Wärmebrücken: Arten

Geometrische Wärmebrücken treten häufig in Kombination mit konstruktiven Wärmebrücken auf
Dreidimensionale Wärmebrücke in einem Raum: Aufgrund der geringeren Oberflächentemperatur kommt es im Eckbereich zuerst zum Kondensatausfall, der die Grundlage für einen Schimmelpilzbefall liefert

Materialbedingte Wärmebrücken

Materialbedingte Wärmebrücken entstehen bei zusammengesetzten Bauteilen, wie z.B. einer Fachwerkwand oder einem Sparrendach. Diese Konstruktionen setzen sich aus unterschiedlichen Materialien zusammen, wie einem Holzsparren, der an gedämmtes Gefach grenzt. Da diese Baustoffe unterschiedliche Eigenschaften, wie Rohdichte und Wärmeleitfähigkeit besitzen, ist auch der Wärmestrom nicht homogen. Voneinander abweichende Wärmeströme und Oberflächentemperaturen sind die Folge. Charakteristisch ist das raumseitige Abfallen der Oberflächentemperatur im Bereich der Bauteile mit dem geringeren Wärmedurchlasswiderstand. Die nachfolgende 2-D-Simulation durch ein Wandbauteil aus Kalksandsteinen, das an eine Betonstütze grenzt, zeigt, welchen Einfluss die unterschiedlichen Wärmeleitfähigkeiten auf den Temperaturverlauf, den Isothermen, im Inneren des Bauteils haben und wie die gut leitenden Eigenschaften des Betons auch seitlich in die angrenzenden Wände wirken.


Isothermen und Wärmeverlaufsdarstellung in einer Wand mit einer Betonstütze an die beidseitig Kalksandsteine angrenzen: Aufgrund der erhöhten Wärmeströme im Bereich der Betonstütze sind die raumseitigen Oberflächentemperaturen geringer als auf der Mauerwerkswand

In der Praxis lässt sich diese Erscheinung der materialbedingten Wärmebrücke häufig an Wärmedämmverbund-Systemen (WDVS) erkennen: durch die schlechtere Wärmeleitfähigkeit des Befestigungsdübels aus Kunststoff wird sie gut sichtbar. Im Bereich des Kunststoffdübels treten höhere Wärmeströme auf. Diese führen dazu, dass die Fläche oberhalb des Dübels wärmer ist als die angrenzenden gedämmten Flächen. Damit findet in diesem Bereich eine schnellere Trocknung der Putzoberfläche statt, was einen Befall mit Algen vorbeugt.

Konstruktionsbedingte Wärmebrücken
Konstruktionsbedingte Wärmebrücken entstehen durch Querschnittsveränderungen in Bauteilen. Dies können u.a. Bauteile, wie Heizkörpernischen, Installationsschlitze, Fensterlaibungen, Fensterstürze und Rollladenkästen sein. In der Praxis ergeben sich ebenso Kombinationen von konstruktionsbedingten und geometrischen Wärmebrücken. Das nachfolgende Beispiel eines Unterzuges über einer offenen Durchfahrt zeigt den Wärmebrückeneinfluss des Unterzuges, der wie eine Kühlrippe in die Deckenplatte wirkt. Aufgrund fehlender Durchfahrtshöhen konnten am vorhandenen Unterzug nur die seitlich angrenzenden Deckenflächen und die Flanken gedämmt werden. Die Beispiele verdeutlichten den Einfluss der seitlichen Flankendämmung und die obere raumseitige Veränderung der Oberflächentemperatur.


Betondecke eines beheizten Innenraums mit einer unterseitigen Dämmung der Fläche; der Unterzug bleibt ungedämmt


Betondecke eines beheizten Innenraums mit einer unterseitigen Dämmung der Fläche und der seitlichen Dämmung der Flanken des Unterzuges; die Dämmung der seitlichen Flanken führt zu reduzierten  Wärmeströmen und zu thermisch ausgewogeneren Bedingungen im Bauteil

Geometrische Wärmebrücken
Geometrische Wärmebrücken treten häufig in Kombination mit konstruktiven Wärmebrücken auf. Sie sind ebenfalls eine Abweichung des ungestörten Zustandes einer Konstruktion. Bestimmt wird das Erscheinungsbild einer geometrischen Wärmebrücke durch ein unausgewogenes Verhältnis der Flächen von einer Wärme zuführenden Innenseite und der Wärme abführenden Außenseite. Daraus resultiert ein „Kühlrippeneffekt“, der zu einer niedrigeren raumseitigen Oberflächentemperatur führt.

Darstellung der Wärmeströme und Isothermen in einer ungedämmten Raumecke: In der Ecke liegen die Oberflächentemperaturen ca. 2 – 3 K unter der normalen angrenzenden Wandfläche

Typische geometrische Wärmebrücken sind die Ecken von Wänden zu Boden oder Decke. Durch die erhöhten raumseitigen energetischen Verluste im Eckbereich kommt es zu einer stärkeren Abkühlung der Wandoberfläche. Die Abkühlung der Innenecke und der Ausfall von Tauwasser, der zuerst auf kälteren Bauteilen stattfindet, ist eine Grundbedingung, die das Wachstum von Schimmelpilz fördert (siehe Abb. 3)

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