Veranstaltungssaal Alveoles in Saint-Nazaire

Ehemaliger U-Boot-Bunker zum Leben erweckt

Ein Koloss aus Beton steht am Hafen der französischen Stadt Saint-Nazaire – seit fast achtzig Jahren. Anfang der 1940er-Jahre als U-Boot-Bunker von den deutschen Besatzern gebaut, war der wuchtige Massivbau nach Kriegsende zu groß und zu teuer für den Abriss. Die Lösung lautete Konversion. Nach und nach werden die fast 39.000 Quadratmeter Fläche durch neue Nutzungen eingenommen, zuletzt Kammer Nummer 12. Diesen Umbau zum Veranstaltungssaal unter dem Namen Alvéoles (Hohlräume, Zellen) hat das Brüsseler Architekturbüro 51N4E gemeinsam mit Bourbouze & Graindorge aus Nantes geplant.

Anfang der 1940er-Jahre als U-Boot-Bunker von den deutschen Besatzern gebaut, war der wuchtige Massivbau nach Kriegsende zu groß und zu teuer für den Abriss. Die Lösung lautete Konversion.
Der 295 Meter lange, 130 Meter breite und 18 Meter hohe Bau umfasst 14 Kammern, die als Docks für die militärischen U-Boote dienten und seit den 1990er-Jahren sukzessive transformiert werden.
Der jüngste Umbau wurde bei Kammer 12 vorgenommen (rechts im Bild): Den Veranstaltungssaal Alvéoles entwarf das Brüsseler Architekturbüro 51N4E gemeinsam mit Bourbouze & Graindorge aus Nantes.

Sukzessive Transformation

Der 295 Meter lange, 130 Meter breite und 18 Meter hohe Bau direkt am Hafenbecken umfasst insgesamt 14 Kammern, die als Docks für die militärischen U-Boote dienten und sukzessive transformiert werden. Seit Mitte der 1990er-Jahre ist die ehemalige Bunkeranlage Teil des Konzepts Ville Port, das Stadt und Hafen von Saint-Naizaire zusammenführen soll. Der bauliche Auftakt der Umnutzung oblag dem katalanischen Architekten Manuel de Sola, der vier Kammern öffnete und das Dach mit einer Rampe als öffentliche Plattform zugänglich machte. 2007 folgte die Umgestaltung von Kammer 14 zu einem Raum für Kunst und Musikveranstaltungen durch das Büro LIN. Sie setzten dem Bunkerdach an der Südwestecke auch eine geodätische Kuppel vom Berliner Flughafen Tempelhof auf, die als sogenannter Thinktank dient.

Multifunktionaler Saal

Auch der jüngste, kürzlich abgeschlossene Umbau durch die Brüsseler Architekten ermöglicht eine kulturelle und öffentliche Nutzung. Kammer Nummer 12 ersetzt den alten Festsaal Jacques Brel, der sich am Quai unweit des Bunkers befand und abgerissen wurde. Der neue Veranstaltungssaal ist multifunktional und kann für musikalische oder theatralische Darbietungen, für Tanzgalas oder Lottoabende, Versammlungen oder Ausstellungen gemietet werden. Auf einer Länge von achtzig Metern und zwölf Metern Breite bietet er Raum für 2.800 Besucher oder 850 Sitzplätze. Im südlichen Teil des Betonkolosses erstreckt er sich vom landseitigen Eingang im Westen bis zur wasserzugwandten Seite im Osten.

Eine innen liegende Straße entlang der Westseite erschließt die Kammern. Während die südlichste Kammer 14 seit 2007 die Konzert- und Klubsäle VIP und LiFE beherbergt, sind in Nummer 13 Büroräume, Lager und weitere Nebenräume untergebracht. Kammer 11 wird ohne Einbauten als Foyer genutzt. Angegliedert an den neuen Saal, zwischen Kammer 12 und 13, befinden sich Sanitärräume, Garderoben und Technikbereiche. Diese Nebenfunktionen sind durch schlichtes, unverputztes Mauerwerk zur Erschließungsstraße abgegrenzt. Die Wand zum Veranstaltungssaal hingegen ist mit goldfarbenen Metallplatten bekleidet und mit einem Schaufenster versehen.

Bühne und Hafenblick

Vom Foyer führen mehrere Doppeltüren in den Saal, der an der Längsseite erschlossen wird. Gegenüberliegend gibt es weitere Türen zu den Nebenfunktionen. An der westlichen Schmalseite befindet sich eine schwarz gestaltete Bühne, die verglaste Ostseite eröffnet ungestörten Ausblick zum Hafen. Goldgelbe Profile fassen die Fenster, gelb gerahmte Türen führen zur überdachten Terrasse.

Raum-im-Raum

Um den Veranstaltungssaal baulich und akustisch zu entkoppeln, konzipierten die Planer einen Raum-im-Raum. Im Kontrast zum rauen Sichtbeton des Bestands wurden warme Farben gewählt: Ein Boden aus rötlich eingefärbtem, geschliffenen Beton und eine doppelwandige Holzkonstruktion, deren Stützen dunkelrot lasiert sind. Bis über Türhöhe sind die Wände mit Holzpaneelen im gleichen warmroten Farbton bekleidet. Die Decke ist abgehängt, die metallische Trägerkonstruktion sichtbar belassen. Auf dieser Höhe befinden sich Be- und Entlüftungsauslässe in der Wand.

Ausstattung und Beleuchtung

Der neue Jaques-Brel-Saal verfügt über eine variable Möblierung und die technische Ausstattung für verschiedene Nutzungen. Es gibt zwei Großbildschirme, Projektoren und mehrere Lautsprecher. Der lang gestreckte Raum ist teilbar: ein Drittel mit knapp 340 Quadratmetern an der Wasserseite und zwei Drittel auf der Bühnenseite mit rund 740 Quadratmetern. Die notwendige Verkabelung verläuft hinter den doppelten Wänden verborgen.

Die Beleuchtung ist an die unterschiedlichen Raumnutzungen anpassbar: In zwei Reihen hängen Pendelleuchten nebeneinander. Die gelben, röhrenförmigen Leuchten sind an filigranen Stahlschnüren befestigt. Sie sind höhenverstellbar, haben dimmbare Lampen und wurden extra für das Projekt entworfen. Die Beleuchtung der internen Straße besteht aus hängenden LED-Lichtstäben und stammt vom Umbau aus dem Jahr 2007. Die einzelnen Stäbe fügen sich zu einem Lichtteppich, der den gemeinsamen Erschließungsbereich markiert. -jb

Bautafel

Architekten: 51N4E, Brüssel, zusammen mit Bourbouze & Graindorge, Nantes
Projektbeteiligte:
Bollinger Grohman Ingenieure, Berlin (Tragwerksplanung); Alto, (Ingenieurtechnik); Oceadis, (Bauausführung); Daidalos Peutz, Löwen (Bauphysik/Akustik); Nathalie Dewez (Lichtplanung und -design)
Bauherr:
Stadt Saint-Nazaire
Fertigstellung:
2018
Standort:
Boulevard de la Légion d'Honneur, 44600 Saint-Nazaire
Bildnachweis: Philippe Ruault, Nantes; Filip Dujardin Photography

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