Verbandverlegung

Während quadratische Fliesen meistens auf Kreuzfuge verlegt werden, kommt bei rechteckigen Fliesen häufig eine Verbandverlegung zum Einsatz. Von einer solchen spricht man, wenn die Fuge zwischen den einzelnen Fliesen regelmäßig oder unregelmäßig versetzt ist – im Unterschied zur durchlaufenden Fuge bei der Kreuzfugen-Verlegung. Ursprünglich stammt der Fachausdruck aus dem Mauerwerksbau und bezeichnet eine gemischt versetzte Anordnung der Ziegel, um Lasten und Kräfte gleichmäßig im Mauerkörper zu verteilen und keine unbeabsichtigten Sollbruchstellen anzulegen.
 
Um der Gefahr von Rissbildungen (insbesondere bei Fußbodenheizungen), Hohllagen und Höhenversätzen vorzubeugen, raten die Fachverbände von Verbandverlegungen ab. Problematisch ist hier speziell der Halbverband (auch „Halber Versatz“ genannt), der wegen seines ruhigen gleichmäßigen Eindrucks besonders beliebt ist. Verlegungen im Drittel- und Viertelverband oder mit noch kürzerer Entfernung zur Fuge der benachbarten Fliese sind deutlich weniger riskant, erzeugen aber wegen der Gleichmäßigkeit des Fugenversprungs ein treppenartiges Gestaltungsraster.

Holzoptikfliesen im wilden Verband verlegt
Rechteckige Wandfliesen im Drittelverband verlegt
Im Halbverband verlegte Bodenfliesen in der VW Akademie in Wolfsburg

Unruhiger, dafür aber aus verlegetechnischer Sicht unkompliziert ist der aus der Naturstein-Verlegung stammende wilde Verband (auch Bahnenverband) mit unregelmäßig wechselnden Abständen. Während bei Natursteinen oft Platten gleicher Breite mit freien Längen eingesetzt werden, sind es bei keramischen Fliesen meist gleich lange Fliesen mit differierenden Breiten (typischerweise 5, 10, 15 und 30 x 60 cm), die im wilden Verband verlegt werden. Vielfach handelt es sich um Natursteinoptiken aus glasiertem oder unglasiertem Feinsteinzeug, die auf diese Weise verlegt werden. Bei Naturschiefer kommt der Überlängen-Verband hinzu, der mit freien Längen sowie einer bestimmten Anzahl an Breiten arbeitet. Der Vollständigkeit halber sie hier noch der römische Verband erwähnt, der quadratische und rechteckige Fliesen kombiniert.
 
Seit dem Aufkommen der Holzoptik-Fliesen wächst auch der Anteil der Fliesen mit deutlich überstrecktem Kantenverhältnis von 4:1 oder mehr. Die Fliesen sollen nicht nur möglichst naturgetreu eine Holzoberfläche imitieren, sondern auch typische Holzformate aufweisen. Und schließlich soll die Verlegeform den Echtholzeindruck perfekt machen, weshalb für die Verlegung fast immer der wilde Verband – bei Parkett „Schiffsboden“ genannt – gewählt wird. Dabei existieren die anderen Fliesenverlegearten beim Parkett ebenfalls; so entspricht der Halbverband dem „Englischen Verband“, der Drittelverband der Verlegeart „Oxford“ und die Kreuzfugen-Verlegung dem „Parallelverband“. Weitere gängige Parkett-Verlegemuster haben dagegen bisher noch nicht Eingang in die Welt der Fliese gefunden: etwa der „Altdeutsche Verband“, das „Fischgrätmuster“ oder der „Würfel-Verband“ (auch Tafelmuster genannt).
 
Wer eine Verbandverlegung wählt, sollte sich im Klaren darüber sein, dass sie den Raum in Richtung der Platten-Längsseiten streckt.

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