Vorschule mit Hort und Kita in Luxemburg-Belair

Gelbes Ziegelkleid mit lebendiger Textur

Der noble Luxemburger Stadtteil Belair bildet buchstäblich den Übergang von Stadt zu Land. Westlich grenzt er an das dicht bebaute historische Zentrum der Hauptstadt und wandelt sich zunehmend in eine lockere Bebauung mit Einfamilienhäusern und Feldern. Die neu errichtete Vorschule mit Hort und Kindertagesstätte Charles IV nach Plänen von Bruck + Weckerle Architekten bringt urbane Qualitäten in das Quartier.

Die Fassaden haben keine einheitliche Flucht, sondern sind mehrfach geknickt. Dadurch wirkt das Gebäude weniger massiv und fügt sich in seinen Proportionen ausgewogen in die Umgebung ein.
Ein Highlight des Projektes ist aber die haptisch interessante Fassade aus handgestrichenen, gelben Ziegelsteinen im Dünnformat. Je nach Sonnenstand treten die unterschiedlichen Farbnuancen und unregelmäßigen Oberflächen mehr oder weniger stark hervor und erzeugen ein abwechslungsreiches Licht- und Schattenspiel.
Zur Straße ragt das Gebäude mit drei Geschossen in die Höhe, zum Hof hin treppt es sich ab und mündet in einer Art eingeschossigen Pergola, die einen Transitbereich zwischen Außen und Innen darstellt.

Der Bildungsbau befindet sich am südlichen Rand eines Neubaugebiets, in dem derzeit eine Siedlung aus drei- bis viergeschossigen Mehrfamilienhäusern entsteht. Das L-förmige Volumen grenzt mit seinem langen Flügel den Pausenhof von der Straße ab. Zu dieser ragt das Gebäude mit drei Geschossen in die Höhe, zum Hof hin treppt es sich ab und mündet in einer Art eingeschossigen Pergola, die einen Transitbereich zwischen Außen und Innen darstellt. Dieses Gestaltungselement wird nicht nur dem kindlichen Maßstab gerecht, sondern auch der niedrigeren Bebauung aus historischen Stadthäusern, die südlich anschließt. Der Bereich bietet zudem die Möglichkeit, vor Sonne und Regen geschützt und trotzdem draußen zu spielen. Auch der Eingang liegt abgewandt von der Straße an der Westseite. Er wird durch einen leichten Einschnitt in die Kubatur betont und erscheint damit zugleich geschützter. Die Fassaden haben keine einheitliche Flucht, sondern sind mehrfach geknickt. Dadurch wirkt das Gebäude weniger massiv und fügt sich in seinen Proportionen ausgewogen in die Umgebung ein.

Lauf- und Ruhezonen

Im Innern empfängt ein natürlich belichtetes Foyer die Kinder, von wo ein freistehender Treppenturm zu den Obergeschossen führt. Auf allen Etagen befinden sich rund um die Treppe Aufenthaltsbereiche und Räume für die außerschulische Betreuung. Die Eingangshalle und die offenen Aufenthaltszonen um das Treppenhaus bilden das Herzstück des Gebäudes. Die abwechslungsreich gestalteten Korridore mit Sitzgelegenheiten funktionieren wie Spielstraßen. Garderobennischen bilden den Vorraum für jeweils zwei Klassenzimmer und dienen zugleich als Treffpunkte. So wechseln sich Lauf- und Ruhezonen ab und schaffen für die Kinder eine übersichtliche und behagliche Atmosphäre.

Identifizierung ermöglichen

Den Verantwortlichen war es bei ihrem Entwurf wichtig, das Gebäude kindgerecht zu gestalten. Daher haben beispielsweise die Fenster der Klassenräume verschiedene Brüstungshöhen, um auch den kleineren Kindern einen Blick nach draußen zu ermöglichen. Die Lüftungsflügel sind mit einem außenliegenden Lochgitter versehen, das als Witterungs- und als Sonnenschutz dient. Die Figuren und Zeichen auf den Gittern wurden eigens von der Künstlerin Stina Fisch entworfen. Die Ornamente erlauben es den Kindern, ihren Klassenraum von der Straße aus zu erkennen. Von Innen geben sie jedem Raum eine eigene Identität und eine verspielte Stimmung. Auch weitere Elemente wie Akustikpaneele und Vorhänge wurden eigens für dieses Projekt entwickelt und führen die gewählte Farbskala fort, um eine sinnliche Qualität der Räume zu erreichen.

Konstruktion und Energiekonzept

Konstruktiv handelt es sich bei der Vorschule um einen Stahlbetonskelettbau. Dadurch konnten die Architekten auf Unterzüge und tragende Innenwände verzichten. Die Raumtrennwände bestehen aus Gipskarton und können daher einfach entfernt oder versetzt werden. Die Struktur bietet damit große Flexibilität, auch für zukünftige, andere Nutzungen. Das gut gedämmte Gebäude erreicht einen U-Wert von 0.15 W(m2K). Die massiven Außenwände und Betondecken nutzen die Architekten zur Bauteilaktivierung. Die Bauteile nehmen die in den Räumen entstehende Wärme durch Personen, Computer, Beleuchtung und Sonneneinstrahlung auf. In der Nacht strömt durch die Lüftungsflügel kühle Luft ins Gebäude und transportiert die Wärme wieder ab. Eine Erdschicht auf dem Dach des Gebäudes bildet im Sommer einen zusätzlichen Schutz gegen Überhitzung und fungiert im Winter als eine Art Wärmedämmung. Das Dach wird in Zukunft noch eine Photovoltaikanlage erhalten.

Handgestrichene Ziegel und handwerklich bearbeitete Natursteine

Ein Highlight des Projektes ist aber die haptisch interessante Fassade aus handgestrichenen, gelben Ziegelsteinen im Dünnformat. Je nach Sonnenstand treten die unterschiedlichen Farbnuancen und unregelmäßigen Oberflächen mehr oder weniger stark hervor und erzeugen ein abwechslungsreiches Licht- und Schattenspiel. Die Fensterbänke und Dachränder sind aus Naturstein gefertigt und sind Zeugnis des anspruchsvollen Steinmetz-Handwerks. Die Ziegel bekleiden nicht nur die Fassaden, die Pergola und die Nebengebäude, sondern werden bis ins Innere des Gebäudes fortgeführt, wo sie an den Wänden der Eingangshalle Verwendung finden. Im oberen Drittel blieben sie dort unverfugt, was die Wandhöhe unterteilt und für eine noch abwechslungsreichere Anmutung sorgt. Zusammen mit den sandfarbenen Terrazzoböden und Fensterrahmen aus goldgelbem Eichenholz wird eine einladende und freundliche Atmosphäre erzeugt. -sh

Bautafel

Architektur: Bruck + Weckerle Architekten, Luxemburg
Projektbeteiligte: T6 – Ney & Partners, Luxemburg (Statik); Jean Schmit Engineering, Luxemburg (Gebäudetechnik); Petersen Tegl, Broager (Ziegelhersteller, Verwendeter Ziegel D71 DF); Stina Fisch, Luxemburg (Gestaltung Wetterschutzelemente, Beschilderungssystem)
Bauherr/in: Stadtverwaltung Luxemburg
Fertigstellung: 2017
Standort: 19, Rue Charles IV, Luxemburg-Belair, Luxemburg
Bildnachweis: Lukas Roth, Köln; Bruck + Weckerle Architekten, Luxemburg

Bauwerke zum Thema

Der Gebäudekomplex B³ Gadamerplatz entstand nach Plänen von Datscha Architekten auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs, der sogenannten Bahnstadt, südwestlich von Heidelberg

Der Gebäudekomplex B³ Gadamerplatz entstand nach Plänen von Datscha Architekten auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs, der sogenannten Bahnstadt, südwestlich von Heidelberg

Bildung/​Sport

Schul- und Bürgerzentrum B³ Gadamerplatz in Heidelberg

Der Neubau der Tiunda-Schule ist ein Ensemble unterschiedlich dimensionierter, quaderförmiger Volumina, welche die beiden vorherigen Riegelbauten ersetzen.

Der Neubau der Tiunda-Schule ist ein Ensemble unterschiedlich dimensionierter, quaderförmiger Volumina, welche die beiden vorherigen Riegelbauten ersetzen.

Bildung/​Sport

Tiunda-Schule in Uppsala

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Mauerwerk sponsored by:
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de