Unternehmenszentrale Stadtwerke Lübeck

Biogas-BHKW, Abwärmenutzung, adiabate Kühlung und Windkraftanlage

Helles Nadelholz und leuchtendes Grün prägen das Erscheinungsbild des neuen Hauptsitzes der Stadtwerke Lübeck. Das nach einem Entwurf von Klein Architekten aus Budenheim südlich der Innenstadt im Viertel Genin errichtete Gebäude liegt in direkter Nachbarschaft zum Turm des Gasometers, auf den es sich mit seinen abgerundeten Ecken bezieht. Es entspricht dem Passivhausstandard und bietet auf vier Geschossen 256 Büros, Konferenz- und Seminarräume, ein Servicecenter sowie ein Restaurant für die rund 430 Mitarbeiter des Unternehmens, das rund 130.000 Haushalte und Betriebe mit Gas, Wasser, Wärme, Internet und Telefonie versorgt.

Außen rund, innen eckig: Die Unternehmenszentrale setzt sich aus zwei abgeknickten Baukörpern zusammen (Nordwestansicht)
Die beiden Gebäudeflügel umschließen einen trapezförmigen Innenhof
Glas, Grün und helles Lärchenholz bestimmen das Erscheinungsbild der Fassade

Der Neubau setzt sich aus zwei abgeknickten, jeweils 14 Meter hohen Baukörpern zusammen, die sich zu den Ecken hin aufweiten und mit Längen von 64 und 82 Meter bzw. 55 und 75 Meter einen trapezförmigen Innenhof umschließen. Zwei Verbindungsbauten mit Brücken verknüpfen die beiden Gebäudeteile miteinander; die Geschossfläche beträgt insgesamt 13.856 Quadratmeter. Der Eingang mit angrenzendem, gebäudehohem Foyer befindet sich auf der Südseite. Ihm gegenüber ist im nördlichen Riegel das Betriebsrestaurant angeordnet, darunter in einer Teilunterkellerung die Haustechnik- und Lagerräume. Auf der Ostseite liegen die Seminar- und Versammlungsräume, auf der Westseite sowie in den drei Obergeschossen die Büros.

Die Gebäude wurde überwiegend in Holzbauweise errichtet: Stützen und Träger bestehen aus Brettschichtholz, Decken und Dach aus Brettsperrholz, die Außenwände sind als hoch wärmegedämmte Holzrahmenelemente ausgebildet und mit unbehandelter glatter Lärchenholzschalung verkleidet. Das Holz ist PEFC-zertifiziert, d.h. heißt, es stammt aus ökologischer, ökonomischer und sozial nachhaltiger Forstwirtschaft. Zwischen den versetzt angeordneten, dreifach verglasten Holz-Aluminium-Fenstern sorgen Faserzementplatten in Limettengrün für farbliche Abwechslung; außen angebrachte Verschattungselemente gewährleisten den notwendigen Sonnenschutz. Die beiden Verbindungsbauten auf der Nord- und Südseite sind Pfosten-Riegel-Konstruktionen aus Brettschichtholz mit Dreischeiben-Isolierverglasung. Aus Stahlbeton bestehen lediglich die Bodenplatte sowie die Keller-, Küchen-, Brand- und Treppenhauswände.

Der Werkstoff Holz ist auch im Gebäudeinneren das dominierende Material: Die Holzstützen blieben unverkleidet und die Elektrotrassen, Lüftungs- und Wasserleitungen verlaufen offen unter den Holzdecken und verstecken sich nur in einigen Bereichen hinter Deckensegeln.

Energiekonzept

Ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) deckt den Heiz- und Kühlenergiebedarf des Gebäudes ab und erzeugt zusätzlich Strom. Die Heizung und Kühlung der Räume erfolgt über aktive Deckenelemente, die den Vorteil haben, dass sie keine Nutzflächen beanspruchen. Das Kühlsystem arbeitet mit einer nachgeschalteten Absorptionskältemaschine. Diese erzeugt im Sommer aus der Abwärme des BHKW-Motors adiabate Kälte, für die keine zusätzliche Energie benötigt wird. Auf dem Dach aufgestellte Lüftungsanlagen ermöglichen die komplette Belüftung des Gebäudes. Sie wurden mit einer Wärmerückgewinnung ausgestattet, die einen Wärmebereitstellungsgrad von über 90% erzielt.

Darüber hinaus produziert eine vertikale Klein-Windenergieanlage Ökostrom für das Gebäude. Ihre maximale Leistung beträgt 2 kW. Zum Vergleich: Die gesamte Beleuchtung im Stadtwerke-Neubau wird mit 8 kW betrieben. In der gleichen Farbe wie die Faserzementplatten der Fassade gestaltet, steht ein sogenannter Savonius-Rotor in Helixform auf einem Mast vor dem Haupteingang. Das Windrad dreht sich nicht wie bekannte Propellersysteme um die Horizontalachse, sondern um die Vertikalachse und ist damit windrichtungsunabhängig. Die 4,00 Meter hohe Anlage arbeitet ohne Lärm oder Schattenwurf.

Bautafel

Architekten: Klein Architekten, Budenheim (Entwurf, Energiekonzept) und pbr Planungsbüro Rohling, Jena (Genehmigungs- und Ausführungsplanung)
Projektbeteiligte: Ed. Züblin, Jena (Generalunternehmer); ipc Dr. Talkenberger, Lübeck (Bauprojektmanagement); Sehlhoff, Vilsbiburg (Tragwerksplanung); Merk Timber, Aichach (Tragwerk Holzbau); bauart Konstruktions Gesellschaft, Lauterbach (Brandschutz); Luvside, Grünwald bei München (Windkraftanlage)
Bauherr: Stadtwerke Lübeck
Fertigstellung: Dezember 2014
Standort: Geniner Straße 80, 23560 Lübeck
Bildnachweis: Ulrich Hoppe, Hamburg

Fachwissen zum Thema

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Mäanderförmig verlegte Fußbodenheizung

Heizflächen

Fußbodenheizung

Heizflächen

Fußbodenkühlung

KWK-Anlagen gewinnen aus Brennstoffen gleichzeitig Wärme und Strom. Welcher Brennstoff dabei verwendet wird, ist zunächst zweitrangig.

KWK-Anlagen gewinnen aus Brennstoffen gleichzeitig Wärme und Strom. Welcher Brennstoff dabei verwendet wird, ist zunächst zweitrangig.

Kraft-Wärme-Kopplung

Grundlagen der KWK

Surftipps

Kontakt Redaktion Baunetz Wissen: wissen@baunetz.de
Baunetz Wissen Heizung sponsored by:
Buderus | Bosch Thermotechnik GmbH | Kontakt 06441 418 0 | www.buderus.de