Verwaltungsgebäude RAG in Essen

Begehbare Dächer zwischen Kulturdenkmal und Grünraum

Auf dem Areal des Weltkulturerbes Zeche Zollverein im Nordosten von Essen planten Kadawittfeldarchitektur aus Aachen ein Verwaltungsgebäude für die RAG-Stiftung. Die Stiftung wurde einst zur Abwicklung des deutschen Steinkohlebergbaus gegründet und übernimmt infolgedessen heute verschiedene Aufgaben. Im Vordergrund stand eine gute Einbindung des Bürogebäudes am Rande des Geländes im Übergang zu einem Waldstück.

Mit der L-förmigen Konzeption (hier der Ostflügel im Vordergrund) wird der vorgelagerte „Weiße Platz“ gefasst.
Prägnante Gebäudekante
Ostflügel mit Vorplatz und Blick Richtung Zechengelände

Dies gelang zum einen durch die Gebäudeform: Der zweigeschossige Komplex bildet großmaßstäblich ein L und fügt sich damit in die Umgebung. Im Winkel der L-Form treffen die durch asymmetrische Höfe aufgegliederten Gebäuderiegel zusammen, die Wegeführung auf den Gründächern führt zu einem großen Platz. So soll der überbaute Grund der Natur zurückgegeben werden; die Verwaltung fungiert als Bindeglied zwischen Bebauung und Vegetation.

Cradle-to-Cradle: Kreislauffähige Materialien und Bauteile

Mit der L-förmigen Konzeption wird auch der vorgelagerte „Weiße Platz“ gefasst. Hier setzt eine Treppenanlage an, die hinauf in die Dachlandschaft führt. Eine Prämisse der Gebäudeplanung war es, sich an aktuellen Nachhaltigkeitsstandards zu orientieren und vorwiegend recyclebare Materialien einzusetzen. Gemäß dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip wurden Materialien und Bauteile nicht allein nach ökologischen und gesundheitlichen Aspekten, sondern auch wegen der Kreislauffähigkeit ausgewählt. Dies garantiert, dass die Rohstoffe des Bauwerks erneut als Ressourcendepot dienen können.

Die Büroräume sind auf die Flügel verteilt, während gemeinschaftliche Einrichtungen wie Foyer, Konferenzräume und Mitarbeiterrestaurant in der verbindenden Ecke – gleichsam dem Gelenk – untergebracht sind. Foyer und Restaurant bieten reizvolle Ausblicke sowohl in die Natur als auch auf das angrenzende Zechengelände. Die Büros gruppieren sich um die Innenhöfe.

Begehbares Gründach mit Energiegewinnung

Das Flachdach übernimmt eine wichtige Rolle für die Nachhaltigkeitskriterien: Auf der Dachfläche sind einige Pergolen mit Photovoltaikpaneelen angeordnet, um Sonnenenergie zu gewinnen. Anfallendes Regenwasser wird genutzt, um das Gründach zu bewässern und die WC-Spülung zu unterstützen; auf diese Weise lässt sich der Einsatz von kostbarem Trinkwasser reduzieren. Von beiden Gebäudeteilen gibt es Wegeverbindungen, die auf den Dachgarten führen. Sitzstufen in Tribünenform laden zum Verweilen ein.

Der Dachgarten wurde intensiv mit Staudenpflanzen, kleineren Gehölzen und einem Kräuterbeet bepflanzt. Zusätzlich wurden Fledermauskästen angebracht. Das Freigelände bietet somit ein biodiverses Mikroklima. Durch das Anbieten von Grünfläche und Lebensraum für verschiedene Organismen wird CO2 gebunden und in Sauerstoff umgewandelt. Gründächer bieten nicht nur eine Verbesserung der Lebensqualität; sie schützen vor starken Temperaturschwankungen im Gebäude und sorgen damit zu jeder Jahreszeit für ein angenehmes Raumklima.

Bautafel

Architekt: Kadawittfeldarchitektur, Aachen
Projektbeteiligte: Kölbl Kruse, Essen und RAG Montan Immobilien, Essen (Projektentwicklung); Combine Consulting, Essen; Halfmann Architekten, Köln (Projektsteuerung); Ökotec Gruppe, Schwalmtal (Brandschutz); Greenbox Landschaftsarchitekten, Köln (Freianlagen); Drees & Sommer Advanced Building Technologies, Stuttgart (Tragwerksplanung, Bauphysik, Haustechnik, Elektrotechnik)
Bauherr:
RAG-Stiftung Essen
Fertigstellung:
2018
Standort:
Im Welterbe 10, Essen
Bildnachweis: Jens Kirchner, Düsseldorf; Nikolai Benner, Kassel; Andreas Horsky, Aachen

Baunetz Architekt*innen

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Sedumarten

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Durch die Aufständerung von Photovoltaikmodulen lassen sich Flachdächer im Bestand sinnvoll nutzen.

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Auf einem Grundstück anfallendes Regenwasser kann entweder versickern oder für eine weitere Nutzung gesammelt werden

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Nutzung Flachdach

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