Wanderhütten bei Hammerfest

Schutz und Wärme in der Polarregion

Über „gute Fenster, einen Holzofen und einfache Sitzbänke“ sollten zwei Wanderhütten verfügen, mit denen der Norwegische Wanderverein (DNT) die Region um die norwegische Stadt Hammerfest bei Trekking-Fans populärer machen wollte. Hier, nahe dem nördlichsten Punkt des europäischen Festlandes, ist die Landschaft rau und die Winter sind eisig kalt. Den bescheidenen Wünschen der Bauherrschaft nahmen sich Spinn Arkitekter aus Oslo an. Mit ihrem Entwurf wollten sie nicht nur einen Ort zum Aufwärmen schaffen, sondern ein Ausflugsziel, eine Attraktion in der Region. Entstanden sind zwei organisch geformte Schalenkonstruktionen aus Holz, die an Iglus erinnern, jedoch über seitliche, große Panoramafenster und einen geschützten Zugang verfügen. Zusammengefügt sind die baugleichen Schutzhütten – vom Planungsteam Varden („Warte") genannt – wie ein 3D-Puzzle aus 77 Brettsperrholzelementen, die allesamt Unikate sind.

Mit den Hütten will der Norwegische Wanderverein (DNT) die Region bei Trekkingfans populärer machen.
Mit ihrem Entwurf schaffen Spin Arkitekter aus Oslo nicht nur einen Rastplatz zum Aufwärmen, sondern ein Ausflugsziel, eine Attraktion in der Region.
Die erste der beiden Hütten wurde 2018 nahe dem Gipfel des Berges „Storfjellet“ errichtet. 2019 folgte die zweite Hütte auf der südlicher gelegenen Erhebung „Tyven“

Hölzerner Fels

Die erste der beiden Hütten wurde 2018 nahe dem Gipfel des Berges „Storfjellet“ errichtet. 2019 folgte die zweite Hütte auf der südlicher gelegenen Erhebung „Tyven“. Die ovalen Baukörper haben eine Außenverkleidung aus behandeltem Holz. Zugang bietet ein überdachter Eingangsbereich, zu dem eine Rampe führt. Die Brettsperrholzelemente sind 80 mm dick und verfügen über eine Bitumenabdichtung gegen Witterungseinflüsse. Über eine hölzerne Rampe gelangt man zur Tür und dann in den 15 m2 großen Raum. Hier finden sich neben dem Ofen zwei Tische, Sitzbänke und einige Hocker. Ein großes, rundliches Panoramafenster, dessen Verglasung sich aus drei Scheiben zusammensetzt, bietet weite Ausblicke auf die raue, bergige Landschaft. Verwendet wurde Verbundsicherheitsglas, um den hohen Windlasten standzuhalten. Wie das Mobiliar und die Einbauten bestehen die Wandoberflächen aus unbehandeltem Holz.

Die erste Entwurfszeichnung sah eine organisch geformte zweifach gekrümmte Holzstruktur vor, die sich in das lokale Terrain einfügt wie ein hölzerner Fels. Mit einer Drohne wurde der Bauplatz gescannt und als Ausgangsbasis in das 3D-Entwurfsprogramm übertragen. Basierend auf diesen Daten übertrug das Planungsteam die rundliche Form in eine Konstruktion aus Brettsperrholzelementen, von der ein virtuelles 3D-Modell erstellt wurde. Um den harten Bedingungen des polaren Winters standhalten zu können, wurde das Entwurfsmodell zahlreichen Simulationen ausgesetzt, in denen die Widerstandsfähigkeit gegen arktische Stürme und die Stabilität sowie die Zugänglichkeit bei schweren Schneelasten getestet wurden.

Crowdfunding und Eigenbau

Der aus dem aufwendigen Entwurfsprozess und der ungewöhnlichen Form resultierende erhöhte Kostenaufwand konnte durch Crowdfunding gedeckt werden. Darüber hinaus haben lokale Firmen Produkte und Dienstleistungen beigesteuert. Ein norwegischer Holzproduzent spendete das Material für die Fassadenverkleidung. Außerdem verzichtete man auf kostspielige Spezialhandwerker, indem man die Struktur zum größten Teil durch Mitglieder des DNT vor Ort zusammenbauen ließ. Dies erforderte einen hohen Grad an Vorfertigung der einzelnen Brettsperrholzelemente. Den Zusammenbau erleichterte eine durch das Planungsteam erstellte Aufbauanleitung.

Letztlich wurden die Strukturen in einer Lagerhalle testweise zusammengefügt und für den Transport nur partiell wieder demontiert. Lediglich das Fundament sowie die Bitumenabdichtung des Daches wurden am Bauplatz durch professionelle Arbeitskräfte umgesetzt. In vier Tagen wurde die Gebäudehülle errichtet. Fenster, Holzofen, Rampe und das Mobiliar wurden vor Ort installiert. -sr

Bautafel

Architektur: Spinn Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Format Engineers, Bath / London (Tragwerksplanung); Kebony, Oslo (Fassadenverkleidung)
Bauherrschaft: DNT Hammerfest og Omegn Turlag
Fertigstellung: 2018 (Storfjellet) und 2019 (Tyven)
Standort: Hammerfest, Norwegen
Bildnachweis: Thor Even Mathisen; Spinn Arkitekter, Oslo

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