Umnutzung des Heizkraftwerks München-Obersendling

LED-bestückte Jalousie als Informationsportal

Nach einer Explosion im Jahr 1999 blieb das 1961 in München-Obersendling errichtete Heizkraftwerk jahrelang ungenutzt und befand sich trotz seiner stattlichen Größe fast gänzlich außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung. Erst 2010 wurde es von einem Investor gekauft, der Stenger2 Architekten und Partner aus München mit der Revitalisierung und Erweiterung des Industriedenkmals beauftragte, das nun seit 2016 Flächen für Büros, Gastronomie und Gewerbe bietet.

Der Turm des Kraftwerks bietet nach der Sanierung Platz für großzügige Loftbüros
Die Stahlrahmen der Tragkonstruk­tion sind sichtbar belassen worden und prägen die Büroräume
Vorhandene Lastenkräne, Schalttafeln, Kabel und Isolatoren wurden in das Innenraumkonzept integriert

Das Kraftwerk setzt sich im Wesentlichen aus drei Teilen zusammen: einem breiten, dreigeschossigen Sockel, einem Turm mit sieben Geschossen und zwei Schornsteinen, die es weithin sichtbar machen. Der Eigentümer legte großen Wert darauf, das Gebäude in seiner ursprünglichen Kubatur und mit den bestehenden Raumfolgen zu erhalten. Der Hauptmieter, ein Unternehmen, das auf den Verkauf von Möbeln und Wohnaccessoires spezialisiert ist, belegt den kompletten Sockel und die ersten drei Geschosse im Turm, was zusammen eine Fläche von 10.000 m² ergibt. Im Sockel konnte so die Originalstruktur größtenteils erhalten werden. Die Erschließung wurde in zwei Deckenausschnitte integriert, durch die ursprünglich Wärmetauscher geführt wurden. In einem dieser Ausschnitte fährt heute ein Glasaufzug. Zusätzlich sorgen die überdimensionalen Öffnungen für Blickbezüge auf den einzelnen Verkaufs- und Ausstellungsebenen. Im 4. Obergeschoss, dem ersten Geschoss des Turmes, befindet sich ein Restaurant, das über einen Zugang zur Dachterrasse auf dem Sockel verfügt und bei klarer Sicht einen weiten Blick bis in die Alpen bietet. In den oberen Geschossen des Turmes sind großzügige Loftbüros untergebracht. In den bis zu 5,00 Meter hohen Räumen sind die Stahlrahmen der Tragkonstruk­tion sichtbar geblieben. Hier wurden lediglich neue Decken eingezogen. Die Erschließung des Turmes erfolgt über ein Treppenhaus und zwei Aufzugskerne.

Während im Inneren der industrielle Charakter des Bauwerks weitestgehend erhalten blieb und Lastenkräne, Schalttafeln, Kabel und Isolatoren in das Raumkonzept integriert sind, wurden die Außenwände des Kraftwerkes stark geändert und geöffnet, um die Belichtung der dahinter liegenden Räume zu ermöglichen. Die großformatigen Öffnungen des siebengeschossigen Turms erhielten neue Fenster anstelle der alten Glasbausteine. Seine Fassade ist mit grauen, horizontalen Lamellen aus Aluminium verkleidet. Der Sockel hingegen ist mit eloxierten Aluminium-Streckmetallelementen in einem matten Bronzeton gestaltet bzw. verglast. Drei neue große Öffnungen versorgen das Innere des Sockels mit Tageslicht. Die größte Öffnung an der Drygalsky-Allee markiert gleichzeitig den Haupteingang in das Bauwerk.

Elektro
Für die Beleuchtung der Verkaufs- und Präsentationsflächen im Erdgeschoss und vom 1. bis 6. Obergeschoss kommen LED-Stromschienenstrahler zum Einsatz. Die Strahler sind an 3-Phasen-Stromschienen montiert und lassen sich jeweils um 355° drehen und um 180° schwenken. Mit 3.000 Kelvin sorgen sie für ein warmes Licht, das durch einen Aluminiumreflektor weit in den Raum gestreut wird. Durch ein Infrarot-Steuerungssystem mit Fernbedienung können sowohl einzelne Strahler als auch ganze Gruppen von Strahlern, die schwer zugänglich oder sehr hoch platziert sind, vom Boden aus modifiziert werden. Das Wärmemanagement der Strahler erfolgt mit Passivkühlung.

Bei den Lichtschaltern entschied man sich für ein schlichtes Design: Die alpinweißen Kippschalter aus Duroplast sind nahezu rahmenlos und haben eine quadratische Form mit den Maßen 81 x 81 mm. Die Rahmen sind 1- bis 5-fach waagerecht oder senkrecht eingesetzt und passen sich dezent in das Raumkonzept ein.

Die Eingangsfassade des Kraftwerks über dem Haupteingang an der Drygalsky-Allee dient seit 2015 als Versuchsfläche für eine sogenannte Media-Jalousie, die sich aus mehreren aneinandergekoppelten, LED-bestückten Jalousien zusammensetzt. So kann zum Beispiel neben Werbung auch jeder Kunde eigene Botschaften auf die Fassade posten. Die Inhalte werden über Smartphones oder einen beliebigen PC in eine Cloud übertragen und erscheinen zu einer vordefinierten Zeit an der Fassade. Eine Software berücksichtigt dabei die Fassadenstruktur, in einer grafischen Oberfläche wird das Fassadenraster vorgegeben. Direkt hinter der Glasfassade angebracht, ist die Media-Jalousie vor Wind, Wetter und jahreszeitlichen Temperaturschwankungen geschützt und dient nicht nur als Informationsträger, sondern gleichzeitig als Sonnenschutz. Sie ist von innen leicht zugänglich und kann so problemlos gereinigt, angepasst oder gesteuert werden.

Bautafel

Architekten: Stenger2 Architekten und Partner, München (Revitalisierung 2012-2016)
Projektbeteiligte: Roland Schneider, München (Statik Sockel); Ingenieurbüro für Baustatik Hans-Jürgen Aster, München (Statik Turm); Süss Staller Schmitt Ingenieure, Gräfelfing (Prüfstatik); IB Heß & Partner, Tannenberg (Haustechnik); IB Benesch-Maier, München (Elektroplanung); Ruco Licht, Augsburg (Lichtplanung EG-6.OG); Hildmann Wilke Studio, München (Lichtplanung 8.-9. OG); Jung, Schalksmühle (Schalter); Mediabiose, München (Media-Jalousie)
Bauherr: Kerscher Immobilien Holding, Gräfelfing
Nutzer: Kare Design, Garching-Hochbrück
Standort: Drygalski-Allee 25, 81477 München
Fertigstellung: 2016
Bildnachweis: Sascha Kletzsch, München; Markus Huber, München; Philipp Engelhardt | deltha hoch 3, München

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