Veranstaltungshalle in Kuppenheim

Silbergrau und energieeffizient bereichert der Bau den Ort

Die Stadt Kuppenheim, das sogenannte „Tor zum Murgtal“ am westlichen Rande des Nordschwarzwalds zählt zwar nur 8.000 Einwohnende, verfügt aber dennoch über ein eigenes Sport- und Freizeitareal mit Schwimmbad, Tennisclub und anderen Einrichtungen. In diesem städtebaulich eher heterogenen Umfeld haben Dasch Zürn + Partner aus Stuttgart nun eine Veranstaltungshalle errichtet, die einen weiteren solitären Anlaufpunkt schafft. Der energetische Betrieb des Gebäudes erfolgt mittels Wärmepumpe, Gas-Brennwertkessel, Photovoltaikanlage und adiabater Kühlung.

Die Fassadenverkleidung besteht aus speziellen Profilbrettern in verschiedenen Breiten und Tiefen.
Ein großzügiger Einschnitt in die Kubatur definiert einen geschützten Eingangs- und Foyer-Bereich, der durch seine vollständige Verglasung einen Bezug zum Außenraum herstellt.
Die Architektur meidet rechte Winkel.

Prägend für die äußere Erscheinung des Neubaus ist die dunkelgraue Holzfassade des größtenteils geschlossenen Baukörpers. Sie ist mit vorgegrautem Holz verkleidet, dessen per Nut und Feder verbundene Profilbretter in verschiedenen Breiten und Tiefen individuell kombiniert sind. Dadurch schimmert die Oberfläche je nach Lichteinfall und Betrachtungswinkel in unterschiedlichen Schattierungen, von sanftem Silbergrau bis zu einem warmen Tiefgrau. Licht, Schatten und Materialität verleihen dem Gebäude eine gewisse Lebendigkeit, die jedoch immer wieder durch die strenge Gestalt gefasst wird, die stets den rechten Winkel meidet. So entsteht bereits bei der Annäherung an das Gebäude eine gewisse räumliche Spannung, die sich auch im Innenraum fortsetzt – zumindest dort, wo statische oder schlicht sinnvolle Details die Vertikale oder die Horizontale nicht benötigen. Man betritt die Veranstaltungshalle an der Nordwestecke. Ein großzügiger Einschnitt in die Kubatur definiert an dieser Stelle einen geschützten Eingangs- und Foyer-Bereich, der durch seine vollständige Verglasung einen Bezug zum Außenraum herstellt.

Durchlaufendes Raumkontinuum

Die Innenräume des weitestgehend einstöckigen Veranstaltungsgebäudes sind vorwiegend von hochwertig verarbeitetem Sichtbeton sowie warmen Erdtönen geprägt. Durch eine großflächig öffenbare Trennwand gelangt man schließlich in das Kernstück des Gebäudes, den für 450 Personen ausgelegten Saal. Er ist mit einer Bühne ausgestattet inklusive der dazugehörigen Umkleide- und Nebenräume. Auch eine voll ausgestattete Küche mit Essensausgabe direkt zum Saal ist vorhanden. Der Grundriss ist so konzipiert, dass sich ein durchgehendes Raumkontinuum vom Eingang mit Foyer über den Saal und die Terrasse im Außenbereich zur Festwiese ergibt, die direkt an die Liegewiese des Freibads anschließt.

Heizung und Kühlung mit minimalem Energieaufwand

Zur Beheizung des Gebäudes kommt ein System aus einer Grundwasser-Wärmepumpe (deckt ca. achtzig Prozent) und einem Gas-Brennwertkessel für die Spitzenlasten (deckt ca. zwanzig Prozent) zum Einsatz. Auch das Dach wird sinnvoll genutzt: Hier befindet sich eine Photovoltaikanlage, deren Strom direkt vor Ort genutzt wird. Die Wärmeübergabe an die Räume erfolgt über eine Fußbodenheizung mit Einzelraumregelung. Bei Bauwerken, in denen sich mitunter viele Menschen gleichzeitig aufhalten, ist vor allem die Frage nach der Innenraumbelüftung wichtig. Die RLT-Anlage der Veranstaltungshalle ist gleichzeitig mit einer Heizfunktion sowie Wärmerückgewinnung per Rotationswärmetauscher (Rückwärmzahl 0,8) ausgestattet. Die Klimatisierung erfolgt durch eine adiabate Kühlung, bei der durch Verdunstungskühlung die Temperatur der einströmenden Außenluft gesenkt wird. Im Vergleich zur herkömmlicher Kompressionskühlung beträgt der Energieaufwand nur 25 Prozent (siehe auch Grafik). Die Küche hat ein separates zentrales Zu-/Abluftgerät mit einer Abluftreinigung und einem Wärmerückgewinnungsgrad von siebzig Prozent erhalten. So wurden ein Primärenergiebedarf von 216 kWh/m² (nach EnEV 2016), ein Endenergiebedarf von 137 kWh/m² (ebenfalls nach EnEV 2016) und ein Jahresheizwärmebedarf 239 kWh/m², nach PHPP/EnEV 2016 Nutzenergiebedarf erreicht.

Beispielhaftes Bauen

Jüngst ist die Veranstaltungshalle Kuppenheim mit dem Preis für „Beispielhaftes Bauen Landkreis Rastatt und Baden-Baden 2014 – 2021“ ausgezeichnet worden. Die Jury lobt die offene und raumgreifende Gestaltung, den expressiv ausladenden Baukörper und das kompakte Bauvolumen, das dennoch Flexibilität im Innenraum bietet. -tg

Bautafel

Architektur: Dasch Zürn + Partner, Stuttgart
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Nickel, Rastatt (HLS-Planung); GN Bauphysik, Stuttgart (Bauphysik); Bibo Tragwerksplanung, Karlsruhe (Tragwerksplanung); PB für Elektrotechnik, Bühl (Elektroplanung); Faktor gruen, Freiburg (Landschaftsarchitektur); Schatz + Lichtdesign, Stuttgart (Lichtplanung)
Bauherr/in: Stadt Kuppenheim
Fertigstellung: 2020
Standort: Badstraße, 76456 Kuppenheim
Bildnachweis: Bernhard Tränkle, Steinen; Dasch Zürn + Partner, Stuttgart; Ingenieurbüro Nickel, Rastatt

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