WasteBasedBricks

Ziegel aus Bauschutt

In Deutschland entsteht über die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens auf Baustellen. Gleichzeitig jedoch verbauen wir weltweit 50 Milliarden Tonnen frisch extrahierten Sand und Kies pro Jahr. Ließe sich dies nicht sinnvoll kombinieren? Diese Frage hat sich auch Tom van Soest bei seiner Abschlussarbeit über Abfallrecycling an der Design-Akademie Eindhoven gestellt. Seine Recherche über die Entsorgung von Bauschutt führte ihn zur Idee der WasteBasedBricks – Ziegelsteinen, die zum größten Teil aus zermahlenen Bau- und Abbruchabfällen bestehen. Zehn Jahre nach der entscheidenden Diplomarbeit werden die Upcycling-Ziegel nun weltweit von dem gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ward Massa gegründeten Unternehmen StoneCycling verkauft.

Die Steine sind mittlerweile in vielen unterschiedlichen und allesamt ansprechenden Farben erhältlich.
Die Rezeptur muss je nach Bauschutt angepasst werden – durch die großen Mengen an verarbeitetem Abfall ist aber die Herstellung einer großen Zahl an identischen Ziegeln möglich.
2015 wurde das erste Gebäude aus WasteBasedBricks in Rotterdam realisiert.

Das Unternehmen aus Venlo und Amsterdam nutzt die Stadt als Bauteillager – genannt Urban Mining – und holt alte Ziegel, Dachpfannen und Fliesen von den Abbruchstellen und mischt diese mit weiterem Bauschutt. Als größte Herausforderung beschreibt Massa die Suche nach gut sortierten Abfällen in grossen Mengen. Die von ihnen verarbeiteten Abbruchabfälle werden üblicherweise zu Granulat für den Straßenbau verarbeitet – ein klares Downcycling. Die Ziegel von StoneCycling sind dagegen ein Upcycling-Produkt aus mindestens 60% Abfall und werden wie klassische Ziegel gebrannt. Beim richtigen Verhältnis von keramischen Materialien, Fliesen, Glas, Stein und weiteren Abfallstoffen kann man die Bausteine sogar ohne Zumischung von weiteren Ressourcen herstellen. Die Rezeptur beeinflusst auch die Eigenschaften der Ziegel wie Härte, Stabilität und Wetterbeständigkeit. Die Zusammensetzung der Ziegel ändert sich dabei je nach anfallendem Bauschutt. Nichtsdestotrotz kann StoneCycling einen großen Satz in Farbe und Struktur identischer Ziegel anbieten, da sie mit großen Abfallmengen arbeiten.

Das erste Gebäude aus den WasteBasedBricks wurde 2015 vom Architekturbüro Architectuur Maken in Rotterdam gebaut. Alle Abfälle für die karamellfarbenen Fassadenziegel stammen aus einem Umkreis von 150 Kilometern. Dadurch harmoniert der Neubau farblich mit den umliegenden Bestandsbauten. Inzwischen erhält das Unternehmen Anfragen aus der ganzen Welt und stattet nun auch Innenräume mit ihren Ziegeln aus. In Starbucks- und H&M-Filialien finden sich Wandverkleidungen und Fussböden aus WasteBasedBricks. 2018 wurde an der 11th Avenue in New York ein Wohngebäude umgesetzt, für welches das Unternehmen 260'000 Kilogramm Bauschutt verarbeitete und auch das Sands End Art and Community Centre in Fulham im Westen von London wurde aus WasteBasedBricks gebaut.

Um die Produkte langfristig weiterzuentwickeln und auch kostengünstiger anbieten zu können, stehen Tom van Soest und Ward Massa in engem Austausch mit Forschungsinstituten und Universitäten wie dem Lehrstuhl von Dirk E. Hebel am Karlsruher Institut für Technologie. Gemeinsam mit der Design Alchemistin Daria Biryukova vom Studio Mixtura hat StoneCycling beispielsweise glasierte WasteBasedBricks entworfen und getestet.

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