Verhältnis Fenster zu Raumvolumen

Kleiner Wohnraum, große Glasflächen

In Metropolen auf der ganzen Welt verknappt sich die Ressource Wohnraum dramatisch in Relation zu der zur Verfügung stehenden Fläche, und dies nicht nur finanziell sondern auch geometrisch-mathematisch sowie physisch. Auf steigende urbane Verdichtung reagieren nicht nur Politik und Immobilienwirtschaft, sondern auch Initiativen wie beispielsweise das Tiny House Movement. Bei Wohnungsgrößen für mehrere Bewohner zwischen 13 m² und knapp 50 m² spielen die Fenster eine noch wichtigere Rolle für das Wohlbefinden als die interne Organisation mit klapp- und faltbaren Möbeln. Die Fenster versorgen den extrem kleinen Wohnraum nicht nur mit Licht, sondern sorgen mittels Tageslicht für physiologisches Wohlbefinden im Gegensatz zum sprichwörtlich dunklen Kellerloch.

Bei geringen Wohnungsgrößen spielen die Fenster eine wichtige Rolle (Dachausbau mit großen Gauben in Hamburg-Wilhemsburg).
Die Fenster versorgen den extrem kleinen Wohnraum nicht nur mit Licht, sondern sorgen mittels Tageslicht für physiologisches Wohlbefinden (Beispiel für ein Tiny House, MINT-Grünes Klassenzimmer, Tempelhofer Feld in Berlin).
Das Tiny House Snuk in Almere (Entwurf: Leo Harders und Aldo Trim) entstand im Rahmen des Wettbewerb „Construction Expo Tiny Housing“. Es bietet 33 m³ und viel Lichteinfall durch zwei Glasfronten mit einer Glas-Faltwand von Solarlux.

Fenster sind grundsätzlich durch ihre Funktion als Ausblicke visuelle Erweiterungen eines Innenraums. Ob der Ausblick von unten nach oben, von oben nach unten, weit geöffnet als Weitwinkel- oder Panoramablick, oder wie bei einer buchstäblichen Schießscharte einen gerichteten Blick ermöglicht, hängt von der Lage, der Geometrie, dem Volumen und der Organisation des Raums ab.  

Große Fenster erweitern einen Raum visuell, verknüpfen ihn mit dem Außen und seinen zahlreichen Zwischenzonen, sorgen für angenehme Belichtung durch die Sonne und auf diese Weise – zumindest in Mittel- und Nordeuropa –  für Behaglichkeit. Kleine bis winzige Wohnungen benötigen einerseits also große Fenster, andererseits Steuerungsmöglichkeiten hinsichtlich Privatsphäre und Lichteinfall. Bodentiefe, wandfüllende und an die maximale Lichtausbeute orientierte Fenster sind hier prädestiniert. Zugleich müssen sie in der Lage sein, adaptierbar auf Bedürfnisse der Bewohner zu reagieren, wie z. B. eingeschränkte Einsehbarkeit, Blendschutz, Verdunkelung für unter anderem asynchrone Schlafenszeiten und individuelle Bedürfnisse.

Rolläden, Vorhänge, Klapp- und Schiebeläden lösen dieser Anforderungen auf klassische Weise. Adaptive Gläser mit elektronischen Steuerungen im Sinne von smarter Technologie sind eine andere Option. Möglicherweise werden in der weiteren Entwicklung Architektur und digitale Steuerungstechnik noch weiter miteinander verschmelzen. Die Unterscheidung zwischen Fenster und Gebäudehülle könnte sich zukünftig weiter aufheben zugunsten nutzerorientierten Wünschen und konstruktiver Flexibilität.

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