UWS-Wohnhochhäuser in Ulm

Modernisierung von drei Punktbauten der 1960er-Jahre

Standardisierte Wohnungstypen als bezahlbarer Wohnraum für Viele mit ausreichend Licht, Luft und Grünflächen dazwischen – das waren wichtige Ziele beim Bau der Zeilen, Reihen und Hochhäuser, die während der 1960er-Jahre in Deutschland so zahlreich entstanden. Wie zum Beispiel auch drei Wohntürme der Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft UWS im Stadtteil Böfingen. Mit 19 Geschossen überragen sie die gesamte Nachbarschaft, deren Entstehungszeit zum Teil ebenfalls 40 bis 50 Jahre zurückliegt. Gemeinsam markieren sie ein Dreieck, an zwei Seiten erschlossen durch den Elchinger Weg, in der Mitte ein großer Park. Weil die technische Ausstattung der insgesamt 218 Wohnungen dringend erneuert, die Fassaden energetisch ertüchtigt und die Eingänge attraktiver werden sollten, entschied sich der Eigentümer für eine umfassende Modernisierung der zeichenhaften Punktbauten. Den dafür ausgeschriebenen Wettbewerb gewannen 4a Architekten aus Stuttgart.

Die Fassaden sollten aufgewertet, die Struktur mit vorspringenden Balkonen, Fensterbändern und Brüstungen jedoch weitgehend erhalten bleiben
Die Fassadenbekleidung aus Aluminiumverbundplatten überbrückt jeweils zwei Geschosse (Nordostansicht)
Das Erscheinungsbild der Fassade variiert in Abhängigkeit der Jahreszeiten

Die Eingänge der Hochhäuser richten sich nach Norden. Ursprünglich lagen sie in einer Nische, geformt durch jeweils drei zum Cluster verbundene Gebäudeteile mit rechteckigem Grundriss. Sie führten geradewegs ins Herz der Wohntürme mit zentraler Erschließung. Weil deren Sanierung nicht nur mit einer gestalterischen und energetischen Aufwertung, sondern auch einer möglichst barrierefreien Konzeption einhergehen sollte, wurden die Zugänge deutlich erweitert. Eine gläserne Eingangstür im nordöstlichen Gebäudeteil ergänzt nun die mittige Erschließungszone, sie ist ablesbar an einem neuen Vordach und breiten Verglasungen beider Bereiche. Die übrigen Räume dieser Ebene dienen (zusätzlich zum Kellergeschoss) als Keller-, Fahrrad- und Trockenräume. Zwecks barrierefreier Umgestaltung wurden die Wohnungsgrundrisse teilweise verändert und mit neuen Sanitäranlagen ausgestattet. Die Ein- bis Vierzimmerwohnungen stehen ganz unterschiedlichen Bewohnern zur Verfügung.

Besonderes Augenmerk galt bei der Sanierung den Fassaden: Sie sollten eine Aufwertung erfahren, die Struktur mit vorspringenden Balkonen, Fensterbändern und Brüstungen jedoch weitgehend erhalten bleiben. Außerdem sollten die Hochhäuser innerhalb des baulichen Umfeldes nicht allzu dominant erscheinen. Die alte Bekleidung mit Faserzementplatten samt Unterkonstruktion wurde durch großformatige Aluminiumverbundplatten in naturnahen, metalisch schimmernden Farbtönen ersetzt. Jedes Haus erhielt seine eigene Farbe: ein helles Beige, ein rötliches Braun und ein dezentes Mintgrün, alle exakt aufeinander abgestimmt. Die Paneele überbrücken jeweils zwei Geschosse; das Erdgeschoss ist als Sockel davon abgesetzt und mit einem Wärmedämmverbundsystem in Anthrazit bekleidet. Die Fassaden zeigen in Abhängigkeit der Jahreszeiten und des Tageslichts ein variierendes Erscheinungsbild.

Sanierungsmaßnahmen/Bauphysik
Im Zuge der Fassadensanierung verblieben die bestehenden, 50 mm starken zementgebundenen Holzwolleleichtbauplatten auf den Stahlbetonwänden. Über Aluminiumwinkel in punktuellen Aussparungen dieser Dämmplatten wurde das neue Fassadensystem auf einer thermischen Trennung an der Stahlbetonwand befestigt. Die neue Dämmebene besteht aus 140 mm starken, vlieskaschierten Mineralwolleplatten. T-Profilschienen aus Aluminium bilden die Unterkonstruktion der vorgehängten, hinterlüfteten Aluminiumverbundplatten, die bei einem Format von 5,50 x 1,27 Meter nur 4 mm stark sind. Sie schützen die Bausubstanz und sollen bei geringem Instandhaltungs- und Wartungsaufwand eine hohe Lebensdauer aufweisen; zudem sind sie recycelbar. Der Abstand zwischen Wand und Verkleidung beträgt insgesamt 25 cm. Von außen sind die Platten sichtbar genietet, die Nieten farblich auf die Plattenfarbe abgestimmt. Durch einen Fugenanteil von 0,7% konnten die Soglasten reduziert und damit die Unterkonstruktion deutlich verringert werden. Zur Verbesserung des Lichteinfalls ins Gebäude wurden die Fensterlaibungen teilweise schräg ausgebildet.

Sämtliche Fenster wurden durch solche mit einer Dreischeiben-Isolierverglasung (Ug-Wert von 0,7 W/m²K) ersetzt. Zur Sicherung eines geregelten Mindestluftwechsels und Vermeidung von Schimmelbildung in den Wohnungen wurden Dauerlüfter (Fensterfalzlüfter) in die Fensterrahmen integriert. Die Abluft wird mechanisch über Ventilatoren geregelt.

Auch die Dachflächen und die Deckenunterseiten über den unbeheizten Kellerrräumen wurden gedämmt. Über alle Geschosse erfolgte eine Betonsanierung. Die Modernisierung wurde in bewohntem Zustand vorgenommen und hatte nur eine moderate Erhöhung der Mieten zur Folge, sodass keiner der Mieter ausziehen musste. (us)

Bautafel

Architekten: 4a Architekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: Bauer + Partner Ingenieurbüro für das Bauwesen, Ulm (Tragwerksplanung); Kurz und Fischer, Winnenden (Bauphysik); Zieher Technic, Ulm (Haustechnik), 3A Composites, Singen/Hohentwiel (Fassadenelemente)
Bauherr: Ulmer Wohnungs- und Siedlungsgesellschaft
Fertigstellung: 2014
Standort: Elchinger Weg 6,10 und 14, 89075 Ulm
Bildnachweis: UWS/Conné van d'Grachten

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