WGV-Versicherung in Stuttgart

Terrazzo und Nadelvlies definieren unterschiedliche Bereiche

Die Hauptverwaltung der WGV-Versicherung befindet sich im Süden der Stuttgarter Innenstadt. Ein Bestandsbau aus den 1960er Jahren wurde 2008 von einem Neubau ergänzt, der den vorhandenen Baublock zwischen der Tübinger und der Feinstraße schloss. Der vom Architekturbüro Hascher Jehle geplante Neubau erweitert die vorhandenen Flächen um 23.100 m². 660 natürlich belichtete Büroarbeitsplätze, Konferenzräume, ein Kundenservice-Zentrum, ein Betriebsrestaurant sowie ein Mitarbeiter-Bistro sind neu entstanden. Mit der Gestaltung des Service-Zentrums und des Bistros wurde die Stuttgarter Ippolito Fleitz Group beauftragt.

Der Beratungsbereich: Im Hintergrund ist eine der drei Besprechungsinseln zu sehen
Das Bistro ist in unterscheidliche Kommunikationszonen unterteilt: Links sichtbar der Speisewagen
Die sich überschneidenen Teppichkreise im Zentrum des Bistros

Das lang gestreckte Service-Zentrum befindet sich im Altbau und ist von der Straße aus gut einsehbar. Es ist hell und offen gestaltet, gleichzeitig bietet es den Kunden diskrete Rückzugs- und Besprechungsräumlichkeiten. Empfangs-, Bearbeitungs- und Wartezonen gehen auf 1.000 m² fließend ineinander über. Insgesamt acht einzelne Beraterplätze sind links und rechts vom Durchgangsbereich angeordnet. Am Ende des Raumes setzen drei Besprechungsinseln einen starken visuellen Akzent. Hier können sich Kunde und Berater zum ungestörten Gespräch zurückziehen. Vor Blicken schützen weiße Kunstleder-Polster, die die untere Hälfte der gläsernen Wände bedecken. Durch das Schließen einer gläsernen Tür ist auch die akustische Diskretion sichergestellt. Die bestimmenden Farben im Service-Bereich sind Weiß, Schwarz, Grau und ein kühler Türkiston, die Corporate Colour des Unternehmens. Die Oberflächen sind glatt und zum Teil glänzend und unterstützen die vorherrschende, eher kühle Arbeitsatmosphäre.

Mit einer ähnlichen Farb- und Materialwahl hat die Ippolito Fleitz Group das Mitarbeiter-Bistro etwas wohnlicher gestaltet: Hier werden verschiedene Grautöne mit Weiß und einem hellen Holzton kombiniert. Ebenso wie den Kunden, werden den Mitarbeitern in ihrer Pause verschiedene Raumsituationen für unterschiedliche Kommunikationsbedürfnisse angeboten. In der Verlängerung des Eingangsbereiches scheint ein Stehtresen aus weißem Mineralwerkstoff zu schweben. Parallel dazu und über die gesamte Länge der Fassade befindet sich der vom Büro so betitelte „Speisewagen“, ein aus acht Kabinetten bestehendes Sitzmöbel, das umschließend mit geweißter Eiche eingefasst ist. Im hinteren Bereich des Raumes trennt ein Raumfilter aus geschwungenen Holzlamellen einen weiteren Bereich ab, dessen gepolsterte Sitzbank bis zur Decke durchgezogen ist und eine den gesamten Raum abschließende Rückwand bildet.

Ins Auge fallen jedoch als Erstes die sieben runden Tische im Zentrum des Raumes. Über jeder Tischgruppe befindet sich eine Deckenkuppel, die durch reflektierende Scheiben indirekt ausgeleuchtet wird. Die Tischgruppen sind in sich überschneidenden Kreisflächen angeordnet, die auch im Boden markiert sind.

Boden
Im Boden sind die sieben sich überschneidenden Kreisflächen im Zentrum der Mitarbeiter-Cafeteria durch eingelegten Nadelvlies in einem dunklen Anthrazitton markiert. Edelstahllinien beschreiben die Umrisse der Kreise. Als Bodenbelag für den gesamten übrigen Raum wurde Terrazzo gewählt, der auf einen 50 mm dicken Unterbeton gegossen wurde. Der Terrazzo wurde präzise an die Edelstahlringe (Durchmesser 3,40 m, Breite 15 mm) angearbeitet und geschliffen. Nach einer Ausgleichsspachtelung im Bereich des Nadelvlieses wurde dieser anschließend auf dem Niveau des Terrazzo innerhalb der Ringe verlegt. (Zur Verdeutlichung beachten Sie bitte die Bilder 5 und 6 sowie die angehängten Pläne.)

Durch den Wechsel im Bodenbelag erfährt das Zentrum des Raumes eine starke Betonung. Der Wechsel vom zweischichtigen Zementestrich zum textilen Belag unterstreicht darüber hinaus den Wechsel vom öffentlichen zum etwas privateren Bereich. Das gleiche Gestaltungsmuster findet sich auch im Service-Bereich: Nahezu der gesamte Boden ist mit einem grauen Terrazzo belegt - lediglich in den Besprechungsinseln wechselt der Belag. Auch hier unterstützen Teppichkreise einen Wechsel in der Atmosphäre vom eher Geschäftlich-Offiziellen hin zum Vertraulich-Diskreten. Der Übergang ist optisch, haptisch und akustisch deutlich wahrnehmbar.

Teppichböden in hochfrequentierten Räumlichkeiten auszulegen, kann nach kurzer Zeit unschöne Spuren sichtbar werden lassen. Um dies zu verhindern, wurde der Nadelvlies imprägniert. Schmutz von Straßenschuhen oder, im Falle des Bistros, von Lebensmitteln können durch die Imprägnierung nicht in die Faser eindringen. Eine Reinigung ist dadurch einfacher durchzuführen, was wiederum die Langlebigkeit des Materials unterstützt. -ap

Bautafel

Architekten: Hascher Jehle Architektur, Berlin (Neubau); Ippolito Fleitz Group, Stuttgart (Innenarchitektur Kundenservice-Bereich, Bistro)
Planungsbeteiligte: Estrich Bossert, Kernen (Terrazzo); DLW Flooring, Bietigheim-Bissingen (Teppich in Besprechungsinseln, Nadelvlies Strong); Anker-Teppichboden, Düren (Teppich im Bistrobereich); Sto, Stühlingen (Kühldecke); Pfarré Lighting Design, München (Lichtplanung); Semperlux, Berlin (Lampen); Sedus Stoll, Waldshut (Bestuhlung im Servicebereich); Knoll International (Bestuhlung im Bistro)
Bauherr: Württembergische Gemeinde-Versicherung, Stuttgart
Fertigstellung: Mai 2008
Standort: Tübinger Straße 55, 70178 Stuttgart
Bildnachweis: Zooey Braun, Stuttgart

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Die Nutzungsintensität von Teppichen im Wohnbereich ist vergleichsweise gering.

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Herstellung: Nadelvlies

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Herstellung: Nadelvlies

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