmer
Dachverglasungen lassen viel Tageslicht in den Innenraum, ein gestalterisches Highlight ist sicherlich die freitragende Haupttreppe

Rote Betonfertigteile mit großen Fensteröffnungen und vereinzelt angeordneten Glasscheiben in Gelb-, Orange- und Pinktönen prägen das Erscheinungsbild des Schulhauses. Im Gebäudeinneren geht es ebenfalls bunt zu. Hier kontrastieren große Farbflächen mit dem grauen Sichtbeton der Wände, Decken und Treppen. Der Haupteingang befindet sich in einem zweigeschossigen, leicht vorspringenden Anbau an der Nordwestseite. Er führt in eines der beiden mit Glas überdachten Atrien, die als Treffpunkt und Verteilerflächen dienen. Rundum sind die Klassenzimmer angeordnet; lange öde Schulflure gibt es nicht. Stattdessen helle, freundliche und offene Räume mit hoher Aufenthaltsqualität. Das wissen die Schüler und Lehrer sicher zu schätzen, denn da es sich um eine Ganztageseinrichtung handelt, verbringen sie hier viel Zeit.

Energiekonzept
Seit seiner Eröffnung zu Schuljahresbeginn 2015/16 wird das Gymnasium vom Institut für Gebäude und Solartechnik (IGS) wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse des Monitorings zeigen, dass sich das Gebäude in hohem Maß selbst mit Energie versorgen kann. Rechnerisch wurde es auf einen Heizenergiebedarf von 25 KWh/m² sowie einen Kühlenergiebedarf von 10 kWh/m² pro Jahr ausgelegt. Als Wärmequelle dienen thermisch aktivierte Gründungspfähle und ein Flächenkollektor unter dem Sportplatz sowie die Abwärme der Server. Zwei Wärmepumpen liefern 70 Prozent der benötigten Energie für Schule und Turnhalle und geben diese an Fußbodenheizung, kerntemperierte Betonbauteile sowie Lüftungsanlagen ab. Ein zusätzlicher Gas-Brennwertkessel deckt die Spitzenlast und liefert das Warmwasser für die Duschen.

Für den Stromverbrauch wurden 40 kWh/(m²a) als notwendig ermittelt, der über zwei integrierte Photovoltaikanlagen auf den leicht geneigten Dachflächen der beiden Baukörper erzeugt wird. Mit 290 kWp ist die installierte Leistung der Anlagen sehr groß und kann den Gesamtbedarf teilweise vollständig abdecken, im Durchschnitt werden 44 Prozent der erzeugten Solarenergie direkt genutzt. Um den Eigennutzungsanteil zu erhöhen, wurde eine Vanadium-Redox-Flow-Batterie eingesetzt, die eine Alternative zu Lithium-Ionen- oder Bleibatteriespeichern darstellt. Nach anfänglichen Regelungsproblemen läuft sie inzwischen planmäßig, erreicht allerdings nur einen Wirkungsgrad von 50 statt der erhofften 70 Prozent. Da die Batterie bei geringer Sonneneinstrahlung mehr Strom für den Stand-by-Betrieb verbraucht als sie speichert, wird darüber nachgedacht, sie im Winterhalbjahr testweise abzuschalten. diko

Bautafel

Architekt: Berschneider + Berschneider, Pilsach
Projektbeteiligte:
Institut für Gebäude und Solartechnik (IGS), Braunschweig, EGS-plan, Stuttgart (Energiekonzept & Gebäudeautomation): Petry AG, Neumarkt (Lüftungsanlage)
Bauherr:
Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz
Fertigstellung:
2015
Standort:
Woffenbacher Str. 33, 92318 Neumarkt in der Oberpfalz
Bildnachweis: Berschneider + Berschneider, Pilsach

Fachwissen zum Thema

Funktionsweise einer Wärmepumpe 1. Wärmetauscher (Verdampfer) 2. Verdichter 3. Zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) 4. Expansionsventil

Funktionsweise einer Wärmepumpe 1. Wärmetauscher (Verdampfer) 2. Verdichter 3. Zweiter Wärmetauscher (Verflüssiger) 4. Expansionsventil

Wärmepumpen und Solarenergie

Wärmepumpen: Technik und Funktionsweise

Wärmequelle Luft: Ein Wärmetauscher entzieht der Luft Energie. Die Wärmepumpe wandelt diese Energie in nutzbare Wärme um

Wärmequelle Luft: Ein Wärmetauscher entzieht der Luft Energie. Die Wärmepumpe wandelt diese Energie in nutzbare Wärme um

Wärmepumpen und Solarenergie

Wärmepumpen: Wärmequellen und Arten

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de